Lehren aus Wirecard (Teil 6): Aufsicht über Unternehmen und Abschlussprüfer

Reformvorschläge des IDW unter der Lupe

Mit dem Wirecard-Skandal sind nicht nur die Wirtschaftsprüfer zunehmend in der Kritik. Die deutsche Bundesregierung hat den Vertrag mit der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) zum Ende 2021 gekündigt. Dabei war der Grund für die Gründung der Bilanzpolizei 2005 eine Reihe von Bilanzskandalen, die mit der Schaffung der privatrechtlichen Organisation verhindert werden sollten. Wie sich zeigt, ist dies ordentlich schief gegangen. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 5): Verbesserung der Prüfung durch den Abschlussprüfer

Reformvorschläge des IDW unter der Lupe

Am 18. Juni 2020 sollte es endlich so weit sein: Als letztes DAX-Unternehmen sollte der testierte Abschluss von Wirecard veröffentlicht werden. Fehlanzeige. EY hat das Testat verweigert. Es fehlten ausreichende Prüfungsnachweise über die Existenz von 1,9 Milliarden Euro – immerhin ca. ein Viertel der Bilanzsumme. Dabei handelt es sich um Guthaben auf Treuhandkonten. Mittlerweile hat EY Wirecard das Testat für 2019 versagt.

Es gibt bereits Kanzleien, die den Wirtschaftsprüfer verklagen wollen. Dabei stellt sich die Frage der Haftung von EY als Abschlussprüfer bei Wirecard (s. https://ey-klage.de/). Der aktuelle Bilanzskandal zeigt: Es gibt Reformbedarf. Der IDW wehrt sich allerdings vehement gegen allgemeine Änderungen des Regulierungsrahmens der Abschlussprüfung. Ich sehe dies anders: Gerade der aktuelle Skandal zeigt, dass es dringenden Reformbedarf gibt. Schauen wir uns die Vorschläge des IDWs genauer an. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 4): Verbesserung der Corporate Governance für Unternehmen von öffentlichem Interesse

Reformvorschläge des IDW unter der Lupe

Bei den Meldungen in der Presse zum Bilanzskandal bei Wirecard stehen auch immer wieder die Wirtschaftsprüfer in der Kritik. Das IDW hat am 15. Juli 2020 eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie einige Vorschläge zur Weiterentwicklung der derzeitigen Regelungen macht. Ein wichtiger Hinweis erfolgt gleich zu Beginn: Bei der Weiterentwicklung der Regelungen sollte auf allem auch den zunehmend komplexen und digitalen Geschäftsmodellen Rechnung getragen werden.

Denn wie der aktuelle Fall zeigt, muss sicherlich an mehreren Stellen nachgebessert werden. Wie immer trifft zunehmende Regulierung alle. Doch schauen wir uns einige Vorschläge des IDW zur Verbesserung der Corporate Governance an. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 3) – Reform der Wirtschaftsprüfung?

Die Schlagzeile der Financial Times vom 26. Juni 2020 hatte es in sich: “EY failed to check Wirecard bank statements for 3 years”. Bei aufgedeckten Bilanzskandalen kommt immer wieder die Kritik an den Abschlussprüfern auf. Wirecard wird in der Presse teilweise schon als „deutsches Enron“ bezeichnet.

EY hat die Abschlüsse von Wirecard bereits seit vielen Jahren geprüft. Bevor das Unternehmen EY als Prüfer engagiert hat, wurden die Gesellschaft mit einer Sonderprüfung beauftragt. Über die Historie der Abschlussprüfer bei Wirecard gibt es einige Geschichten. Dies möchte ich hier nicht weiter ausführen, sondern auf der bereits über Wirecard erschienene Buch hinweisen: „Wirecard Wirtschaftskrimi: Die Geschichte hinter dem Skandal“, das von einem Investoren-Kollektiv geschrieben wurde.

Ein paar Fakten…
Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 2) – Stärkung des Aufsichtsrates

Bei Bilanzskandalen gerät auch immer wieder der Aufsichtsrat in die Kritik: Ist er seinen Pflichten als Beratungs- und Kontrollorgan nachgekommen? Ein Blick in die Struktur des Aufsichtsrates bei Wirecard zeigt: Offenbar war zu viel Kritik seitens des Aufsichtsrates eher nicht gewünscht.

Eines kann an Wirecard jedoch kaum vorwerfen: Bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrates ist die Diversität gegeben. Zumindest hinsichtlich einer Frauenquote, unterschiedlicher Nationalitäten und der Altersstruktur im Gremium.

Ein paar Fakten…
Weiterlesen

Bildung einer Rückstellung für die Verpflichtung zur Räumung eines Baustellenlagers?

Handels- wie steuerrechtlich sind für ungewisse Verbindlichkeiten unstrittig Rückstellungen zu bilden. Die Finanzrechtsprechung hat dabei wegen der Streitanfälligkeit unsicherer Schulden in unzähligen Einzelurteilen sachverhaltsspezifische Lösungen gesucht. Jüngst hatte sich der BFH mit der Frage zu befassen, ob ein im Spezialgerüstbau bei Großindustrieanlagen tätiges Unternehmen für die Verpflichtung zur Räumung des Baustellenlagers eine Rückstellung zu bilden hat. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 1) – es braucht eine Bilanzpolizei

Es ist aus. Die Bilanzpolizei wird bald Geschichte sein. Doch ist dies die Lösung? Die Meldungen in der Presse haben sich seit dem 18. Juni 2020 überschlagen: An diesem Tag sollte der Geschäftsbericht des DAX-Konzerns Wirecard veröffentlicht werden. Mittlerweile wissen wir einiges mehr: Der Wirtschaftsprüfer hat das Testat verweigert, das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Die 1,9 Milliarden Euro soll es nie gegeben haben – diese Vorwürfe stehen auch zu zahlreichen Umsätzen und Geschäften im Ausland im Raum. Einer der Vorstände – mittlerweile Ex-Vorstand – ist auf der Flucht.

In meiner kurzen Serie „Lehren aus Wirecard“ möchte ich einige Themen ansprechen, die aufgrund dieses Bilanzskandals diskutiert werden sollten. Der Fall hat vor allem international auch große Wellen geschlagen. Damit das Vertrauen in den deutschen Kapitalmarkt wiederhergestellt werden kann, bedarf es einiger Reformen. Weiterlesen

Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse – noch viel Luft nach oben

Angabe der Restrukturierungs-Aufwendungen im DAX ist lückenhaft

Die Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse ist eines der Ziele von Investoren. Um dies zu erreichen, hat die DVFA (Deutsche Vereinigung für  Finanzanalyse und Asset Management) zwölf Empfehlungen herausgegeben, die dies ermöglichen sollen. Eine davon ist die Angabe der absoluten Höhe der Restrukturierungs-Aufwendungen im Jahresabschluss. Die Angabe ist allerdings freiwillig. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 0) – EY hatte Forensiker zur Unterstützung geholt

Wie aussagekräftig ist der neue Bestätigungsvermerk?

Eigentlich sollte die Serie mit Teil 1 starten. Doch im Causa Wirecard läuft vieles schneller, daher der kleine Vorschub. Denn die Diskussionen beginnen sich zu ändern: War der Wirtschaftsprüfer machtlos, einen angeblichen Betrug bei Wirecard aufzudecken? Stimmt, ein Wirtschaftsprüfer ist kein Forensiker.

Aber was ist denn eigentlich die Zielsetzung der Abschlussprüfung? Weiterlesen

Corona-Hauptversammlungen: Bessere Qualität der Antworten auf Aktionärsfragen!?

Aktionärsfragen: Dies ist bei einer virtuellen Hauptversammlung deutlich anders als bei einer Präsenz-Hauptversammlung. Die Fragen müssen vorher eingereicht werden. Meistens bis zu 48 Stunden davor. Rückfragen können nicht gestellt werden. Zumindest auf einer deutschen virtuellen Hauptversammlung habe ich dies in diesem Jahr noch nicht erlebt.

Organisation: Wie die Fragen beantwortet wurden

Es gab Befürchtungen, dass unangenehme Fragen nicht beantwortet werden. Meine Feststellungen: Auch wenn hunderte eingereicht wurden, die Unternehmen haben alle eingereichten Fragen beantwortet. Unterschiede gab es jedoch bei der Strukturierung der eingereichten Fragen. Weiterlesen