Welche Gefahr birgt die Niedrigzinspolitik der EZB für den deutschen Mittelstand?

Aufgrund der seit 2008 immer weiter sinkenden Zinssätze der Europäischen Zentralbank wirken sich diese nun auch langfristig erheblich auf die Jahresabschlüsse deutscher Mittelständler aus. Wie das Handelsblatt im Februar 2016 berichtete, musste beispielsweise die Gütersloher Gröscher GmbH aufgrund steigender Pensionslasten Insolvenz anmelden.

Auch durch die Gesetzesänderung hat sich nur wenig verändert. So werden nunmehr die letzten zehn Jahre als Rechnungszins und nicht wie bisher die letzten sieben Jahre herangezogen. Mehr dazu finden Sie in dem letzten Blogbeitrag von Herrn Prof. Dr. Robin Mujkanovic (http://www.nwb-experten-blog.de/abzinsung-von-pensionsrueckstellungen-gesetz-verabschiedet/). Es wird von Unternehmen kritisiert, dass das Problem lediglich in die Zukunft verschoben wird. Da eine Zinserhöhung in nächster Zeit vor allem auch durch die Entscheidungen der EZB am 10. März 2016 in weite Ferne gerückt ist, wird die Niedrigzinspolitik noch anhalten.

Endlich werden nicht nur die Vorteile der Niedrigzinspolitik diskutiert, sondern ihre erheblichen negativen Auswirkungen auf lange Sicht. In der Vergangenheit wurden meistens nur die Sparer als Verlierer dargestellt, da sie mit negativen Realzinsen konfrontiert waren. Was aber leider oft vernachlässigt wurde, waren die langfristigen Auswirkungen: Durch sinkende Zinssätze verringert sich der Barwert künftiger Zahlungen. Ein Unternehmen muss also heute höhere Pensionsrückstellungen bilden, um die Betriebsrente seiner Mitarbeiter in der Zukunft bezahlen zu können. Bei höheren Zinssätzen würden die Beträge erheblich sinken.

Da laut Aussage des Handelsblattes vom 19. Februar 2016 in Deutschland immerhin 44.000 Unternehmen ihren Mitarbeitern betriebliche Altersvorsorge anbieten, wird uns das Problem in Zukunft sicherlich noch beschäftigen. Interessant wäre die Frage, wie viele Mitarbeiter davon betroffen sind und wann sie voraussichtlich in Ruhestand gehen werden.

Vor allem auch für börsennotierte Unternehmen, die nach der internationalen Rechnungslegung nach IFRS bilanzieren, kann die erhöhte Bildung von Rückstellungen schwierig sein. Dies liegt daran, dass die Rückstellungsbildung zu geringeren Gewinnen führt. Dadurch werden teilweise nur geringere Dividenden bezahlt. Sofern die Aktionäre nicht hinreichend darüber informiert sind, warum die Gewinne niedriger sind, könnte sich die geringe Dividendenzahlungen und Gewinne auch auf die Aktienkurse auswirken.

Fazit: Eine einfache Lösung mag es an dieser Stelle womöglich nicht geben. Aber endlich werden auch die Nachteile der Niedrigzinspolitik im Hinblick auf die Altersvorsorge diskutiert. Die Party, die es eigentlich nie gab, ist nun zu Ende.

Quellen:

Handelsblatt, 19. Februar 2016: Im Unruhestand, Die Pensionslasten werden zur Bedrohung für den Mittelstand. Die versprochenen Entlastungen gehen vielen nicht weit genug, Seite 18-19

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