Weiterbildungen sind wichtig, auch für Aufsichtsräte. So sehen dies auch die DAX-Unternehmen. Allerdings lässt die Teilnahme an Fortbildungen derzeit noch zu wünschen übrig. Doch woran liegt es? Schauen wir genauer hin.
Die Hochschule Landshut hat 2017 eine Aufsichtsratsstudie durchgeführt. Befragt wurden alle Vorstände und Aufsichtsräte der Unternehmen des DAX, MDAX, SDAX sowie TexDAX – also den absoluten Profis unter den Aufsichtsräten, sozusagen die oberste Liga, wie man im Fußball sagen würde. Thema war nicht alleine die Weiterbildung von Aufsichtsräten, sondern die Qualität der Aufsichtsräte.
Ergebnisse der Studie:
An der standardisierten Online-Befragung haben insgesamt 217 Personen teilgenommen, 186 davon wurden vollständig ausgefüllt. Ist das nun viel? Mit einer Rücklaufquote von 10,5 Prozent eher nicht. Dies ist bei Umfragen allerdings keine Seltenheit. So gesehen sind die Ergebnisse vielleicht nicht ganz repräsentativ.
Neben anderen Merkmalen wurden Weiterbildungen von vielen als Kriterium für die Qualität von Aufsichtsräten erachtet. Skeptischer waren die Befragten jedoch gegenüber Fortbildungs-Zertifikaten. Mittlerweile gibt es einige Anbieter, darunter die Deutsche Börse, bei denen Aufsichtsräte und Interessanten ein Zertifikat durch die Teilnahme an verschiedenen Weiterbildungen und das Ablegen einer Prüfung erlangen. Sie dürfen sich dann als zertifizierte Aufsichtsräte bezeichnen.
Zwar werden Weiterbildungen allgemein nicht so kritisch beäugt wie die dazugehörenden Zertifikate. Dennoch nehmen laut Aussage der Studie nur knapp 20 Prozent der Aufsichtsräte an Fortbildungen teil. Als Gründe werden ein fehlendes adäquates Angebot sowie eine überhöhte Selbsteinschätzung der Aufsichtsräte genannt.
Es gibt zwar ein zunehmendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten für Aufsichtsräte, aber in der Tat hat der Markt noch ein erhebliches Wachstumspotenzial.
Über welche wichtigen Kenntnisse sollte ein Aufsichtrat verfügen?
Bei Aufsichtsräten in Unternehmen, die nicht in einer großen Börsenliga spielen, sind diese sehr unterschiedlich. Gerade da in einigen öffentlichen Unternehmen die Aufsichtsräte teilweise automatisch aus dem Gemeinderat o.ä. kommen, sind hier nicht immer die erforderlichen Kenntnisse vorhanden. Insbesondere für junge Aufsichtsräte mit wenig Gremienerfahrung ist die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen empfehlenswert.
Unternehmen sollten ein Interesse daran haben, dass sich ihre Aufsichtsräte weiterbilden. Dies schützt auch das Unternehmen: Denn nur wenn die Aufsichtsräte die notwendigen theoretischen Kenntnisse haben, können sie diese bei der praktischen Aufsichtsratsarbeit einsetzen. Die Kosten sollten vom Unternehmen im eigenen Interesse übernommen werden. Bei speziellen Themen kann es sich sicherlich auch lohnen, einen Experten für eine Inhouse-Schulungen ins Haus zu holen. So kann der gesamte Aufsichtsrat profitieren.
Bei vielen Aufsichtsräten ist auch die Zeit ein knapper Faktor. Hier gibt es auch zunehmend Angebote für Online-Schulungen. Dabei werden nicht nur die Reisekosten gespart, sondern einige Videos können auch zeitlich flexibel zur Weiterbildung eingesetzt werden. Auch hier gibt es immer mehr Angebote. Übersättigt ist der Markt hier jedoch noch nicht.
Fazit:
Unternehmen sollten ihren Aufsichtsräten Weiterbildungen nicht nur ermöglichen, sondern dies auch finanziell fördern. Letztendlich profitieren alle Beteiligten davon.
Lesen Sie dazu auch:
Bürker, Michael (2017). Aufsichtsratsstudie 2017. Empirische Untersuchung zu Anforderungen und Qualitätswahrnehmung von Aufsichtsräten in börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland.
(Quelle: www.haw-landshut.de, zuletzt abgerufen am 17.10.2018)