Eigene Fehler eingestehen? Die Konsequenzen daraus ziehen oder sich sogar dafür entschuldigen? Das dauert im Causa Wirecard ziemlich lange. Bei den Banken sucht man danach bisher vergebens.
Wenn ich daran denke, wie ich als Selbständige meine Zahlen offenlegen muss und welche kritischen Fragen kommen, erschreckend. Schließlich wollte Wirecard nicht nur eine sechsstellige Summe von der Bank. Es ging doch um ein paar Nullen mehr vor dem Komma.
Rückblick: Warnzeichen seit 2015 (!)
Erschreckend ist vor allem, dass Wirecard auch nach dem vorgelegten Geschäftsbericht 2018 noch frisches Geld bekommen hat. Stimmt, EY hatte dafür ursprünglich einen Bestätigungsvermerk erteilt. Doch sollte man diesen auch lesen und nicht nur auf die Überschrift schauen.
Stimmt. Das ist etwas streng ausgedrückt. Die Banken schauen sich sicherlich die Unterlagen an. Doch muss man auch sagen: Bei den dreistelligen Millionenbeträgen würde ich annehmen, dass auch der Wirtschaftsprüferbericht nicht nur abgeheftet wird. Zu gerne hätte ich diesen Ende April 2019 gelesen, als der testierte Geschäftsbericht erschien. Mein erster Blick galt damals nämlich dem Inhalt des Bestätigungsvermerkes. Warum ich mich daran so genau erinnere? Weil ich damals zu einem Gespräch bei Finance-TV zum Thema Bilanzfälschung eingeladen war. Über Wirecard konnten wir uns allerdings nur hinter den Kulissen unterhalten.
Nun ja, es ist keine Pflicht, in den Wirtschaftsprüfungsbericht zu schauen. Bei den Warnhinweisen, die es jedoch bei Wirecard seit 2015 (!) schon gab, sollte dies jedoch erfolgen, Und zwar kritisch. Doch mit einem kritischen Blick nahmen es die Banken offenbar nicht so genau.
Selbst ohne einen detaillierten Blick in den Bericht des Wirtschaftsprüfers, hätte eine kurze Bilanzanalyse einige Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel warum Wirecard immer weitere Kredite von Banken benötigt, wenn sowohl Gewinne als auch Liquidität sprudeln wie der Trevi-Brunnen in Rom.
Und nun?
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Commerzbank verlangt Aufklärung. Herrn Heckmann fällt es schwer zu glauben, dass es intern keine Fehler gegeben habe. Er fordert eine Sonderprüfung, schließlich ist er auch Aktionär seines ehemaligen Arbeitgebers. Das Risikomanagement hat hier auf ganzer Linie versagt.
Der Causa Wirecard wird hier sicherlich noch einige erschreckende Erkenntnisse zutage bringen. Doch wie sagt man bereits seinen Kindern: Aus Fehlern lernt man. Es bleibt zu hoffen, dass dies auch bei den Banken umgesetzt werden wird. Bei der Commerzbank geht es schließlich um 200 Mio. €.
Für weitere Details lohnt es sich, die beiden Artikel von Meike Schreiber in der Süddeutschen Zeitung zu lesen:
- Hätte Wirecard früher auffliegen können?
- Herr Heckmann stellt Fragen
(jeweils sueddeutsche.de)