In den letzten Wochen gab es nahezu täglich neue Meldungen beim Bilanzskandal des (Noch)-DAX-Konzerns Wirecard. Doch auch bei Steinhoff gibt es Bewegungen. Der Konzern hatte Bilanzen gefälscht, um Verluste zu vertuschen. Aufgedeckt wurden die Manipulationen vor mehr als zwei Jahren.
Wie heutzutage Bilanzen gefälscht werden
Die neue Welle von Bilanzfälschung zeigt: Heutzutage wird vor allem beim immateriellen Vermögen geschummelt. Und auf internationaler Ebene. Zumindest gibt es in diesen Punkten Ähnlichkeiten zwischen Steinhoff und Wirecard. Auch bei Steinhoff wurde das immaterielle Vermögen aufgebläht, um die Bilanzen zu manipulieren. Dies gelang beispielsweise über erhöhte Kaufpreise für angeblich fremde Firmen. Wertminderungen wurden unterlassen, um den Gewinn nicht zu belasten.
Da die Manipulationen heutzutage global erfolgen, erschwert dies die Aufdeckung. Somit werden die Zahlen in ausländischen Gesellschaften mit illegalen Mitteln geschönt. Da sie in den Konzernabschluss einfließen, kann durch intransparente Berichterstattung ein genauerer Einblick verhindert werden.
Die Besonderheiten im Causa Wirecard
Anders als bei Steinhoff und der Bilanzskandal-Welle zu Beginn der 2000er Jahre galt das Geschäftsmodell von Wirecard (Zahlungsdienstleister) als zukunftsfähig. Als Grund für Bilanzmanipulationen gilt beispielsweise die Verschleierung von Verlusten.
Aktuellen Pressemeldungen ist zu entnehmen, dass bei Wirecard offenbar ebenfalls Verluste im Rahmen von Bilanzmanipulationen verschleiert wurden. Die hohen Gewinnmargen im Vergleich zur Konkurrenz waren jedoch eines der Warnzeichen, die für ein rotes Lämpchen bei Anlegern sorgen sollte.
Da es sich um ein innovatives Geschäftsmodell handelte, hat dies möglicherweise auch dazu beigetragen, dass viele an Wirecard geglaubt haben – trotz der zahlreichen kritischen Beiträge der Financial Times. Der Traum vom großen Gewinn mit Aktien ist jedoch zerstört worden: Das war doch zu schön, um wahr zu sein.
Was wir daraus lernen können
Wie der Fall Wirecard zeigt: Auch bei zukunftsfähigen Geschäftsmodellen sollten Investoren kritisch sein, wenn die Gewinnmargen deutlich höher sind als bei der Konkurrenz. Dollar-Zeichen in den Augen sollen nicht davon ablenken, die Zahlen genauer zu analysieren und vor allem die Quelle des Gewinns kritisch hinterfragen.
Denn eines wird häufig vergessen: Die Plausibilität wird von den Fälschern immer wieder vergessen. So hätte beispielsweise der Lebensmittelkonzern Parmalat laut der ausgewiesenen Zahlen bei jährlich 210 Liter pro Kubaner gelegen. Bei Wirecard war dies der Bezug zu den abgewickelten Bankgeschäften auf den Philippinen, der auffallend hoch war.
Lesen Sie dazu auch meine Beiträge im NWB Experten-Blog:
Update Bilanzskandale: Steinhoff kann atmen – vorerst
Update Bilanzskandale: Steinhoff erhält ein Jahr länger Atempause als die deutsche Nationalmannschaft
Verspäteter Aprilscherz? – Wert des Immobilienportfolios bei Steinhoff schmilzt wie ein Eis in der Sonne
Und im Finance-Magazin-Blog „Abgeschminkt“:
Steinhoff und das verflixte immaterielle Vermögen