Steinhoff und die deutsche Nationalmannschaft – was haben sie gemeinsam? Die deutsche Nationalmannschaft muss bereits 2020 bei der Europameisterschaft zeigen, dass es wieder aufwärts geht nach dem WM-Debakel in diesem Jahr. Steinhoff hat hingegen Zeit bis 2021, denn bis dahin haben sie mit ihren Gläubigern ein sogenanntes Stillhalteabkommen abgeschlossen.
Also alles entspannt? Nein – absolut nicht. Steinhoff muss zwar bis 2012 weder Zins- noch Tilgungszahlungen leisten. Allerdings verschafft das dem mit mehr als neun Milliarden Euro verschuldeten Konzern nur vorübergehend Luft. Gerettet ist der Konzern damit keinesfalls. Denn die Zinsen und Zinseszinsen werden ab 2021 fällig. Bei einer Verzinsung von 10 % wird so aus einem Sümmchen eine große Summe. Zinssätze bilden auch immer Risiko mit ab, auch wenn so mancher Gläubiger dies bei hohen Zinssätzen vergessen oder verdrängen mag.
Die Schuldenlast ist erdrückend. Ohne einen Aufschub würden die Schulden das Vermögen nahezu auffressen. Denn die tatsächlichen Vermögenspositionen sind deutlich niedriger als die aufgeblasenen Werte, die in den gefälschten Bilanzen ausgewiesen wurden. Da war das Papier in vielen Fällen mehr wert als der darauf notierte angebliche Buchwert eines Grundstücks.
Steinhoff wurden keine Schulden erlassen, das sollte man nicht vergessen. Dem Konzern steht viel Arbeit bevor, denn um 2021 nicht nur die angehäuften Zinsen und Zinseszinsen sowie die Tilgungen bezahlen zu können, muss der Konzern mittelfristig Gewinne schreiben – und zwar echte Gewinne. Verkäufe von Unternehmensteilen können vielleicht helfen, aber alles lässt sich eben nur einmal verkaufen. Langfristig hilft nur, dass der Konzern mit dem eigentlichen Betriebszweck Geld verdient, andernfalls ist die Existenz bedroht.
Eine Fortführungsprognose liegt mittlerweile vor. Die sollte allerdings nicht zu einer Euphorie führen. Denn detaillierte Ergebnisse liefert PwC erst im Dezember 2018. Bis dahin müssen wir uns noch in Geduld üben, denn die komplexe Konzernstruktur muss aufgearbeitet werden. Da können möglicherweise noch „faule Äpfel“ auftauchen, die bisher noch im Verborgenen sind.
Auch wenn sich die finanzielle Situation wieder bessern wird: Der Konzern sollte bereits jetzt die Belastung der Liquidität ab 2021 im Blick haben. Auch wenn bis dahin noch etwas Zeit bleibt: Von einer Atempause, wie die deutsche Nationalelf es sicherlich hat, kann Steinhoff nur träumen.
Fazit:
Nicht nur die deutsche Nationalmannschaft, sondern auch Steinhoff haben arbeitsreiche Jahre vor sich, um wieder Erfolge feiern zu können. Ob die harte Arbeit sich lohnen wird, wissen wir erst in ein paar Jahren.
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