Update Bilanzskandale: Professionelle Bilanzfälscher waren bei Steinhoff am Werk

Das Warten hat ein Ende – der Steinhoff-Bericht von pwc ist endlich da


Der Google-Alert läuft seit Freitag wieder heiß. Der lang ersehnte Bericht von pwc ist nach anderthalb Jahren da. Die Meldungen diverser Medien legen nahe: Hier handelt es sich um professionelle Bilanzfälscher.

Umsatzerlöse und Gewinne aufgepumpt

Wie in den meisten Fällen von Bilanzfälschungen wurden auch bei Steinhoff die Umsatzerlöse und Gewinne zu hoch ausgewiesen – Geschäfte sollen fingiert worden sein. Ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Offenbar wurden von den Fälschern auch entsprechende Belege rückdatiert, um die Manipulationen zu verdecken. Bei den manipulierten Transaktionen wird eine Summe von 6,5 Mrd. € genannt. Mit diesem Betrag könnte man ungefähr sechs Wembley-Stadien wie in London bauen. Oder 170.000 Grundschullehrer für ein Jahr bezahlen.

Die zu hoch ausgewiesenen Gewinne und Umsatzerlöse müssen nun korrigiert werden. Bei den Firmenwerten wurden schon 10,5 Mrd. € abgeschrieben. Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, wie leicht der Gewinn beeinflusst werden kann. Am Cashflow geht dies spurlos vorüber.

Täterprofil: Warum und von wem die Bilanzen gefälscht wurden

Laut den Meldungen diverser Medien waren eine kleine Gruppe ehemaliger Mitarbeiter von Steinhoff für die Manipulationen verantwortlich. Keiner der Fälscher arbeitet dort noch. Es ist möglich, dass diese sich durch die Scheingeschäfte selbst bereichert haben. Das wäre dann auch ein mögliches Motiv.

Einer der Gründe, warum Mitarbeiter Scheingeschäfte erfinden, ist die persönliche Bereicherung. Sei es, dass der private Lebensstil sich nicht mit dem Gehalt erzielen lässt oder aber eine persönliche finanzielle Notlage auf diese Weise „gelöst“ werden soll. Da bei Steinhoff laut Aussage der Medien auch firmenfremde Personen beteiligt waren, kann von einer persönlichen Bereicherung der beteiligten Personen ausgegangen werden.

Umfangreicher Bericht liefert Stoff für einen Krimi

Der nicht veröffentlichte Bericht umfasst 3.000 Seiten. Genügend Material für einen Kriminalroman über die Bilanzfälschung im Steinhoff-Konzern – wie auch über den Fall Enron („Verschwörung der Narren: Der Enron-Skandal: Eine wahre Geschichte“). Ich wäre auf alle Fälle einer der ersten Leserinnen.

Fazit

Warten wir ab, ob noch weitere Details der Bilanzfälschung von Steinhoff an die Öffentlichkeit gelangen. Sollten Sie sich für konkrete Fälle von Bilanzmanipulationen interessieren, lesen Sie dazu demnächst in der Zeitschrift Steuern und Bilanzen des NWB-Verlags zwei Aufsätze. Dort werden anonymisiert Beispiele beschrieben, wie Bilanzfälscher vorgegangen sind.

Lesen Sie dazu auch:

Update: Inzwischen sind die angekündigten StuB-Beiträge erschienen:

Bilanzfälschung im HGB-Jahresabschluss anhand von Praxisbeispielen (StuB 8/2019 v. 26.04.2019 S. 297, NWB JAAAH-11952)
(für Abonnenten kostenfrei abrufbar)


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