Wirecard kommt nicht aus den Schlagzeilen
Mittlerweile erscheint bei Google bei der Suche nach „Wirecard Bilanz“ eine automatische Ergänzung: „Bilanzfälschung“. Gegen das Unternehmen stehen derzeit Vorwürfe wegen Geldwäsche und Bilanzmanipulation im Raum. Laut einer Meldung des Manager Magazins vom 8. Februar 2019 geht Wirecard gegen die Berichterstattung der Financial Times vor. Ein sehr unschönes Beispiel. Haben wir derzeit doch die Aufklärung des Bilanzskandals um Steinhoff. Das Vertrauen in die gültigen Regelungen – Corporate Governance und Compliance – wird dadurch geschwächt.
Fall Wirecard: Herausforderungen beim Aufstieg in die erste Börsenliga
Ein schnelles und enormes Wachstum wird i.d.R. von den Investoren als positiv wahrgenommen. Allerdings bringt dies für das betroffene Unternehmen auch zunehmende Herausforderungen mit sich. Durch den Aufstieg in den DAX ist Wirecard vor einigen Monaten zunehmend in den Fokus von Investoren gerückt – ein normaler Vorgang.
Auch der Aufsichtsrat ist laut Aussage des Corporate-Governance Experten Christian Strenger recht vernünftig besetzt, wie er in einem Interview dem Handelsblatt sagte. So hat das Unternehmen bei der Aufsicht des Vorstands die Hausaufgaben sehr gut gemacht.
Bei Wirecard besteht zudem die Herausforderung, dass das Geschäftsmodell komplex und damit für viele intransparent ist. Diese Problematik stellt sich im Zuge der Digitalisierung nicht nur beim DAX-Neuling. Auch etablierte Unternehmen haben zunehmend komplexere Geschäftsmodelle, die Investoren nur dann verstehen können, wenn sie sehr umfangreiche Kompetenzen im Bereich Künstliche Intelligenz, digitale Bezahlsysteme oder vergleichbaren Themen haben.
Akte „Wirecard“: Welche Lehren daraus gezogen werden können
Sowohl die Investor Relations-Abteilung als auch die Compliance-Abteilung sind bei Wirecard noch unterbesetzt. Ist der Vorlauf für DAX-Neulinge zu knapp? Denn es müssen bei einem Aufstieg nicht nur die entsprechenden Stellen geschaffen, die Mitarbeiter gefunden, sondern auch die internen Strukturen angepasst werden. Diese Aufgaben benötigen alle vor allem eines: Zeit. Denn bei einer neu geschaffenen bzw. deutlich größeren Abteilung, müssen die Mitarbeiter erst die Anwendung und interne Abläufe kennen, besprechen und anwenden. Sollten daher die Regeln so angepasst werden, dass der zeitliche Vorlauf bei DAX-Neulingen länger ist? Wie der aktuelle Fall zeigt, sollte dies zumindest diskutiert werden. Die praktische Umsetzung ist möglicherweise schwierig.
Sollten Nachweise vorliegen, dass die Vorwürfe sich als falsch herausstellen, zeigt sich Folgendes: Ein Vorwurf, dass Bilanzen manipuliert werden, sollte nicht vorschnell öffentlich gemacht werden. Andererseits kann dies das Aufdecken von tatsächlichen Manipulationen erschweren. Pest oder Cholera – beide Varianten sind nicht unproblematisch.
Fazit:
Nicht nur für Wirecard bleibt zu hoffen, dass sich die Vorwürfe zur Bilanzfälschung als fehlerhaft erweisen. Warten wir es ab.
Weitere Informationen:
- Rezmer, Anke: Corporate-Governance-Experte zu Wirecard:
„Die Aussage eines renommierten Prüfers würde helfen“ (www.handelsblatt.com) - Schnell, Christian (Kommentar):
Wirecard muss jetzt liefern (www.handelsblatt.com) - Wirecard verklagt Financial Times (www.manager-magazin.de)(jeweils abgerufen am 12.02.2019)