Bilanzfälschung bei Poco sorgt für Wirbel
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Eine Zeit, in der man noch einmal in aller Ruhe das bald endende Jahr Revue passieren lässt. Ruhe? Weit gefehlt. Seit mehr als zwei Wochen läuft bei mir der Google-Alert mit dem Stichwort „Bilanzfälschung“ auf Hochtouren. Stichwort „Poco“. Noch nie gehört? Die Werbung von Poco kennen Sie vielleicht. Keine Werbung, die man sich öfters ansehen kann. Ich zumindest nicht.
Vernichtung von Börsenwerten in Milliardenhöhe. Testate der Wirtschaftsprüfer werden angezweifelt. Kreditwürdigkeit vergleichbar mit dem einer Mülltonne. Übertreibungen? Leider nicht. Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr als 13 Milliarden Euro an Börsenwerten vernichtet. Eine Unsumme. Dafür kann man vielleicht 1,5 Flughäfen à la Berlin bauen. Zu optimistisch? Nun, für einen reicht es vielleicht.
Es wird vermutet, dass der Steinhoff-Konzern überhöhte Umsatzerlöse ausgewiesen hat. Typisches Lehrbuch-Beispiel von Bilanzfälschung. Leider bestätigt sich diese Theorie möglicherweise. Dazu müssen wir jedoch noch abwarten, was die derzeitigen Untersuchungen ergeben. Von den Ratingagenturen wurde das Unternehmen mittlerweile herabgestuft. Die Kreditwürdigkeit ist inzwischen auf einem Ramsch-Niveau.
Die Testate von 2014 bis 2016 werden mittlerweile angezweifelt und sollen daher untersucht werden. Eine dicke Ohrfeige für die Wirtschaftsprüfer. Für die Branche bleibt zu hoffen, dass sich die Anschuldigungen nicht bestätigen bzw. sie ihren Pflichten nachgekommen sind. Denn die Überprüfung der Werthaltigkeit bestimmter Vermögensgegenstände ist eine deutlich komplexere Thematik als der Ausweis zu hoher Umsatzerlöse. Bei der Durchführung der Prüfung kann der Wirtschaftsprüfer sicherlich nicht immer leicht abschätzen, inwieweit die Aussagen über die Werthaltigkeit eines Vermögenswertes des Managements einzuordnen sind. So vermute ich dies zumindest als Nicht-Wirtschaftsprüferin.
Dieses Beispiel zeigt: Ein Verdacht, auch wenn er noch nicht bestätigt ist, schädigt den Ruf und vernichtet Kapital. Ob die Konsumenten darauf reagieren, steht dabei noch einmal auf einem ganz anderen Stern. Denn die extensive Steuervermeidung einiger Konzerne wie beispielsweise Apple, Amazon und Google scheint die Konsumfreude der Kunden nicht zu beeinträchtigen. Zumindest nicht nachhaltig.
Ermittelt wird laut einiger Meldungen offenbar bereits seit einiger Zeit. Doch warum erfährt die Öffentlichkeit erst jetzt davon? Gute Frage. Meine Erklärung ist die folgende: Das Beispiel Poco zeigt, wie sich die Meldungen zum Verdacht auf Bilanzfälschung auf den Aktienkurs auswirken. Dieser ist regelrecht eingebrochen – teilweise um 90 Prozent. Wenn ein Verdacht an die Öffentlichkeit dringt, der sich im Nachhinein als falsch herausstellt, wäre der Schaden sicherlich höher. Es ist also vermutlich eine Abwägungssache.
Fazit: Warten wir ab, wie es weitergeht und hoffen, es wird nicht allzu schlimm. Denn je mehr Bilanzskandale wir in der heutigen Zeit haben, desto mehr zeigt sich: Die durch die Häufung von Bilanzskandalen Anfang der Jahrtausendwende eingeführten neuen Gesetze und Vorschriften können Bilanzfälschung nicht verhindern.
dies zeigt dass die Gesetzgebungswut wirtschaftliches Verständnis und Fehlverhalten nicht ausgleichen kann. Die treue Gesetzesbefolgung führt dagegen zu sehr kurzfristigen Bewertungen wirtschaftlich komplexer Vorgänge. Dies kann ohne entsprechende Erfahrungswerte in der Praxis der Betriebe nicht mit der Digitalisierung ausgeglichen werden.
Besten Dank für Ihren Kommentar. Da haben Sie Recht – in diesem Fall muss man wohl sagen: leider.