Update Bilanzskandale: „Die Leute glauben nicht, was sie sehen, sie sehen, was sie glauben“

„Film ab“ – Was wir aus der Geschichte von Flowtex lernen können


„Die Leute glauben nicht, was sie sehen, sie sehen, was sie glauben.“ Dieses Zitat entstammt aus dem Film „Big Manni“, in dem die Geschichte des badischen Unternehmens Flowtex gezeigt wird. Auch wenn die Verhaftung des echten Big Mannis bereits fast zwei Jahrzehnte her ist: Die These ist heute immer noch zutreffend. Wie der aktuelle Fall um den Konzern Steinhoff zeigt, konnten die neuen Vorschriften, Regelungen und Gesetze auch hier keine Bilanzmanipulationen verhindern.

Auch andere haben profitiert

Wie der Film deutlich zeigt, ließen sich Banker, Politiker und andere Außenstehende durch Einladungen zu einem Flug ins Elsass zum Mittagessen, einer Einladung zur legendären Feier des 50. Geburtstag auf dem luxuriösen Anwesen von Big Manni oder dessen Charme beeindrucken. Der kritische Polizist im Film stößt auf wenig Gegenliebe bei seinem Eifer, Big Manni eine begangene Straftat nachweisen zu können. Was auch sehr deutlich wird: Der Sumpf wird immer größer, sodass irgendwann ein Ausstieg aus der Schwindelei gar nicht mehr möglich erscheint. Auch haben aufgrund des Aufstiegs von Flowtex auch andere Personen profitiert, die beispielsweise befördert wurden.

Bilanzmanipulationen sind aufwendig

Welcher Aufwand betrieben wurde, um die Tatsachen zu verdecken, zeigt nicht nur der Film. Auch ein Werbevideo – das immer noch auf YouTube zu finden ist – zeigt dies deutlich. Eine angebliche Tätigkeit in Ägypten mit einem Werbeschild von Flowtex ist dabei nur ein Beispiel. Bei Besuchen auf vermeintlichen Baustellen, bei denen der Horizontalbohrer zum Einsatz kam – der in Wirklichkeit nie so funktionierte wie gewünscht – wurden den arbeitenden Bauarbeitern größere Scheine in die Hand gedrückt. In der großen Halle waren immer nur wenige Maschinen. Laut Bilanz existierten erheblich mehr der hochpreisigen Horizontalbohrer als in Wirklichkeit. Verdeckt wurde dies wie folgt: Alle Bohrer hatten Seriennummern. Eine Maschine konnte so an einem Tag als eine neue Maschine präsentiert und am nächsten Tag als Maschine, die gerade von Kunden kam, gezeigt werden. Dazu musste entsprechend über Nacht die Maschine mit Hilfe einer Betonmaschine mit Dreck bespritzt werden, um die Erläuterungen realistisch darstellen zu können.

Dokumentation mit Big Manni

In einer Dokumentation anschließend an den Film wurden nicht nur Big Manni, sondern auch einige ehemalige Mitarbeiter interviewt. Für manche Zuschauer mag Big Manni als sympathischer Mensch herüberkommen. Er hat schließlich vor allem Banken geschädigt – und nicht wie in vielen anderen Fällen von Manipulationen in großem Stile Lieferanten oder Mitarbeiter. Die Mitarbeiter berichten positiv über ihren ehemaligen Chef. Auch sie waren bei der legendären Geburtstagsfeier eingeladen und servierten als Crew verkleidet Getränke und fühlen sich so als Teil der Gemeinschaft.

Was wir aus der Geschichte lernen können

Gier und Macht führten dazu, dass die Banken bei Big Manni nicht besonders kritisch hinschauten. Auch wenn die Vorschriften mittlerweile deutlich strenger sind: Genau diese Motive führen immer wieder dazu, dass trotzdem geltende Regelungen übergangen werden. Im Film wird der Größenwahnsinn durch den Baden Airpark deutlich. Den Flughafen haben wir Baden-Württemberger doch tatsächlich Big Manni zu verdanken.

Einen Dank an den Regisseur und Autor Niki Stein, der im Gegensatz zu seinen Tatort-Filmen für die Zuschauer nun eine wahre Geschichte als Satire produzierte.

Lesen Sie hierzu auch folgende meiner Beiträge im NWB Experten-Blog:

YouTube:

FlowTex-Werbevideo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

37 − = 30