Umsatzrückgang bei BMW: Was die Aktivierung von Entwicklungskosten für die Bilanz bedeutet

BMW steht im dritten Quartal 2024 vor erheblichen Herausforderungen: Ein deutlicher Umsatzrückgang und ein dramatischer Gewinnverlust werfen Fragen auf. Doch eine Kennzahl sticht hervor, die mehr über die Finanzstrategie des Unternehmens verrät als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Sie gibt einen spannenden Einblick, wie BMW seine Gewinne schonen kann.

Ein Blick in die Quartalsmitteilung

Der Umsatz von BMW ist deutlich zurückgegangen: Im dritten Quartal lag der Umsatz um knapp 16 % unter dem Vorjahreswert. Auch wenn der Blick auf die gesamten neun Monate ein etwas positiveres Bild zeigt: Der Trend ist eindeutig. BMW verkauft immer weniger Fahrzeuge. In den ersten neun Monaten 2024 waren es knapp 6 % weniger als im Vorjahr.

Der geringere Absatz schlägt sich auch sehr deutlich im Ergebnis nieder: Der Gewinn im dritten Quartal 2024 ist um 84 % niedriger als im Vorjahresquartal. Auch für das Gesamtjahr ergibt sich ein eher düsteres Bild: Der Gewinn 2024 ist um mehr als ein Drittel niedriger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres.

Interessant ist der Blick auf die Entwicklungskosten. Anders als etwa in der Pharmaindustrie werden diese in der Automobilindustrie häufig aktiviert. Das liegt unter anderem daran, dass es hier nicht um die Frage geht, ob ein neue Automodell jemals auf den Markt kommt, sondern wann.

Warum ist das interessant? Aktivierte Entwicklungskosten „schonen“ den Gewinn, weil die angefallenen Kosten als immaterieller Vermögenswert aktiviert und eben nicht direkt als Aufwand verbucht werden. Eine Kennzahl sticht dabei ins Auge: die Aktivierungsquote. Was sie aussagt? Sie gibt den Anteil der aktivierten Entwicklungskosten an den gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten an. Und der ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen: Um fast 20 %, um genau zu sein. Im Geschäftsjahr 2024 wurden bisher 35,3 % der Entwicklungskosten aktiviert. Sie wollen es genauer wissen? Dann schauen Sie auf Seite 11 der Quartalsmitteilung zum 30. September 2024. Wenn Sie tiefer in das Thema Forschungs- und Entwicklungskosten einsteigen möchten: Das war das Thema meiner Doktorarbeit.

Eine kurze Einordnung

Meine Einschätzung? Auch wenn eine höhere Aktivierungsquote als im Vorjahr den Gewinn von BMW schont, führt dies langfristig nicht zwangsläufig zu mehr Liquidität. Denn die Aktivierung von Entwicklungskosten beeinflusst zwar den Gewinn, nicht aber den Cashflow. Hier zeigt sich wieder einmal sehr schön die amerikanische Börsenweisheit: Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow ist Tatsache. Geringere Umsätze führen direkt zu einem geringeren Cashflow, da BMW weniger Liquidität zufließt.

Ob die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von BMW in diesem Jahr erfolgversprechender sind als im letzten Jahr, kann ich nicht beurteilen. Eine höhere Aktivierungsquote sollte jedoch genauer beobachtet werden. Denn auch während der Finanzkrise hat eine meiner Studien gezeigt: Die Aktivierungsquote in der Automobilindustrie ist damals gestiegen. Langfristig werden die Automobilhersteller aber wohl nur erfolgreich sein, wenn sich dies auch in den Verkaufszahlen niederschlägt.

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