Trotz Umsatzplus in der Ergebnisfalle: Die Bilanz-Herausforderungen bei VW im Jahr 2024

Während VW in den ersten drei Quartalen 2024 leicht steigende Umsatzerlöse verzeichnete, sieht es beim Ergebnis weniger rosig aus. Besonders auffällig: Der Anteil der aktivierten Entwicklungskosten liegt bei VW deutlich über dem Branchenschnitt und zeigt markante Unterschiede zum Mitbewerber BMW. Doch was bedeutet das für die finanzielle Stabilität und den Cashflow von VW? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, welche Herausforderungen dem Konzern bevorstehen.

Ein Blick in die Quartalsmitteilung

Im Gegensatz zu BMW ist der Umsatz bei VW im Vergleich zum Vorjahr nicht zurückgegangen, sondern leicht gestiegen. In den ersten drei Quartalen 2024 lag der Umsatz über dem Vorjahresniveau. Trotz des Umsatzanstiegs liegt das Ergebnis jedoch deutlich unter dem Wert des Vorjahres.

Das Ergebnis wird unter anderem durch Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro belastet. Der Konzern gibt hierzu an:

„Mit dem Ziel, die Personalkosten im Verwaltungsbereich der Volkswagen AG nachhaltig zu senken, hat der Vorstand im April 2024 beschlossen, den Personalabbau durch gezielte Aufhebungsverträge zu unterstützen. Dafür wurden Aufwendungen in Höhe von 0,9 Mrd. € erfasst.“ (Quartalsmitteilung VW vom 30. September 2024, S. 22)

Im Vergleich zu BMW finde ich die Darstellung im Quartalsbericht von VW weniger leserfreundlich: Es fehlt die Angabe der prozentualen Veränderung zum Vorjahr.

Die Entwicklungskosten im Detail

Interessant ist der Blick auf die Entwicklungskosten. In der Automobilindustrie wird traditionell ein erheblicher Teil der Entwicklungskosten aktiviert. Dies zeigt auch meine Analyse des Quartalsberichts von BMW (Link zum Artikel siehe unten). Der Anteil der aktivierten Entwicklungskosten an den gesamten F&E-Kosten wird in den Finanzberichten unter der Kennzahl „Aktivierungsquote“ geführt.

Erstaunlicherweise ist die Aktivierungsquote bei VW deutlich höher als bei BMW. Während BMW 2024 rund ein Drittel der Entwicklungskosten aktiviert hat, liegt dieser Wert bei VW bei etwa 45 %. Im Vorjahresvergleich zeigt sich jedoch ein umgekehrter Effekt: Bei BMW ist die Aktivierungsquote 2024 höher als im Vorjahr, bei VW ist sie gesunken. 2023 lag die Aktivierungsquote bei VW noch bei 50,6 % (vgl. Quartalsbericht VW 30. September 2024, S. 51). Für eine detailliertere Analyse wäre ein genauerer Blick auf die F&E-Aktivitäten der letzten Jahre und die Entwicklung der Aktivierungsquote spannend.

Cashflow und Liquidität im Fokus

Der Cashflow zeigt sich deutlich robuster als das Ergebnis. Weder Rückstellungen für den Personalabbau noch aktivierte Entwicklungskosten wirken sich hier negativ aus. Im Gegensatz zum Ergebnis ist der operative Cashflow im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurückgegangen. Ein wichtiger Unterschied zu den aktivierten Entwicklungskosten: Rückstellungen belasten die Liquidität in der Zukunft.

Fazit

Die Bilanz von VW im Jahr 2024 zeigt trotz Umsatzsteigerung erhebliche Herausforderungen, insbesondere durch hohe Restrukturierungsaufwendungen und eine sinkende Aktivierungsquote bei Entwicklungskosten. Im Vergleich zu BMW weist VW eine deutlich höhere Aktivierungsquote auf, was die finanzielle Stabilität beeinflussen könnte. Dennoch bleibt der operative Cashflow robust, was auf eine gewisse Liquiditätsstärke hinweist. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die Konzernstrategie auf die langfristige Rentabilität und Cashflow-Entwicklung auswirken wird.

Weitere Informationen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

72 − = 63