Transparenz neu gedacht: IFRS 18 im Fokus

Ein neuer Star am IFRS-Himmel: Mit dem Standard IFRS 18 kommt frischer Wind in die Finanzwelt. Dieser neue Rechnungslegungsstandard löst IAS 1 ab und wird ab 2027 für Unternehmen verpflichtend – vorausgesetzt, die EU gibt grünes Licht. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Kurz gesagt: IFRS 18 soll die Darstellung von Finanzabschlüssen übersichtlicher und vergleichbarer machen. Besonders spannend sind die neuen Zwischensummen in der Gewinn- und Verlustrechnung, wie der operative Gewinn und der Gewinn vor Finanzierung und Steuern. Ziel ist es, Unternehmen transparenter zu machen und Investoren einen besseren Einblick zu geben.

Ein Highlight ist auch die Einführung detaillierterer Angaben im Anhang. Dazu gehören Informationen über vom Management definierte Kennzahlen, sogenannte MPMs („Management-Defined Performance Measures“). Diese sollen zeigen, wie Unternehmen intern ihre Leistung bewerten.

Zwar scheint 2027 noch weit entfernt, aber die Unternehmen sollten sich frühzeitig mit IFRS 18 beschäftigt, denn dieser Standard betrifft fast alle Branchen. Banken und Versicherungen sind sicherlich besonders betroffen, denn für sie gibt es zusätzliche Vorschriften zur Zuordnung von Erträgen und Aufwendungen.

Warum IFRS 18 eingeführt wurde

IFRS 18 wurde vom International Accounting Standards Board (IASB) entwickelt, um den bestehenden Standard IAS 1 zu ersetzen. Ziel ist es, die Finanzberichterstattung für Investoren und andere Interessengruppen klarer und transparenter zu gestalten. Besonders Unternehmen, die bisher kreativ bei der Darstellung ihrer Leistungskennzahlen waren, müssen sich auf strengere Regeln einstellen.

Der Hintergrund: Viele Investoren kritisierten, dass wichtige Kennzahlen in den Abschlüssen nicht einheitlich ausgewiesen werden und somit der Vergleich zwischen Unternehmen erschwert wird. Mit IFRS 18 wird dieser Vielfalt ein Riegel vorgeschoben, indem klar definierte Strukturen und Angaben eingeführt werden.

Neue Kategorien in der Gewinn- und Verlustrechnung

Ein zentraler Punkt von IFRS 18 ist die Neugestaltung der Gewinn- und Verlustrechnung. Unternehmen müssen künftig ihre Aufwendungen und Erträge in insgesamt fünf Kategorien einteilen:

  1. Operative Kategorie: Hier werden alle Erträge und Aufwendungen aus dem Kerngeschäft eines Unternehmens zusammengefasst. Dazu zählen auch einmalige oder ungewöhnliche Posten.
  2. Investive Kategorie: Diese Kategorie umfasst Erträge und Aufwendungen im Zusammenhang mit Investitionen, wie etwa Dividenden oder Gewinne aus der Veräußerung von Vermögenswerten.
  3. Finanzierungskategorie: Alle Erträge und Aufwendungen, die aus der Finanzierung des Unternehmens resultieren, werden hier ausgewiesen.
  4. Ertragsteuern: Diese Kategorie bleibt bestehen und umfasst wie bisher alle Steueraufwendungen und -erträge.
  5. Aufgegebene Geschäftsbereiche: Auch diese Kategorie bleibt unverändert und umfasst Erträge und Aufwendungen aus nicht mehr fortgeführten Geschäftsfeldern.

Durch diese Einteilung soll die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen verbessert werden. Besonders wichtig sind die neuen Zwischensummen – wie der operative Gewinn oder der Gewinn vor Finanzierung und Steuern – die einen einheitlichen Ausgangspunkt für Analysen bieten.

Transparenz durch Management-Defined Performance Measures (MPMs)

Eine weitere Neuerung betrifft die sogenannten „Management-Defined Performance Measures“ (MPMs). Diese von Unternehmen selbst definierten Kennzahlen sollen im Anhang genauer erklärt werden. Ziel ist es, Investoren zu zeigen, wie das Management die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens beurteilt.

Das Problem bisher: Unternehmen nutzten oft alternative Kennzahlen, um ihre Ergebnisse in einem besseren Licht darzustellen. Häufig war jedoch unklar, wie diese Kennzahlen berechnet wurden. Mit IFRS 18 werden Unternehmen verpflichtet, detaillierte Angaben zu den MPMs zu machen, einschließlich einer Überleitung zu den standardisierten IFRS-Kennzahlen. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern diszipliniert Unternehmen auch im Umgang mit „non-GAAP measures“.

Was dies für Anleger bedeutet

Für Anleger bietet IFRS 18 eine wichtige Neuerung: Durch die verbesserte Transparenz und standardisierte Darstellung von Finanzdaten können sie sich ein klareres Bild von der finanziellen Lage und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens machen. Vergleichbarkeit wird dadurch erleichtert, was Investitionsentscheidungen sicherer und fundierter macht. Besonders die neuen Zwischensummen, wie der operative Gewinn, geben Investoren eine bessere Grundlage für ihre Analysen. Zudem sorgen die detaillierten Angaben zu Management-Defined Performance Measures (MPMs) dafür, dass alternative Leistungskennzahlen besser nachvollziehbar werden.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich also noch etwas gedulden, bis sie die GuV in dem neuen Kleid in den Geschäftsberichten finden werden. Denn eines ist klar: Diese Aufgabe ist für Unternehmen zeitaufwendig, vor allem dann, wenn sie komplexe Strukturen haben. Neue Prozesse und Systeme, Schulung des Personals – die Aufgabenliste für die Unternehmen ist lang. Auch wenn eine frühere Anwendung für Anlegerinnen und Anleger wünschenswert ist: Die Unternehmen werden diesem Wunsch vermutlich eher nicht nachkommen können. Denn schließlich gibt es noch viele weitere Aufgaben bei der Berichterstattung. Die EU-Taxonomie, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind nur einige von vielen Vorschriften, die aus Unternehmenssicht viel Arbeit bedeuten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

− 2 = 2