Aufgrund des wegfallenden Zuschusses aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds müssen die Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber für 2024 angepasst werden. Unternehmen und Verbraucher müssen für Strom künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Hintergrund
Die Netzentgelte sind ein Teil des Strompreises, den die Verbraucher zahlen; sie machen rund ein Viertel des Strompreises für Haushalte aus. Um angesichts der aktuell hohen Strompreise die Verbraucher zu entlasten, sollte nach Änderung des EnWG vom 10.11.2023 (BT-Drs.20/9187, S .4) aus dem WSF ein Bundeszuschuss zur anteiligen Finanzierung der Übertragungsnetzkosten in Höhe von bis zu 5,5 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2024 geleistet werden. Im Zuge der Sparzwänge für den Bundeshaushalt 2024, auf dessen Eckpunkte sich die Ampelkoalition am 13.12.2023 geeinigt hat, wird dieser Zuschuss allerdings gestrichen, weil der WSF als Sondervermögen nach dem BVerfG-Urteil vom 15.11.2023 (2 BvF 1/22) nicht mehr zur Verfügung steht und im Haushaltsentwurf für 2024 ein Defizit von rund 17 Mrd. Euro ausgeglichen werden muss.
Übertragungsnetzbetreiber kündigen Anpassung der Übertragungsnetzentgelte an
Als Reaktion auf den politischen Streichungsbeschluss haben die vier Übertragungsnetzbetreiber am 13.12.2023 prompt eine Anhebung der Übertragungsnetzentgelte ab 1.1.2024 angekündigt: Diese liegen 2024 bundeseinheitlich im Durchschnitt bei 6,43 Cent je Kilowattstunde, im Jahr 2023 lagen sie aufgrund des Zuschusses aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bei 3,12 Cent je Kilowattstunde. Die Preisanhebung beträgt also mehr als das Doppelte.
Die Ursache für den rapiden Preisanstieg ist vor allem das anhaltend hohe Preisniveau auf den Brennstoff- und Strommärkten. Diese wirken sich insbesondere auf die Kosten für Engpassmanagement, die Vorhaltung von Regelleistung sowie für die Beschaffung von Verlustenergie für das kommende Jahr aus. Kostensteigernd wirkt zusätzlich der Netzausbau – die ÜNB treiben sowohl im bestehenden Wechsel- als auch im entstehenden Gleichstromnetz den Ausbau voran, um das Netz fit für die Energiewende zu halten.
Welche Auswirkungen hat das für Unternehmen und Verbraucher?
Mit der Streichung des Zuschusses für die Netzentgelte bei gleichzeitiger Verdopplung der Netzentgelte drohen der deutschen Wirtschaft in der gesamten Breite zum Jahreswechsel deutlich steigende Strompreise – und das von einem bereits sehr hohen Niveau aus. Nach DIHK-Berechnungen müssten Betriebe 2024 bis zu zwanzig Prozent mehr für ihren Strom zahlen; lediglich für bestimmte Großverbraucher gelten Ausnahmeregelungen. Das ist kein Aufbruch-, sondern ein Alarmsignal, weil insbesondere die deutschen Industrieunternehmen zu denjenigen zählen, die in Europa die höchsten Stromkosten zu stemmen haben: eine gravierende Einbuße an internationaler Wettbewerbsfähigkeit.
Aber auch für Verbraucher wird Strom mit dem Jahreswechsel deutlich teurer. Denn die regionalen Stromversorger geben die Mehrkosten der Übertragungsnetzbetreiber an die Kunden weiter. Für einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden erhöht sich die Stromrechnung in 2024 damit um 115,85 Euro, errechnen Vergleichsportale.
Weitere Informationen:
Übertragungsnetzbetreiber veröffentlichen Netzentgelte für 2024 – 10-12 – 2023 – Presseinformationen – Newsroom – TransnetBW