Die konjunkturelle Lage ist derzeit bescheiden – um es vorsichtig auszudrücken. Die Aussichten sehen teilweise noch schlimmer aus. Ein großer Nährboden für aufgehübschte Bilanzen. Ganz einfach: Je schlechter ein Unternehmen wirtschaftlich dasteht, desto eher besteht der Anreiz, dies zu verschleiern.
Mit Verschleiern meine ich hier jedoch nicht, die Grenze zu Legalität zu überschreiten. Es werden lediglich die Möglichkeiten der legalen Bilanzkosmetik genutzt, um das ganze etwas besser darzustellen. Langfristige Probleme können dadurch nicht gelöst werden. Ganz im Gegenteil: Durch das Aufhübschen der Zahlen wird so der Schein erweckt, dass es doch gar nicht so schlimm aussieht wie vielleicht vermutet.
Das in dem ein oder anderen Fall die Grenze zur Legalität überschritten wird, davon ist auszugehen. „Es gibt keinen anderen Ausweg, sonst bekommen wir keine Kredite mehr.“ – so eine Aussage eines Mitarbeiters zur Rechtfertigung der Geschäftsleitung des eigenen Vorgehens in einem Gespräch.
Verkauf von Tafelsilber löst keine langfristigen Probleme
Zugegeben, sich die echten Zahlen anzuschauen ist sicherlich für viele derzeit keine große Freude, denn nun zeigen sich auch vermehrt Risiken in der Bilanz. Doch leider muss man sagen: Auf tickende Zeitbomben in Bilanzen habe nicht nur ich in der Vergangenheit mehrfach hingewiesen (vgl. Lesetipps am Ende des Beitrags). Leider war das Interesse daran oftmals überschaubar. Wenn nun beispielsweise Abschreibungen beim Goodwill drohen oder höhere Rückstellungen gebildet werden müssen – das war vorhersehbar. Unklar war nur, wann und wie viel Weiterlesen