Signa-Erdbeben – Trägt wieder einmal niemand Verantwortung?

Kaum ein Tag vergeht, an dem es nicht weitere Meldungen des Zusammenbruchs von Benkos Reich gibt. Eine Doku im ARD deckt auf, wie auch die Politik beteiligt war. Ist das überraschend? Leider nicht. Wie auch bei Wirecard habe ich den Eindruck, dass es nur Opfer gibt. Fehler einzugestehen ist offenbar eine seltene Fähigkeit von Personen, die beruflich erfolgreich sind. Bedauerlich. Dabei hat das kritische Lesen von Bilanzen noch niemandem geschadet.

Was können wir aus dem Fall lernen? So einiges. Doch leider werden viele sicherlich nicht die Einsicht haben, einen Fehler gemacht zu haben. Erschreckend. Die Leidtragenden? Mieter, die neben den Großbaustellen leben und von ihrem Balkon auf die Bauruinen in deutschen Großstädten schauen müssen. Mitarbeiter, die ihren Job verlieren und um ihre Existenz fürchten. Handwerksbetriebe, die nicht bezahlt werden und im schlimmsten Fall auch in die Insolvenz rutschen. Kurzum, es trifft den „kleinen Mann“.

Was ich nicht verstehen kann: Wie kann jemand noch ruhig schlafen, wenn er dazu beitragen hat, dass es bei vielen Menschen um ihre finanzielle Existenz geht? Als Otto-Normalverbraucherin muss ich aber zugeben: Die Vorstellung, ein Leben im finanziellen Luxus zu führen, bei dem Geld keine Rolle spielt, fällt mir schwer. Es ist für mich nicht möglich, um ehrlich zu sein.

Strengere Gesetze – (k)eine Lösung?

Mein Eindruck? Mit Geld kann man sich Macht erkaufen. Da schaut vielleicht nicht jeder Politiker oder Investor so genau hin, wenn man entsprechend hofiert wird. Oder wie lässt sich sonst erklären, dass Großprojekte wie der Elbtower aus unerklärlichen Gründen an die Signa vergeben wurden? Präsentationen von Zahlen und eine deutlich verspätete Veröffentlichung von testierten Abschlüssen ausgereicht haben, um solche riesigen Summen an Kapital einzuwerben?

Durch ein Schlupfloch mit Hilfe einer Steuerberaterin ist es Signa gelungen, eine konsolidierte Bilanz des gesamten Imperiums zu verhindern. Ist eine Verschärfung der Gesetze die Lösung? Ich wage des zu bezweifeln. Vielmehr sollte man doch erwarten, dass Geldgeber eine detaillierte Übersicht verlangen. Nach dem Motto: Decke mir deine Zahlen und die Verflechtungen genau auf, ansonsten erhältst du von mir keinen Euro Kredit.

Ich habe viele verschiedene Abschlüsse einzelner Signa-Unternehmen in den letzten Jahren gelesen. Das Problem? Wirklich zu erkennen, wie die einzelne Gesellschaft wirklich dasteht. Denn bei einem Gewinn mit hohen Beteiligungserträgen ist die Frage: Wie nachhaltig sind diese Erträge? Womit verdienen die Unternehmen Geld, an denen die Gesellschaft beteiligt ist? Wer gibt wem einen Kredit innerhalb des Konstruktes? Und hätte ich die Gelegenheit gehabt, direkt nachzufragen: Ja, ich hätte mich sicherlich unbeliebt gemacht. Das ist aber auch nicht die Aufgabe eines Kreditgebers. Er soll sich ein Bild der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens machen.

Fazit

Und am Ende fehlt durch die Bauruinen vor allem weiterhin bezahlbarer Wohnraum. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, auf das man nicht verzichten kann. Daher sind die Fehler der Politik umso schmerzhafter. Werden daraus die richtigen Lehren gezogen? Ich hoffe. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber vermutlich wird sie in diesem Fall nicht überleben. Ich habe einfach schon zu viel gesehen: Wirecard, Adler und Signa – das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Bilanzen lesen hat noch niemandem geschadet. Man muss es nur tun, die richtigen Schlüsse daraus ziehen und sich bei mehreren Nachfragen nicht einschüchtern lassen. Und die Entscheidungen auch anhand der testierten Abschlüsse treffen und nicht nach einem Vortrag einer Präsentation mit angeblich so tollen Zahlen.

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