Das Ergebnis der Deutschen Bank hat sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert. Um 31 % um genau zu sein. Erfreulich, oder? Nun ja, bedingt. Denn der Hintergrund sind nicht etwa gestiegene Zinserträge, die sich auch in der Liquidität niederschlagen. Genau genommen geht der Gewinnanstieg am Cashflow vorbei.
Ein Blick in den Quartalsbericht
Man kann der Deutschen Bank nicht vorwerfen, den Grund für den Gewinnsprung zu verschleiern. Bei der Darstellung des Konzernergebnisses wird der Grund konkret erläutert:
„Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal 2024 einen Vorsteuergewinn von 2,3 Mrd. € erzielt, ein Plus von 31% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Darin enthalten war eine Auflösung von Rückstellungen für den Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank AG von rund 440 Mio. €, was die Fortschritte durch die erzielten Vergleiche widerspiegelt. Ohne Berücksichtigung dieser Auflösung stieg der Vorsteuergewinn um 6% auf einen Rekordwert für ein drittes Quartal von 1,8 Mrd. €, verglichen mit 1,7 Mrd. € im Vorjahreszeitraum.“ (Deutsche Bank, Quartalsbericht drittes Quartal 2024, Seite 9)
Wie sich der Streit auf die Bilanzen ausgewirkt hat
In der Vergangenheit hat die Bildung von Rückstellungen für den Rechtsstreit mit den Postbank-Aktionären das Ergebnis belastet. Denn die Bildung einer Rückstellung bedeutet nichts anderes als eine Belastung des Ergebnisses. Die Liquidität bleibt davon unberührt.
Die Einigung hat auch etwas gedauert: Der Streit begann 2010, jetzt ist klar, was die Deutsche Bank den Postbank-Aktionären zahlen muss. Die Folge? Die zu viel gebildeten Rückstellungen müssen aufgelöst werden. So wie die Bildung der Rückstellungen den Gewinn belastet hatte, beschert die Auflösung der Rückstellungen der Deutschen Bank nun einen hohen Gewinn. Anders als bei Zinserträgen aus Kundenkrediten fließen dem DAX-Konzern jedoch keine liquiden Mittel zu. Denn die Auflösung der Rückstellungen ist nicht liquiditätswirksam.
Fazit
Dass nach jahrelangem Rechtsstreit nun endlich Klarheit herrscht, ist nicht nur für die betroffenen Aktionäre erfreulich. Auch die Bilanz der Deutschen Bank wird nicht mehr belastet. Es zeigt sich aber wieder einmal sehr deutlich, dass nicht nur die Gründe für einen Gewinnsprung genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Es wird auch deutlich, dass Gewinn und Liquidität zwei Paar Schuhe sind, die immer zusammen betrachtet werden sollten.
Weitere Informationen:
- Deutsche Bank verliert vor Gericht (handelsblatt.com v. 23.10.2024)
- Deutsche Bank muss deutlich mehr an Postbank-Aktionäre zahlen (spiegel.de v. 23.10.2024
Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge hier im NWB Experten-Blog:
- Wer hat Mitleid mit der Deutschen Bank?
- Was ist der Unterschied zwischen der Deutschen Bank und dem deutschen Staat?
- Hoher Verlust bei der Deutschen Bank im dritten Quartal 2015 – Was ist die Ursache und wir wirkt sich dies auf den Cashflow aus?