Serie Risiko Bilanz: Warum der operative Cashflow nicht immer die Lösung ist

„Schauen Sie sich nicht nur den Gewinn, sondern auch den Cashflow an.“ Eine Aussage, die ich bei meinen Schulungen und Coachings häufig verwende. Aber ich muss zugeben: Der Cashflow ist nicht immer aussagekräftig.

So ärgerlich es ist, aber es ist nicht die Regel, wenn man Jahresabschlüsse und andere Inhalte eines Geschäftsberichts liest: Es ist immer so. Und die Aussagekraft des operativen Cashflows ist so ein Fall. Als Volkswirtin würde ich sagen: Es kommt darauf an. Worauf denn? Auf das Geschäftsmodell des Unternehmens. Was bedeutet das für den Cashflow? Schauen wir uns das genauer an.

Was der Cashflow aussagen soll

Grundsätzlich zeigt der operative Cashflow, ob ein Unternehmen z.B. Geld verbrennt. Denn im Gegensatz zum Gewinn ist der Cashflow robust gegenüber der Ausübung von Ermessensspielräumen. Es gibt aber auch Kosten, bei denen es aufgrund der Rechnungslegungsvorschriften zwangsläufig zu einer Differenz zwischen Gewinn und Cashflow kommt. Zum Beispiel Abschreibungen. Die Liquidität wird zum Zeitpunkt der Zahlung geschmälert, der Gewinn erst über die Abschreibung im Laufe der Jahre.

Um langfristig erfolgreich zu sein, muss ein Unternehmen mit seinem Geschäftszweck Geld verdienen. Eine Schuhverkäuferin also mit dem Verkauf ihrer Schuhe, eine Werbeagentur mit der Konzeption und Gestaltung von Websites für ihre Kunden. Und um zu sehen, ob das Unternehmen mit seinem Geschäftsmodell tatsächlich Geld verdient, muss man einen Blick in die Kapitalflussrechnung werfen – sofern ein Unternehmen eine solche erstellen muss.

Warum der Cashflow nicht immer aussagekräftig ist

Es gibt Geschäftsmodelle, bei denen der operative Cashflow nicht aussagekräftig ist. Nehmen wir das Beispiel des Baden-Badener Leasinganbieters Grenke AG. Leasing im Jahresabschluss abzubilden, ist alles andere als ein Kinderspiel. Die Interpretation der Kapitalflussrechnung übrigens auch nicht. Ein Leasingvertrag läuft über mehrere Jahre, die Veränderung der gesamten Leasingforderungen muss in der Kapitalflussrechnung dargestellt werden.

Im Jahr 2022 hat Grenke einen negativen operativen Cashflow (347 Millionen), im Jahr 2023 einen positiven (329 Millionen). Kann man mit diesen Zahlen etwas anfangen? Nein, aber Grenke kann die Kapitalflussrechnung nicht einfach weglassen.

Und nun?

Mit diesem Problem ist Grenke nicht allein. Wie das badische Unternehmen das Problem gelöst hat? Seit einigen Jahren gibt es eine zusätzliche Übersicht, die die Entwicklung des Neugeschäfts und die Auswirkungen auf die Liquidität nachvollziehbarer macht. Wie es dazu kam? Grenke hatte meine Anregung in einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Sebastian Hirsch aufgegriffen.

Dieser Weg ist zwar zeitaufwändig, aber langfristig profitieren beide Seiten davon. Die Investoren verstehen die Zahlen besser, das Unternehmen kann Transparenz für die Investoren schaffen und damit das Vertrauen stärken.

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