Serie Bilanzskandale – Prävention mit Hilfe eines effizienten Internen Kontrollsystems

Ein ineffizientes bzw. nicht funktionierendes Internes Kontrollsystem erleichtert Bilanzmanipulationen. Undenkbar ist hier beispielsweise die rückwirkende Einholung der Zustimmung durch den Aufsichtsrat eines zustimmungspflichtigen Darlehens, das bereits ausgezahlt wurde.

Undenkbar? Spätestens seit Ende Juni 2020 – dem Zusammenbruch des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard – ist klar: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Mit einer mangelhaften Corporate Governance, einem fehlenden Prüfungsausschuss war in der Vergangenheit der Aufstieg in den DAX möglich.

Praxisfall Wirecard

KPMG hat im Sondergutachten vom 27. April 2020 von Wirecard folgendes festgestellt:

„Ein für die Geschäftsaktivitäten der Wirecard AG übliches Internes Kontrollsystem war in den Sachverhalten, die den Vorwürfen zugrunde lagen, nicht eingerichtet. So hat KPMG Schwächen in den Bereichen Forderungsmanagement und Mahnwesen, Vertragsmanagement und -kontrolle sowie in der Berichterstattung identifiziert. Diese wurden ebenfalls von EY Audit im Rahmen der Jahresabschlussprüfung 2018 angemerkt.“

Diese Aussage muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen, auch wenn bei Wirecard sicherlich kaum mehr etwas erschrecken kann. Doch zeigt es deutlich: Ein Internes Kontrollsystem erschwert Bilanzmanipulationen. Verhindern lässt sich Top Management Fraud dadurch vermutlich leider nicht, doch könnte es vielleicht die Aufdeckung beschleunigen.

Sicherlich ist Wirecard ein außergewöhnlicher Fall – den wir in diese Ausmaße so hoffentlich nie wieder erleben werden. Doch macht er deutlich, wie wichtig ein funktionierendes Internes Kontrollsystem ist. Bei Wirecard hat dies in dem Maße nicht existiert. Eine so strenge Vorgehensweise, die die Zahlungsfreigabe der Rechnungen des Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Eichelmann erforderte, war daher sicherlich wenig der Fall.

Damit Sie dieses Beispiel nachvollziehen können: Bei der Befragung von Thomas Eichelmann und Stephan von Erffa, dem ehemaligen Chefbuchhalter von Wirecard, war ein Streit einer Abrechnung von Spesen des Aufsichtsratsvorsitzenden ein Thema. Laut der Aussage von Herrn von Erffa war die Rechnung nicht korrekt, Belege fehlten. Wenn man bedenkt, dass das so gewinnträchtige Geschäft mit den Treuhändern aus Exceltabellen in die Buchhaltung übernommen wurde, gibt dies ein seltsames Gesamtbild.

Ein Internes Kontrollsystem reicht nicht aus

Verschärfung der Strafen, ein effizientes Kontrollsystem, weitere Kontrollinstanzen – all dies allein kann Bilanzmanipulationen sicherlich nicht verhindern. Aspekte wie ethische und moralische Grundsätze können nicht per Gesetz beschlossen werden. Dies kann nur über ein Wertesystem dazu beitragen, diese Vergehen zu verhindern. Doch dieses darf nicht nur auf dem Papier existieren, sondern muss auch tatsächlich gelebt werden. Vor allem auch von den Führungskräften des Unternehmens.

Neben den ganzen Regelungen – die alle ihre Berechtigung und Relevanz haben – sollten auch Wertesysteme mehr in den Fokus gerückt werden. Anfang Dezember lesen Sie, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, Bilanzmanipulationen entgegenzuwirken.

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