Das Jahresende 2017 hat einen neuen Bilanzskandal zutage befördert. Steinhoff. Im Dezember hatte ich bereits darüber berichtet. Noch immer läuft der Google-Alert heiß. Letzte Klappe des ersten Teils. Manipulation des Lageberichtes. Ja, das geht. Nachweisbarkeit? Teilweise schwierig. Schauen wir die Details an.
Im Forschungs- und Entwicklungsbericht kann die Manipulation durch die Falschangabe der Marktchancen eines Produktes erfolgen, z.B. beim Entwicklungsstand. Dies ist keine Anstiftung zur Bilanzfälschung. Ganz im Gegenteil. Es soll gezeigt werden, worauf der Bilanzleser achten sollte, wenn er Bilanzmanipulation vermutet.
Zurück zu unserem Beispiel aus der Pharmaindustrie. Laut (nicht korrektem) Bericht befindet sich ein Medikament kurz vor der Zulassung. In der Realität dümpelt es jedoch noch in der ersten Phase der Medikamentenentwicklung herum. Nicht entscheidend? Weit gefehlt. Derartige Angaben rücken die Zukunftschancen des Medikamentes in ein völlig anderes Licht. Die Erfolgsaussichten eines Medikamentes in der ersten Phase sind noch sehr gering im Gegensatz zu einem Medikament kurz vor der Zulassung.
Ebenso können im Risiko- und Prognosebericht Tatsachen beschönigt oder verschwiegen werden. Durch das Unterlassen bedeutsamer Risiken für das Unternehmen und das aufblähen von unwesentlichen Risiken erhält der Bilanzleser ein falsches Bild vom Unternehmen. Was ist noch Bilanzkosmetik, was bereits Bilanzfälschung? Die Grenze zu ziehen ist sicherlich teilweise schwierig zu ziehen. Eines ist sicher: Wird beispielsweise ein Risiko verschwiegen, das die Existenz des Unternehmens derzeit massiv gefährdet, muss dies in den Lagebericht hinein.
Denken wir beispielsweise daran: Ein Großkunde meldet Insolvenz an. Es stehen noch hohe Zahlungen des Kunden aus. Eine Nichtbegleichung der Rechnung kann zu Zahlungsschwierigkeiten des Unternehmens führen. Bilanzfälschung? Der Fall alleine natürlich nicht. Nur das Weglassen dieser wesentlichen Information und dieses hohen Risikos hingegen schon. Theoretisches Beispiel? Erinnern wir uns: Vor einigen Jahren hat Schlecker Insolvenz angemeldet. Und im letzten Jahr AirBerlin und Niki.
Ich wage zu behaupten: Derartige Manipulationen wie im Text beschrieben werden irgendwann auffallen. Spätestens dann, wenn die eigene Zahlungsunfähigkeit droht und der Grund dafür unter die Lupe genommen wird. Oder aber auch, wenn das Medikament die zweite Phase der Medikamentenentwicklung gar nicht erreicht. Hoffen wir, dass auch kleinere Delikte aufgedeckt werden.
Welche Bilanzskandale haben die Rechnungswesen-Welt in Deutschland, Europa und den USA in den letzten Jahrzehnten erschüttert? Mehr dazu gibt es ab Februar zu lesen.