Serie „Bilanzskandale“: Manipulation der Bilanz

Manipulation der Bilanz. Aber wie? Vermögen wird höher ausgewiesen als es tatsächlich ist. Ausweis von nicht vorhandenem Vermögen. Existierende Verbindlichkeiten werden nicht ausgewiesen. Forderungen werden nicht korrigiert. Notwendige Rückstellungen werden nicht gebildet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Bilanz zu fälschen. Ziel ist in der Regel, Vermögen höher und Schulden geringer auszuweisen. Die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wird folglich erheblich besser dargestellt als sie tatsächlich ist. Der Unternehmer verstößt in diesem Fall gegen alle Grundsätze des HGBs. Denn dieses schreibt einen vorsichtigen Vermögensausweis vor. Bei der Manipulation der Bilanz wird das Unternehmen besser dargestellt. Zu hoch ausgewiesenes Vermögen führt zu einem zu hoch ausgewiesenen Gewinn und damit zu einer höheren Steuerbelastung.

Betrachten wir die Manipulationsmöglichkeiten nun im Einzelnen. Bei der Aktivierung von Vermögen wurden bei den bisherigen Fällen von Bilanzfälschungen unter anderem folgende Tricks angewendet:

  • Überbewertung von Vermögen durch Unterlassen von gesetzlich vorgeschriebenen Abschreibungen
  • Aktivierung von selbst erstellten immateriellen Vermögensgegenständen, ohne dass die Voraussetzungen für die Aktivierung erfüllt sind
  • Aktivierung von Reparaturen als Herstellungskosten anstelle der Erfassung als Erhaltungsaufwendungen
  • Aktivierung von geleasten Vermögensgegenständen
  • Ausweis von nichtexistierenden Maschinen oder Vorräten
  • Doppelerfassung von Vorräten
  • Ausweis nicht vorhandenen Fertigerzeugnisse
  • unterlassene Korrektur von nicht werthaltigen Forderungen
  • Ausweis fiktiver Bankguthaben

Bei den Rückstellungen und Verbindlichkeiten zeigen die bisherigen Fälle unter anderem folgende Beispiele für Manipulationen:

  • Unterlassen der Bildung einer Rückstellung trotz gesetzlicher Pflicht
  • Nichtausweis drohender Verluste aus schwebenden Geschäften als Rückstellung im HGB
  • Nichterfassen von existierenden Verbindlichkeiten und Bankdarlehen
  • Verstoß gegen das Saldierungsverbot
  • Missbrauch von Sale-and-lease-back-Verträgen durch Verkauf fiktiver Vermögensgegenstände

Bei Flowtex wurden nicht nur fiktive Bankguthaben ausgewiesen, sondern auch die passenden Kontoauszüge selbst erstellt. Eine Druckerei hatte Big Manni Vordrucke für Kontoauszüge produziert, sodass die Kontoauszüge an die fiktiven Buchungen angepasst werden können. Wie dieses Beispiel zeigt, bedarf es dazu einiger krimineller Energie. Mittlerweile wird die Manipulation von Kontoauszügen dadurch verhindert, dass die Kontennachweise direkt von der Bank an den Wirtschaftsprüfer gesendet werden.

Außerdem wurden bei Flowtex deutlich mehr Horizontalbohrmaschinen in der Bilanz ausgewiesen, als tatsächlich existierten. Warum denn das? Die Kredite zur Finanzierung der Maschinen wurden nicht für deren Kauf, sondern die private Lebensführung verwendet. Auch hier zeigt sich das kriminelle Vorgehen: Denn auch die Banken wurden hintergangen, da eventuelle Nachweise für die Bank auch gefälscht werden „mussten“.

Schwieriger nachzuweisen ist der Ausweis von Erhaltungsaufwendungen als Herstellungskosten. Denn in diesem Fall existiert der Vermögenswert tatsächlich, „lediglich“ die Erfassung wurde von Aufwand zu Aktivierung manipuliert. Gleiches gilt bei der Aktivierung von selbst erstellten immateriellen Vermögensgegenstände, ohne dass diese die Voraussetzung für die Aktivierung erfüllen. Um die Manipulation nachzuweisen, müssen in beiden Fällen genauere Prüfungen erfolgen.

Beim Ausweis nichtexistierender Maschinen wird seitens Unternehmens die entsprechende Rechnung gefälscht, um einen „Beleg“ zu haben. Trotzdem müsste das Fehlen der Maschine bei der Betriebsprüfung oder Wirtschaftsprüfung auffallen. Bei Flowtex konnte dieses „Problem“ dadurch gelöst werden, in dem die Maschinen mit Nummern versehen waren. Bei einer so großen Anzahl an Maschinen waren immer einige beim Kunden. So wurde eine Maschine mehrmals mit verschiedenen Nummern bei den Prüfungen vorgezeigt: An einem Tag als eine neue Maschine. In der Nacht wurde diese dann mit Dreck bespritzt und bekam eine andere Nummer. So konnte sie am nächsten Tag als Maschine präsentiert werden, die direkt vom Kunden kommt.

Lesen Sie Anfang November, wie Bilanzfälscher die Gewinn- und Verlustrechnung in der Vergangenheit manipuliert haben.

 

 

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