Enron. Einer der größten Bilanzskandale. „Verschwörung der Narren – Der Enron-Skandal: Eine wahre Geschichte“. So heißt das Buch, das die Geschichte erzählt. Es liest sich wie ein Krimi. Einmal angefangen, kann man sich der Fortsetzung nicht entziehen. Unglaublich, was hier passiert ist.
Auch im Film „Enron – The Smartest Guys in the Room“ wird deutlich: eine unglaubliche Geschichte. Ein Autor könnte so etwas fast nicht erfinden. Unbegrenzte Gier. Wachstum. Gewinnsteigerung. Und am Ende: ein Selbstmord. Das Kartenhaus fällt zusammen. Keine Altersvorsorge für die vielen Mitarbeiter.
Die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns wurde jahrelang verschleiert und aufgehübscht. Die Konzernstruktur war derart komplex, dass Außenstehende das Geflecht aus Beteiligungen und vertraglichen Beziehungen kaum nachvollziehen konnten. Die Manipulationen beruhte darauf, eine hohe Kreditwürdigkeit durch den Nichtausweis von Verbindlichkeiten vorzutäuschen. Dadurch erhielt der Energieriese immer weitere Kredite. Diese Täuschung funktionierte so lange, bis Zins und Tilgung bezahlt werden mussten.
Neben der Verschleierung von Verbindlichkeiten wurden nicht-existierende Gewinne ausgewiesen. Dabei wurden die bestehenden Ermessensspielräumen des US-GAAP genutzt – dies bewegte sich teilweise im Grenzbereich zur Illegalität. Dabei wurden voraussichtlich künftige Zahlungsströme aus langfristigen Energieversorgungsverträgen frühzeitig als Gewinne ausgewiesen. Dieses Beispiel zeigt: Alleine ein hoher Gewinn sagt nicht immer viel aus. Auch die Liquidität sollte betrachtet werden. Enrons Wirtschaftsprüfer Artur Andersen hatte das Unternehmen dahingehend beraten. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen wurde als Mittäter bezeichnet, da Mitarbeiter von Artur Andersen Unterlagen vernichtet hatten.
Neben den immer neu erhaltenen Darlehen von Banken – die bei der vorhandenen Bonität so nicht hätten vergeben werden dürfen – stuften die Ratingagenturen Moody’s sowie Standard & Poor’s Enron nicht herab. Steht Rating für Raten?
Einige Verantwortliche von Enron wurden zur Rechenschaft gezogen und verbrachten einige Jahre hinter Gittern. Der Schuldspruch gegen den Enron-Gründer wurde aufgehoben. Er starb an Herzversagen, bevor das Urteil gefällt wurde.
Sarbanes-Oxley-Act. Dieser wurde in den USA nach dem Enron-Skandal eingeführt. Kann er künftige Bilanzfälschung in derartigem Ausmaß verhindern? Ich bezweifle dies. Der Google-Alert zu Unregelmäßigkeiten beim Steinhoff-Konzern läuft immer noch heiß.
Lesen Sie Anfang März welcher Bilanzskandal in die deutsche Wirtschaftsgeschichte einging.