Nachdem der Frühjahrsputz durchgeführt wurde und alle Altlasten abgeschrieben wurden, ist nun der nächste Schritt die Darstellung im Jahresabschluss. Damit die möglicherweise hohen Abschreibungen, gebildeten Rückstellungen oder sonstigen Gewinn schmälernden Ereignisse den Abschluss nicht zu sehr beeinflussen, wird die Darstellung geschönt.
Dazu werden beispielsweise bei der Berechnung der Eigenkapitalrendite Sondereinflüsse herausgerechnet. Oder noch einfacher: Die Entwicklung des operativen Ergebnisses der letzten drei Geschäftsjahre wird aufgezeigt. Natürlich auch hier um Sondereinflüsse bereinigt. Dieses Instrument wird nicht nur von Banken genutzt.
Auch Volkswagen hat damit seine Betrachtung im Konzernabschluss für 2015 geschönt (vgl. Geschäftsbericht Volkswagen 2015, Seite 189). Dort wird das operative Ergebnis der Jahre 2013 bis 2015 angegeben. Wenn das operative Ergebnis im Jahr 2015 um Sondereinflüsse bereinigt wird, ist es im Vergleich zum Vorjahr sogar um 0,1 Mrd. EUR gestiegen (2014: 12,7 Mrd. EUR; 2015: 12,8 Mrd. EUR). Immerhin werden die Aktionäre zu Beginn des Berichtes (Seite 7) darüber informiert, dass es sich bei den Sondereinflüssen in Höhe von insgesamt 16,9 Mrd. EUR zum Großteil um „Vorsorgen für die Dieselthematik“ handelt. Der Begriff „Skandal“ taucht im Geschäftsbericht nirgends auf. Bei Darstellung der wesentlichen Zahlen des Konzerns wird allerdings lediglich das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen angegeben. Klar, es sieht schöner aus. Denn beim Herausrechnen der Sondereinflüsse wird aus einem Verlust ein Gewinn. Wollen wir denn die ehrliche Antwort als Aktionär nicht hören? Oder woran liegt das? Gute Frage. Eine kurze, schnelle Antwort fällt mir dazu nicht ein. Dieses Beispiel zeigt jedoch wieder einmal, dass die Fokussierung nicht zu sehr auf Gewinne erfolgen sollte. Die Rückstellungsbildung durch die „Dieselthematik“ hat 2015 zwar für einen Verlust gesorgt. Ein möglicherweise (noch) größeres Problem könnte entstehen, wenn diese Rückstellung zahlungswirksam wird. Nämlich dann, wenn der Cashflow beeinflusst wird.
Durch die vom Konzern festgelegte Definition des Begriffes „Sondereinflüsse“ können also im Jahresabschluss ersichtliche Altlasten als Sondermüll auf die Seite geschoben werden. Aber hat denn Volkswagen nicht auch durch die „Dieselthematik“ profitiert, bevor sie öffentlich wurde? Wie bei Skandalen so oft trifft es den, der am ersten „erwischt“ wird am härtesten. Denn nicht nur Volkswagen hat geschummelt. Wenn es dem Konzern wie Herrn zu Guttenberg geht, ist in einigen Jahren so gut wie alles vergessen.
Auch Banken nutzen diese Art der Bilanzkosmetik, um ihre Ergebnisse besser darzustellen. Als Sondermüll zählen dort beispielsweise Restrukturierungskosten oder aber auch Abschreibungen auf den Goodwill. Auf diese Art und Weise hat sich in der Vergangenheit beispielsweise auch die Credit Suisse das Leben schön gerechnet und aus einem Verlust einen Gewinn gezaubert.
Lesen Sie Anfang April, wie Unternehmen durch die Erfindung vorteilhafter Kennzahlen Ihren Jahresabschluss aufpeppen.