Serie „Bilanzkosmetik“: Berichten ist Silber, Schweigen ist Gold?

Wie Unternehmen die Ursache ihres Umsatzwachstums verschweigen

Um ihre Ertragslage aufzuhübschen, können Unternehmen anstelle von heiklen Bilanztricks eine einfache Methode anwenden: Einzelne Ertragsfaktoren werden im Jahresabschluss unterschlagen bzw. versteckt. Wie bitte soll das denn funktionieren? Schauen wir dieses Mittel der Bilanzkosmetik genauer an.

Dieses Verschweigen von Sondereffekten nutzen Unternehmen insbesondere im Zusammenhang mit dem Kauf eines anderen Unternehmens. Durch die Akquisition steigen im Jahr des Kaufes die ausgewiesenen Umsatzerlöse. Das Wachstum der Umsatzerlöse wird ausgewiesen: Verschwiegen wird an der Stelle allerdings oftmals, dass der Anstieg auf das externe Wachstum zurückzuführen ist und eben nicht aufgrund internen Wachstums. Dieser Trick wurde beispielsweise von SAP im Jahresabschluss 2015 genutzt:


Durch Zukauf hatte der Konzern in einem Segment ein Wachstum von sage und schreibe 103 Prozent. Unerwähnt bleib jedoch der Grund für diesen Anstieg: SAP hatte die Firma Concur für 650 Millionen Euro gekauft. Kurzum: Um dieses Wachstum zu erreichen hat SAP eine Menge Geld auf den Tisch gelegt – und damit im Gegenzug einen Goodwill im Jahresabschluss ausgewiesen wird. Auch beim Goodwill können Unternehmen die Bilanz aufpeppen. Lesen Sie dazu meinen Artikel dieser Serie (>> zum Artikel).

Zwar berichten die Unternehmen – wie auch SAP – von den Zukäufen. Allerdings weisen sie in den wenigsten Fällen explizit beispielsweise beim Umsatzwachstum darauf hin, dass dieses vor allem aufgrund von Zukäufen hoch gewesen ist. Das einzige Problem an der Stelle: Aktionäre gewöhnen sich auch an zweistellige Wachstumsraten. Werden diese in den folgenden Jahren nicht mehr erreicht, kann dies für Unmut sorgen. Es kommt eben auch immer darauf an, woran ein Unternehmen die Investoren gewöhnt.

Nicht nur beim Umsatzwachstum durch Zukäufe, sondern auch dank der Euro-Abwertung können Umsatzerlöse im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr steigen. Je nach Schwankungen der Wechselkurse während des Geschäftsjahres, können die Auswirkungen auf das Ergebnis nicht ganz unbedeutend sein. So kann durch eine Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar oder dem Pfund beispielsweise zu Ertragssteigerungen bei europäischen Unternehmen führen durch die Währungsumrechnungen.

Wie auch bei den Zukäufen schweigen die meisten Unternehmen in ihren Berichten darüber, wie hoch das Ausmaß der Umsatzsteigerung durch die Währungsumrechnung ist. Ansatzweise lässt sich dies beispielsweise bei BASF erkennen. Aus dem Jahresabschluss des Konzerns von 2015 führt die Währungsumrechnung schätzungsweise zu einem positiven Effekt auf den Gewinn in Höhe von ca. einer Milliarde Euro. Genauere Angaben sucht der Leser im Geschäftsbericht allerdings vergeblich. Damit steht BASF keinesfalls alleine da.

Fazit: Das Umsatzwachstum der Unternehmen sollte genauer hinterfragt und analysiert werden. Denn vor allem Unternehmen, die attraktiv wirken wollen, werden hier in die Trickkiste greifen. Denn nur ein genauerer Blick ermöglicht das Herausfinden der Ursachen.

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Mit diesem Artikel endet die Serie „Bilanzkosmetik“. Doch keine Sorge, es geht weiter mit einer neuen Serie. Ab September werde ich mich mit dem Thema „Bilanzskandale“ auseinandersetzen. Es werden nicht nur Ursachen und Auslöser diskutiert, sondern auch einige Fälle der Vergangenheit und wie diese schlussendlich aufgedeckt wurden. Es soll vor allem auch diskutiert werden, welche Maßnahmen aufgrund der zahlreichen Skandale ergriffen wurden und ggf. in Zukunft noch werden.

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