Durch den Bilanzskandal des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard hat auch das Image der Abschlussprüfer erheblich gelitten. Die ersten Reformen wurden im Mai im Bundestag verabschiedet. Doch meines Erachtens sind die Regelungen so nicht ausreichend. Eine Verschärfung der Rotationspflichten, die Trennung von Prüfung und Beratung sowie die Ausweitung der Haftung tragen nicht zu einer Verbesserung der Prüfungsqualität bei, auch wenn diese Punkte im Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität reformiert wurden.
Doch was bedeutet eigentlich Prüfungsqualität? Diese Frage soll im ersten Beitrag der neuen vierteiligen Serie beantwortet werden.
Es wird viel darüber gesprochen…
Wie wichtig eine hohe Prüfungsqualität ist, wurde seit dem letzten Sommer viel diskutiert. Eine explizite Definition findet sich allerdings eher selten. Oftmals ist der Beginn bei der Aussage, dass die Prozesse zur Sicherstellung einer hohen Prüfungsqualität beschrieben werden. Auch der IDW definiert den Begriff nicht explizit.
In einigen Fällen wird eine hohe Prüfungsqualität dann angenommen, sofern keine wesentlichen Fehler des Abschlussprüfers nachgewiesen werden können. Auch die Vertrauenswürdigkeit des Prüferurteils wird für die Beurteilung, ob eine hohe Prüfungsqualität vorliegt, wird in einigen Fällen herangezogen.
Dazu die folgende Anmerkung: Eine hohe Qualität hat ihren Preis. Wenn die Abschlussprüfer ausreichend Ressourcen für die Erbringung ihrer Dienstleistung einsetzen sollen, um eine hohe Prüfungsqualität zu gewährleisten, muss sich dies im Honorar des Prüfers widerspiegeln. Im internationalen Vergleich sind die Honorare für die Abschlussprüfung in Deutschland sehr niedrig (vgl. Lesehinweise). Doch dies ist ein Thema, das ich an anderer Stelle bereits angesprochen habe.
Eine mögliche Definition der Prüfungsqualität lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Prüfungsqualität bedeutet das Vorliegen von Methoden und Prozessen, die folgende Tatsache mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet: Der Abschlussprüfer erbringt die Prüfungsleistung ordnungsgemäß und stellt eine fehlerfreie Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens sicher.
Ausblick
Für die Beurteilung der Prüfungsqualität wird auf eine Auswahl an Qualitätsindikatoren abgestellt. Diese sollen u.a. dem Aufsichtsrat dabei helfen, die Qualität der Abschlussprüfung messbar zu machen. Mitte September erfahren Sie, welche Qualitätsindikatoren für die Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers herangezogen werden können.
Lesen Sie dazu auch:
- Rederecht für den Abschlussprüfer auf der Hauptversammlung?, WP Praxis, Heft 8, Seite 277-278 (für Abonnenten kostenfrei)
- Lehren aus Wirecard (13): Zukunft der Abschlussprüfung?
- Lehren aus Wirecard (10) – Wirtschaftsprüfer als Opfer, oder wie?
- Interview: “Auditing – A failure to challenge company accounts?”, International Accounting Bulletin, November 2020