Sanierungsbedarf und BaFin im Blick: BayWa vor großen Herausforderungen

Die BayWa AG steht vor einer kritischen Prüfung ihrer Finanzberichte, da die BaFin Hinweise auf mögliche Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften erhalten hat. Besonders im Fokus: Die Darstellung der finanziellen Situation, die Offenlegung von Risiken und die Struktur des Risikomanagements. Ein Blick in die jüngsten Berichte zeigt, dass der Konzern mit sinkenden Gewinnen, steigenden Schulden und einem Rückgang des Aktienkurses zu kämpfen hat.

Das im Herbst fertiggestellte Sanierungsgutachten deutet darauf hin, dass BayWa in den kommenden Jahren tiefgreifende Umstrukturierungen vornehmen muss, um die finanzielle Stabilität zurückzugewinnen. Ob der Agrarkonzern diese Herausforderung meistert und welche Auswirkungen das für Anleger haben wird, bleibt spannend zu beobachten.

Was die BaFin prüfen möchte

Die BaFin hat Hinweise, die darauf hindeuten, dass die BayWa AG möglicherweise gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen haben könnte. Daher hat die Finanzaufsicht am 29. Oktober 2024 eine Prüfung des Konzernabschlusses und des Lageberichts der BayWa AG zum 31. Dezember 2023 angeordnet.

Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der finanziellen Situation, der Risiken aus der Konzernfinanzierung sowie dem Risikomanagement. Unternehmen sind dazu verpflichtet, in ihren Abschlüssen und Berichten genau darzulegen, wie es um ihre Finanzlage steht, welche Finanzierungsrisiken bestehen und wie ihr Risikomanagement aufgebaut ist. Dazu gehört auch eine klare Beschreibung des Liquiditätsrisikos – also des Risikos, finanzielle Verpflichtungen möglicherweise nicht pünktlich erfüllen zu können – sowie des Refinanzierungsrisikos. Ebenso sollten Unternehmen mögliche Risiken wie Marktpreis- und Zinsänderungen transparent machen, sofern diese für das Unternehmen von Relevanz sind.

Ein Blick in den Geschäftsbericht 2023

Eine Eigenkapitalquote von knapp 15 %, geringe Gewinne und eine hohe Verschuldung: Das entspricht kaum den Erwartungen eines Investors. Sinkende Umsätze und ein negativer operativer Cashflow ergänzen das Bild. Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete BayWa lediglich einen kleinen Gewinn von 17,6 Mio. Euro bei einem Umsatz von etwas mehr als 6 Mrd. Euro.

Auch ein Blick in die Kapitalflussrechnung bringt keine Entspannung: Der operative Cashflow war negativ, und der Gewinn basiert überwiegend auf einmaligen Gewinnen aus Anlagenverkäufen in Höhe von 126 Mio. Euro. Ohne diese Effekte hätte BayWa bereits 2023 einen Verlust ausgewiesen. Anlagenverkäufe verschaffen zwar kurzfristig finanzielle Luft, können aber langfristige Liquiditätsengpässe nicht verhindern.

Der Risikobericht listet zahlreiche Risiken auf, darunter das Liquiditätsrisiko. Angesichts der aktuellen Entwicklungen überrascht es jedoch, dass das Liquiditätsrisiko für das Jahr 2023 nur als gering eingestuft wurde, auch wenn es gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.

Was die aktuelle Quartalsmitteilung über die wirtschaftliche Lage verrät

Obwohl sich die BaFin-Prüfung auf den Geschäftsbericht 2023 bezieht, lohnt sich ein Blick in den am 14. November 2024 veröffentlichten Quartalsbericht zum 30. September 2024. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp 12 % zurückgegangen. BayWa nennt als Ursachen niedrigere Verkaufspreise für Photovoltaik-Komponenten und Produkte sowie Absatzrückgänge im Handel mit Wärmeenergieträgern und Baustoffen. Höhere Zinsaufwendungen und Wertberichtigungen führten zusammen mit den geringeren Umsätzen zu einem Verlust. Der Agrarkonzern hat sich mit seinen Hauptfinanziers auf eine Sanierung bis 2027 geeinigt und erhält dafür zusätzliches Kapital in Höhe von rund 500 Mio. Euro.

Die gestiegenen Zinsen belasten sowohl das Ergebnis als auch die Liquidität, während die Wertminderungen nur das Ergebnis betreffen. Über diese Wertminderungen berichtete BayWa bereits im Halbjahresbericht 2024 ausführlich.

Zum Hintergrund: Im Juli 2024 kündigte BayWa an, ein Sanierungsgutachten nach IDW S 6 (Standard zur Beurteilung der Sanierungsfähigkeit eines Unternehmens) in Auftrag gegeben zu haben. Diese Ankündigung führte zu einem deutlichen Rückgang des Aktienkurses und drückte die Marktkapitalisierung unter den Buchwert des Eigenkapitals. Diese Entwicklung machte umfassende Werthaltigkeitstests aller Vermögenswerte erforderlich. Die durchgeführten Tests führten zu Wertminderungen in Höhe von 222,2 Mio. Euro, die erstmals im Halbjahresbericht 2024 berücksichtigt wurden.

Durch den Verlust ist die Eigenkapitalquote weiter gesunken, auf unter 10 %. Besonders beunruhigend ist der Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten auf 3,6 Mrd. Euro. Das im Herbst fertiggestellte Sanierungsgutachten sieht eine mehrjährige Restrukturierung sowie den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche vor, um bis 2027 wieder finanzielle Stabilität zu erreichen.

Ein kurzer Ausblick

BayWa steht inmitten einer finanziellen und operativen Herausforderung, die durch die BaFin-Prüfung und das neue Sanierungsgutachten verdeutlicht wird. Die sinkende Eigenkapitalquote, steigende kurzfristige Schulden und eine schwächelnde Gewinnentwicklung erfordern entschiedene Maßnahmen. Die geplante Restrukturierung bis 2027 soll langfristig für Stabilität sorgen, doch der Weg dorthin wird dem Unternehmen und seinen Stakeholdern einiges abverlangen. Die Einbeziehung von Finanzierern und der Verkauf von Unternehmensbereichen sind Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Finanzstruktur. Die BaFin-Prüfung wird dabei eine zentrale Rolle spielen, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen von Investoren und Partnern zu stärken.

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