Die Porsche Holding präsentiert ihren Geschäftsbericht für 2024 – und die Zahlen sorgen für Aufsehen. Nach einem Rekordjahr 2023 folgt nun ein drastischer Einbruch, der Anleger und Marktbeobachter gleichermaßen ins Grübeln bringt. Doch hinter den roten Zahlen verbirgt sich mehr als nur schlechte Nachrichten. Ein genauer Blick auf die Ergebnisse zeigt, warum Cashflow manchmal wichtiger ist als Gewinn – und welche Herausforderungen das Unternehmen in Zukunft meistern muss.
Ein Blick in die aktuellen Zahlen
Der Umsatz stieg 2024 auf 2,3 Milliarden € und lag damit knapp 3 % über dem Vorjahreswert. Allerdings bleibt das Wachstum hinter den eigenen Prognosen und den Erwartungen des Marktes zurück. Das Ergebnis vor Steuern hat einen Sinkflug hingelegt: Von einem positiven Ergebnis in Höhe von 5 Mrd. € im Jahr 2023 sank es auf minus 20 Milliarden € im Jahr 2024.
Der Grund des Sturzfluges war das negative Ergebnis der Beteiligungen in Höhe von knapp 20 Mrd. €, über die Porsche bereits informiert hatte. Es ging hier vor allem um die Beteiligung an VW (vgl. mein Blogbeitrag vom 7. März 2025). Nun stehen sie im Geschäftsbericht schwarz auf weiß. Dadurch schrumpft nicht nur das Vermögen, sondern auch das Eigenkapital wie Eis in der Sonne zusammen. Angesichts der hohen Eigenkapitalquote von knapp 90 % im Vorjahr und der moderaten Verschuldung ist dennoch noch ausreichend Puffer für ein weiteres herausforderndes Jahr vorhanden.
Trotz des hohen Verlustes bleibt der operative Cashflow positiv – ein entscheidender Punkt für die Liquidität des Unternehmens. Die Abschreibungen sind nicht cash-wirksam, sodass das operative Geschäft weiterhin liquide Mittel generiert. Allerdings könnte eine geringere Dividendenzahlung von Volkswagen die Zuflüsse in Zukunft schmälern.
Die vorgeschlagene Dividende von 1,91 € je Vorzugsaktie liegt deutlich unter dem Vorjahreswert von 2,56 €. Dies spiegelt die finanzielle Belastung durch die Wertberichtigungen wider und zeigt, dass weniger Mittel für Ausschüttungen verfügbar sind.
Und mein Senf dazu
Für Anleger bedeutet dies: Genau hinschauen! Die nackten Zahlen zeigen zwar einen massiven Verlust, doch der positive operative Cashflow beweist die Stabilität des Kerngeschäfts. Wertkorrekturen wie diese sind oft subjektiv und können stark variieren – ein Grund mehr, kritisch zu bleiben und die kommenden Entwicklungen genau zu verfolgen.
Die Zeiten sprudelnder Gewinne sind nicht nur für die Porsche Holding derzeit ein Wunschgedanke. Auch andere Branchen leiden unter hohen Abschreibungen. Aber hier zeigt sich auch wieder sehr schön: Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow Tatsache. Denn bei der Höhe der Wertkorrekturen kann man streiten. Und in welchem Umfang solche Diskussionen möglicherweise bei dem ein oder anderen Unternehmen mit dem Abschlussprüfer stattfindet, kann man nur spekulieren. Und als erstes Fazit der diesjährigen Berichtssaison erweckt sich bei mir auch wieder der Eindruck: Wertkorrekturen gibt es bei Bewertungsspielräumen vor allem bei Unternehmen, die gut dastehen. Es sei denn, es lässt sich wie hier im Fall von Porsche wirklich nicht mehr vermeiden.
Die Porsche Holding steht vor einem herausfordernden Jahr, doch mit einer soliden Eigenkapitalbasis und robusten Cashflows gibt es noch Spielraum für Stabilisierung. Die bevorstehende Hauptversammlung verspricht spannende Diskussionen über die Zukunft des Unternehmens und seiner Beteiligungen – bleiben Sie dran!
Weitere Informationen
- Risiko Bilanz: Wertvernichtung in Milliardenhöhe – Was bleibt von Porsches Beteiligungen? (NWB Experten-Blog)
- Porsche SE Pressemitteilung
Ein Beitrag von:
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- Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
- Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
- Fachbuchautorin
- Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
- Mehr unter carolarinker.de
Warum blogge ich hier?
Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.