Seit mehreren Jahren kennen die Zinsen nur einen Weg: (steil) nach unten. Es ist schon eine Weile her, dass die Zinssprünge nach unten relativ groß waren. Viel Spielraum nach unten bleibt den Banken nicht mehr. Was für Immobilienkäufer bei der Aufnahme eines Bankdarlehens möglicherweise ein Segen sein mag – wobei auch hier Gefahren lauern! – ist für die Altersvorsorge ein Graus.
Nun aber der Reihe nach.
Durch die historisch niedrigen Zinsen hat der zeitliche Effekt der Verfügbarkeit des Geldes erheblich abgenommen. Natürlich würde jeder 100 EUR geschenkt lieber heute annehmen als morgen. Aufgrund der niedrigen Zinsen macht es jedoch kaum einen Unterschied, ob man die 100 EUR heute oder morgen (also in einem Jahr) bekommt. Den Wert der 100 EUR, die man in einem Jahr bekommt, bezeichnet man als Barwert.
Bei der Altersvorsorge wird Geld über einen längeren Zeitraum angespart, sodass man im Alter den Wunschbetrag zur Verfügung hat. Je höher die Zinssätze, desto höher ist Zinseszinseffekt über die Jahre und desto gering der zu sparende monatliche Betrag. Aktuell haben wir jedoch genau die umgekehrte Situation: Aufgrund der minimalen Zinssätze muss heute mehr zurückgelegt werden, um später im Alter den gleichen Betrag zu erhalten. Kann die Sparsumme nicht erhöht werden, muss der Konsum im Alter heruntergeschraubt werden.
Gleiches gilt für die Unternehmen: Sobald sie aufgrund der Niedrigzinsen gezwungen sind, höhere Pensionsrückstellungen zu bilden, wirkt sich dies möglicherweise erheblich auf den Gewinn aus. Kurzum: Der Gewinn sinkt, der Cashflow bleibt unverändert. Bei Aktionären dürfte dies spätestens dann zu Unmut führen, wenn aufgrund gesunkener Gewinne die Dividende sinkt oder ausbleibt.
Fazit: Die niedrigen Zinsen sind keinesfalls Anlass zum Feiern. Kurzfristig freuen sich Immobilienkäufer, langfristig leiden darunter jedoch alle, die auf Zinserträge angewiesen sind.
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