Vergleichbarkeit der Prognosen ist ausbaufähig
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Durch den Druck der Stakeholder haben Unternehmen vermehrt separate Nachhaltigkeitsberichte erstellt. Das Thema gewinnt nun durch die CSR-Richtlinie weiter an Bedeutung. Die Prognosen in den Berichten lassen bisher allerdings zu wünschen übrig. Die Investoren erachten diese in den seltensten Fällen als entscheidungsnützliche Information bei ihrer Anlageentscheidung. Immerhin wird durch die CSR-Richtlinie dem Wildwuchs der entstandenen Nachhaltigkeitsberichterstattung etwas Struktur und Vergleichbarkeit verschafft. Zumindest wollen wir mal hoffen, dass es so ist.
In einer Studie der Universität Dortmund wurden die Nachhaltigkeitsberichte der DAX Unternehmen von 2009 bis 2013 hinsichtlich der Prognosequalität analysiert und 559 Prognosen in den betrachteten Berichten identifiziert. Pro Bericht werden im Durchschnitt ungefähr elf Prognosen aufgestellt. Zwischen den betrachteten Unternehmen gibt es bei der Anzahl allerdings erhebliche Unterschiede.
Diese betreffen zu 54 % ökologische, zu 20 % soziale sowie zu 26 % ökonomische Themen. Es werden also mehr als die Hälfte der Prognosen zu ökologischen Themen wie beispielsweise den Co2-Emissionen aufgestellt. Dies zeigt deutliche die Zunahme der Bedeutung ökologischer Aspekte. Klimawandel und Umweltschutz sind heutzutage wichtige Themen, was auch immer der amerikanische Präsident vom Klimawandel hält. Bei allen Unternehmen der Stichprobe zeigt sich deutliche die Dominanz der ökologischen Aspekte, obwohl auch Themen die Gender Diversity (sozial) sowie Kosten (ökonomisch) jeweils von vielen Unternehmen in der Prognose aufgenommen werden.
Die Vergleichbarkeit der Prognosen in den Nachhaltigkeitsberichten ist für Investoren bisher kaum möglich. So werden nicht nur von den einzelnen Unternehmen verschiedene Termine benutzt, sondern auch innerhalb eines Unternehmens die verwendeten Kennzahlen geändert.
Die Prognosen der Unternehmen werden bei den ökologischen Aspekten in den meisten Fällen erfüllt, nur in ca. einem Fünftel der Prognosen werden diese durch das Unternehmen verfehlt. Die Frage ist an dieser Stelle allerdings, ob diese eher zu niedrig angesetzt werden, um die Ziele zu erreichen. Denn der Fokus in der Berichterstattung liegt vor allem auf ökologischen Themen. Da würde es doch ganz gut passen, wenn auch in dem Bereich die Prognosen eintreffen oder sogar übertroffen werden. Prognosen zu ökonomischen Themen werden in mehr als der Hälfte der Fälle verfehlt. Allerdings ist dieses Ergebnis aufgrund der geringen Datenlage nicht sehr aussagekräftig. Bei den sozialen Themen werden rund drei Viertel aller getroffenen Prognosen auch tatsächlich erreicht.
Fazit: Um die Vergleichbarkeit der Berichte zu ermöglichen, sollten einheitliche und klar definierte Kennzahlen festgelegt werden.
Lesen Sie dazu auch folgende meiner Beiträge hier im NWB Experten-Blog:
- CSR-Richtlinie: Ohne Zwang läuft gar nichts?
- Alles nachhaltig oder, was?
- Und: Axjonow/Pott/Square (2017): Prognosequalität im Rahmen von Nachhaltigkeitsberichten, KoR, Seite 26-35