Ende Februar dürfen wir bei der Bundestagswahl unsere Kreuze setzen. Doch angesichts der aktuellen konjunkturellen Lage und den Prognosen namhafter Wirtschaftsinstitute stelle ich mir die Frage: Wo landet das viele Geld? In Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten jedenfalls nicht – so mein Eindruck. Denn in den genannten Einrichtungen wird klar: Geld ist knapp. Sehr knapp.
Schaut man sich hingegen die Zahlen des Berliner Flughafens an, entsteht dieser Eindruck nicht. Laut einem Artikel des Handelsblatts aus dem Jahr 2021 wird der Flughafen erst 2026 schwarze Zahlen schreiben: „Berliner Flughafen braucht 1,9 Milliarden Euro von staatlichen Eignern: Schwarze Zahlen dürfte der BER erst 2026 wieder schreiben. Der Finanzplan des Flughafenbetreibers sieht finanzielle Unterstützung von Berlin, Brandenburg und dem Bund vor.“
1,9 Milliarden Euro – eine unvorstellbar große Zahl. Um sie einzuordnen: Mit 1,9 Milliarden Euro könnte man für ein Jahr rund 126.000 bis 190.000 Kita-Betreuungsplätze finanzieren – je nachdem, ob die Kosten pro Platz am unteren (10.000 Euro) oder oberen (20.000 Euro) Ende der Spanne liegen. Hochgerechnet auf die Anzahl der betreuten Kinder entspräche das zwischen 4,7 und 7 % der Kitaplätze in Deutschland.
Ein Blick in den Geschäftsbericht
Der neueste verfügbare Geschäftsbericht aus dem Jahr 2023 zeigt Licht und Schatten. Fangen wir mit den positiven Aspekten an: Der Flughafen verbrennt derzeit kein Geld. Das war es dann aber auch schon. Die Umsatzerlöse sind im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 % gesunken, während sich der Konzernverlust auf 213 Millionen Euro summierte.
Eine erhebliche Belastung sind die gezahlten Zinsen, die allein 117 Millionen Euro ausmachten. Anders als Abschreibungen (203 Millionen Euro) belasten Zinszahlungen auch die Liquidität. Zur Erinnerung: Die Umsatzerlöse 2023 beliefen sich auf 482 Millionen Euro. Damit ging mehr als ein Viertel des Umsatzes für Zinszahlungen drauf – Tilgungen noch nicht eingerechnet. Tilgungen reduzieren zwar Schulden, belasten aber ebenfalls die Liquidität und sind daher ein weiterer Risikofaktor.
Hinzu kommt die dünne Eigenkapitaldecke: Die angehäuften Verluste haben das Eigenkapital massiv geschwächt. Zwar hat sich die Eigenkapitalquote im Vergleich zum Vorjahr verbessert, doch das liegt vor allem daran, dass das Eigenkapital 2022 noch negativ war. Angehäufte Verlustvorträge in Höhe von drei Milliarden Euro (!) müssen erst einmal abgebaut werden. Hier ist Kostendisziplin gefragt. In Krankenhäusern ist dies Alltag – auch während der Pandemie.
Und mein Senf dazu
Zugegeben: Die Pandemie hat die finanzielle Situation des Flughafens massiv beeinflusst. Doch trotz allem gilt: Jeder Euro, der ausgegeben wird, muss erst einmal verdient werden. Ein privatwirtschaftliches Unternehmen könnte sich eine solche Misere nicht leisten. Ein privater Investor würde nicht unbegrenzt Geld nachschießen, sondern irgendwann Erfolge sehen wollen. Und wenn ich mir die Zahlen im Geschäftsbericht anschaue, bin ich nicht sehr optimistisch, dass schnelle Besserung eintritt. Neben den Zinszahlungen müssen auch die Kredite getilgt werden.
Natürlich brauchen wir in Berlin einen modernen Flughafen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch ein Flughafen allein wird nicht dafür sorgen, dass wir den Anschluss halten. Wir brauchen auch gut ausgebildete Fachkräfte – und diese sollten bereits im frühkindlichen Alter durch gute Betreuung und Bildung gefördert werden. Doch anders als beim Flughafen fehlt im sozialen Bereich eines: Eine starke Lobby.
Weitere Informationen:
- Geschäftsberichte Berlin Airport (corporate.berlin-airport.de)
- Berliner Flughafen braucht 1,9 Milliarden Euro von staatlichen Eignern (handelsblatt.com)
- Zahl der Kinder in der Kindertagesbetreuung weiter gestiegen (bmfsfj.de)