Keiner Prüft Mehr Genau – Prüfung in der Krise?

Prüfer testieren Briefkastenfirma Unbedenklichkeit als Investor beim Flughafen Hahn

Wie konnte das passieren? Das wird sich sicherlich der ein oder andere vielleicht fragen. Ganz einfach: Anstatt sich nur Bilanzen und Daten des chinesischen Investors geben zu lassen, würde eine Inspektion vor Ort möglicherweise mehr Informationen liefern. Im Gegensatz zu Flowtex waren bei dem chinesischen Investor Shanghai Yiqian Trading (SYT) nicht einmal Maschinen vorhanden.

Der SWR hat letzte Woche den Firmensitz besucht und lediglich leere Büros und einen Reifenhändler vorgefunden. Das Firmenschild sucht man vergeblich. Und das soll ein großer chinesischer Investor sein? Nein, offensichtlich nicht. Denn in China ist das Unternehmen unbekannt.

Wieso ist es möglich, dass bei einer so kleinen Investitionssumme von lediglich 13 Millionen EUR derartige Überprüfungen ausreichen? Ein Kurztrip eines Prüfungsmitarbeiters nach China zur Überprüfung der Existenz des Unternehmens wäre auf jeden Fall günstiger gewesen als der Imageschaden für das Prüfungsunternehmen. KPMG hat laut Aussage des Artikels aus Die Zeit lediglich auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen die Prüfung durchgeführt. Offenbar habe sogar auch ein Mitarbeiter SYT vor Ort besucht. Wie bitteschön soll das denn passiert sein?

Es trifft nun mal wieder KPMG. Auch bei Flowtex war KPMG das prüfende Unternehmen, dem bei der Prüfung so einiges entgangen war. Unter anderem die zahlreichen Scheinrechnungen und die fehlende Existenz von ca. 2.700 Bohrgeräten. Auch wenn dies zwei Beispiele sind, die auf die Kappe von KPMG gehen, könnte man sicherlich auch für andere Prüfungsgesellschaften einige Beispiele finden.

Der aktuelle Fall trägt nun leider überhaupt nicht dazu bei, dass das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Prüfer steigen. Er schadet eher noch dem Image. Die Wirtschaftsprüfer werden über dieses Ereignis sicherlich keineswegs erfreut sein. Und die restliche Welt wird ihre Arbeit immer mehr hinterfragen. Auch die aktuelle Reform, die unter anderem die Rotationspflicht der Prüfungsgesellschaft vorsieht, wird da wenig Abhilfe schaffen. Ob eine Verstaatlichung der Prüfung Abhilfe schaffen könnte? Ich bin mir nicht so sicher.

Fazit: Warten wir es ab, wie sich die Angelegenheit mit dem Flughafen Hahn entwickelt. KPMG wird sich möglicherweise noch weiter rechtfertigen müssen.

Lesen Sie dazu auch:

  1. Unser Reporter sucht den Hahn Investor und findet einen Reifenhändler, SWR; 29. Juni 2016
  2. Landesregierung überprüft chinesischen Käufer, Die Zeit, 4. Juli 2016
  3. Hahn wird für KPMG zum Desaster, Handelsblatt, 1. Juli 2016, Seite 18

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

47 − 45 =