Es war so einiges los in meinem Kanzleijahr 2015. Daher komme ich gleich mal zur Sache.
Fachlich haben mich in diesem Jahr besonders die AdV-Anträge beschäftigt. Diesem Thema ist mein nächster Beitrag hier gewidmet. Nirgendwo sonst hatten wir in der Kanzlei derart viele Reibereien mit der Finanzverwaltung.
Ganz explizit hervorheben möchte ich aber, dass nicht nur böse und/oder seltsame Menschen Finanzbeamte werden. Zu Jahresbeginn kam eine Rentnerin in die Kanzlei. Die Dame hatte seit Beginn der Rentensteuerpflicht jedes Jahr ihren Rentenbescheid ans Finanzamt geschickt und gefragt, ob sie eine Steuererklärung abgeben müsse. Und jedes Jahr bekam sie ein freundliches Schreiben zurück, dass dies nicht nötig sei. Bis im Jahr 2014 die Rentenerhöhung sie dann über den Grundfreibetrag hievte. Dann gab es erstmals eine freundliches „Ja, bitte“ als Antwort vom Finanzamt. Sehr nett! Mit dem ebenfalls netten Kollegen aus der sächsischen Finanzverwaltung Heine habe ich dann auch noch eine ganze Reihe von Fachbeiträgen, z.B. zum Rundfunkbeitrag, verfasst.
Genauso viele Dramen, wie die Fachthemen, bringt der übrige Kanzleialltag mit sich. Haben Sie schon einmal von „Gutes Personal ist eben schwer zu finden“ gehört? Ein Praktikant hat es bei uns in diesem Jahr – aus noch immer ungeklärten Gründen – geschafft, softwareseitig einen kompletten PC lahm zu legen. Auf die Frage, was da vorgefallen sei, meinte er schlicht: Naja, sowas passiere halt mal. „Kein Grund zur Panik.“ Nun ja, besagter Praktikant durfte an dem Tag dann eher heimgehen. Und musste am Folgetag (und allen anderen Tagen) auch nicht mehr wiederkommen.
Das Schriftstück des Jahres brachte ein ausländischer Mandant mit nur rudimentär ausgeprägten Deutschkenntnissen vorbei. Seine Krankenkasse schrieb: „Lieber Herr Mustermann, wir begrüßen Ihren Sohn in der Familienversicherung der ABC-Krankenkasse.“ Das Problem: Der Mandant hat gar keinen Sohn. Die Auflösung: Viele Jahre zuvor hatte seine damalige Partnerin Kindesunterhalt eingeklagt, dem sich der Mandant allerdings durch Vaterschaftstest zu Recht entzog. Da die Kindsmutter nun offenbar selbst nicht mehr versichert war, meldete sie den Junior kurzerhand bei unserem Mandanten an. Man muss eben nie denken, man hätte schon alles gesehen…
Die Mindestlohnprüfung des Jahres hatten wir hier im Herbst. Mitten in die Prüfung stürzte ein leicht besorgter Hauswart des Bürokomplexes herein. Ein stets gut informierter Nachbar habe berichtet, dass vor einer Stunde zwei verdächtig wirkende Gestalten mit Aktenkoffer die Kanzlei betreten haben. Diese seien bislang nicht wieder herausgekommen. Der Nachbar habe den Verdacht, dass es sich um Terroristen handeln könnte. Ich hab‘ mich nicht mehr eingekriegt vor Lachen; die Zöllner nahmen es gelassen. Aber gut zu wissen, dass die Notfallkette funktioniert.
Nervig waren auch in diesem Jahr wieder reichlich Werbeanrufe („Cold Calls“) in der Kanzlei. Besonders hervor stechen dabei Verlage mit ihren elektronischen Branchenverzeichnissen und Gewerberegistern etc. Ich mache mir ja manchmal einen Spaß daraus, die Leute am Telefon zu veralbern. Aber leider gelingt es diesen – aus meiner Sicht – kriminellen Vereinigungen noch immer erfolgreich, Leute am Telefon über den Tisch zu ziehen. Betroffen sind vor allem Unternehmer, die anders als Verbraucher kaum geschützt sind. Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann mal ein Fall vor dem BGH landet. Wie man sich – mit einigem Aufwand – richtig effektiv gegen die Werbeflut wehren kann, hat übrigens kürzlich ein bekannter Samurai Strafverteidiger aus Berlin in seinem Blog dokumentiert.
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