Nach der Internationalen Rechnungslegung nach IFRS hat Griechenland lediglich 33 Milliarden Euro Schulden und nicht 319 Milliarden (Stand: 2013). Zumindest laut Aussage von Paul Kazarian, Gründer und Chef der Investmentfirma Japonica Partners. Er ist der Auffassung, dass die Staatsschulden von Griechenland völlig überbewertet sind. Kazarian hat sich bereits in den 80er Jahren international einen Namen damit gemacht, ein Gespür für unterbewertete Unternehmen zu haben.
Die Differenz von immerhin 195 Milliarden Euro begründet der Unternehmer damit, dass Schulden ausgewiesen werden, die nie fällig werden und auf die Griechenland keine Zinsen bezahlt. Kazarian fordert, dass die Erfassung der Staatsfinanzen Griechenlands auf Basis der internationalen Rechnungslegung erfolgen sollte.
Fraglich ist, ob der Investor Kazarian berücksichtigt hat, dass bei einer Umstellung der Erfassung der Staatsfinanzen auch Sachverhalte berücksichtigt werden, die bei der bisherigen Erfassung unter den Tisch fallen. Wie sieht es beispielsweise mit Rückstellungen für Beamtenpensionen aus? Insbesondere in Zeiten geringer Zinssätze, steigender Lebenserwartung und dem demographischen Wandel könnte dies zu einer erheblichen Summe an Pensionsrückstellungen führen.
Interessant ist an dieser Stelle sicherlich auch, dass laut Aussage der Süddeutschen Zeitung vom 11. Mai 2015 (Seite 19) Kazarian griechische Staatsanleihen gekauft hat. Auch er dürfte also ein Interesse haben, dass Griechenland zahlungsfähig bleibt und er neben seiner Einlage auch eine angemessene Verzinsung erhält.
Abgesehen von den unterschiedlichen Darstellungen der Staatsschulden Griechenlands: Welcher Investor vertraut einem Unternehmen bzw. einem Staat dauerhaft Geld an, wenn er weder mit einer Rückzahlung noch eine Verzinsung rechnen kann? Es mag die finanzielle Lage Griechenlands etwas besser aussehen lassen, wenn die Erfassung der Staatsschulden nach IFRS erfolgt. Vertrauenserweckend ist dies aber keinesfalls. Auch wenn die Staatschulden geringer sind durch eine veränderte Darstellung – am Cashflow verändert sich dadurch nichts.
Dazu sei angemerkt: Auch Deutschland hat neben mehr als zwei Billionen explizit ausgewiesenen Staatsschulden noch einen erheblichen Teil nicht explizit ausgewiesener Staatsschulden. Die sog. implizite Staatsverschuldung beträgt laut Schätzungen weitaus mehr als zwei Billionen Euro. Darin enthalten sind unter anderem Pensionsverpflichtungen von Beamten.