Vortrag von Thomas Kusterer bei der Schmalenbach-Tagung am 30. März 2017 in Köln
Berichterstattung schön und gut. Von den Erfahrungen und Herausforderungen des Energiekonzerns EnBW berichtete Thomas Kusterer, Mitglied des Vorstandes des Konzerns. Während EnBW im Jahr 2010 noch ca. 80 % des operativen Ergebnisses mit der Erzeugung von Strom erzielte, waren es 2015 bereits nur noch 15 %. Dies zeigt die großen Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht.
Der Transformationsprozess von EnBW wird laut Aussage von Thomas Kusterer klar kommuniziert und vor allem transparent gemacht. EnBW steht vor einer großen Veränderung seines Geschäftsmodells. Nicht nur die Energiewende, die Vernetzung, sondern auch die Digitalisierung führen zu einer Transformation des Energiekonzerns. Auswirkungen auf mögliche Geschäftsbereiche ergeben sich beispielsweise durch die Schließung von Atomkraftwerken – ein Thema, das seit Fukushima zu einem Strukturwandel geführt hat.
EnBW erstellt einen integrierten Geschäftsbericht. Seither konnte der Umfang des Berichtes halbiert werden: Für das Jahr 2016 hat der Geschäftsbericht nur noch knapp 150 Seiten. Die Berichterstattung soll dadurch verständlich, transparent sowie aussagekräftig sein. Kusterer fordert eine Reduzierung sowie Vereinheitlichung der Berichte. Ein Blick in den Geschäftsbericht von EnBW zeigt, was er meint: „Ohne Anhang und ohne Erklärung zur Unternehmensführung“. Dieser Hinweis steht auf der ersten Seite des integrierten Berichtes. Einheitliche Regelungen würden derartige Anmerkungen und ggf. Verweise überflüssig machen. Aus seiner Sicht ist integrierte Berichterstattung mehr als nur eine Optimierung. Durch die Transparenz kommt es zu einer Steigerung des Vertrauens der Berichterstattung. Ferner besteht die Möglichkeit einer stärkeren Adressatenorientierung.
Ob der Bericht gut ist, entscheidet der Empfänger. Eine transparente Berichterstattung führt möglicherweise zu einer Wertsteigerung am Kapitalmarkt. Denn offenbar ist die Bedeutung der Finanzberichterstattung abnehmend – so wurde es in der abschließenden Podiumsdiskussion der Schmalenbach-Tagung diskutiert.
Das Interesse der Investoren an der CSR-Richtlinie schätzt das Vorstandsmitglied als sehr hoch ein. So hängt der Wert des Unternehmens mittlerweile auch von Chancen und Risiken des Klimawandels ab. Die Forderungen des Kapitalmarktes nach Nachhaltigkeit werden immer lauter. Auch institutionelle Investoren achten vermehrt auf Nachhaltigkeit und den Klimawandel bei ihrer Anlagestrategie.
Lesen Sie hierzu auch meinen Beitrag im NWB Experten-Blog:
Corporate Governance – Wie wichtig ist der Geschäftsbericht aus Investorensicht?