Welchen Einfluss haben Aktionäre auf Zukäufe von börsennotierten Konzernen?
28. April 2017, Hauptversammlung bei Bayer in Bonn. Dass es einige heftige Diskussionen und Streitereien geben würde, war vorauszusehen. Damit meine ich nicht ein Streit um Würstchen, der im vergangenen Jahr zu einem Polizeieinsatz bei der Hauptversammlung von Daimler geführt hatte. Es ging um deutlich mehr: Die Übernahme von Monsanto. Immerhin geht es um 66 Milliarden Euro. Eine Summe, die auch für ein DAX-Unternehmen kein Kleinbetrag ist.
Der Milliarden-Deal soll Bayer auf die Zukunft vorbereiten. Durch die steigenden Bevölkerungszahlen weltweit erhöht sich auch die Menge der notwendigen Lebensmittel, um dem Bevölkerungswachstum Stand zu halten. Durch den Zukauf des Saatgutherstellers erhofft sich Bayer, von dem Wachstum profitieren zu können.
Die Marktkonzentration erhöht sich durch die Monsanto-Übernahme, denn immer weniger Unternehmen dominieren den Markt. Bayer wird dadurch zum größten Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutz. Aus dieser Betrachtungsweise müssten nicht nur Umweltschützer, sondern auch „Wettbewerbs-Schützer“ gegen die Monsanto-Übernahme demonstrieren. Laut Pressemeldungen demonstrierten ca. 200 Umweltschützer und Aktivisten vor dem Gebäude in Bonn. Durch die Fusion besteht die Gefahr, dass Bayer seine Marktmacht ausnutzen kann sowie künftig die Preise diktieren wird. Das sollte uns eigentlich alle etwas angehen.
Denn wie bitte wollen wir auf Saatgut verzichten, wenn die Preise ins Unermessliche steigen? Das sehen wir bereits derzeit beim Immobilienmarkt in verschiedenen Großstädten in Deutschland. Sowohl bei der Ernährung als auch beim Wohnen: Es handelt sich um Grundbedürfnisse. Bei einer Betrachtung dieser Dimensionen sind 200 Demonstranten nicht viel. Allerdings haben auch die 2.500 Aktionäre in der Hauptversammlung ihren Unmut geäußert. An Zwischenfällen hat es an der Hauptversammlung nicht gemangelt.
Nicht nur die hohe Verschuldung durch den Zukauf wurde von den Aktionären kritisiert, sondern auch der Ruf von Monsanto. Teilweise wurden auch Stimmen laut, die über die Milliarden-Übernahme in einer außerordentlichen Hauptversammlung gesprochen hätten. Die Wiederwahl der Aufsichtsräte zeigte den Unmut: Die Wiederwahl von Paul Achleitner wurde von ihnen nicht befürwortet.
Eines wird in den Berichten klar: Das Thema Monsanto ist emotional. Je mehr ich darüber lese, desto mehr bedauere ich, nicht dabei gewesen zu sein. Eine Veranstaltung, bei der ich viel hätte lernen können: Wie geht ein Vorstand bzw. die Aufsichtsräte mit derart kritischen Stimmen und direkter Kritik um? Wie weit geht es, bis jemand die Teilnehmer bittet, sachlich zu bleiben?
Noch habe ich im Internet keine Abstimmungsergebnisse zur Besetzung der Aufsichtsratsposten gefunden. Es wird sich zeigen, inwieweit die Aktionäre mit ihrem Unmut die Ergebnisse beeinflussen werden. Jedenfalls wird sicherlich der ein oder andere Konzern die Auswirkungen auf Bayer genauer betrachten. Denn aus Sicht des Konzerns ist eine derartige Hauptversammlung keinesfalls wünschenswert.
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