Habe den Mut dich deiner eigenen Stimme zu bedienen

Aktionäre wollen bei der Hauptversammlung neuerdings mitreden

Neuerdings nutzen die Aktionäre ihr Stimmrecht und äußern ihre Wut. Dies zeigt sich z.B. bei der Entlastung des Aufsichtsrats. Bei SAP beispielsweise wurde dieser mit einer knappen Mehrheit von 50,49 Prozent entlastet. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist dieses Ergebnis aus Sicht des Unternehmens keinesfalls erfreulich. Sie werden sich daran gewöhnen müssen: Aktionäre, die ihrer Wut Luft machen sind keine Ausnahmeerscheinung mehr. Dies ist ein langfristiger Trend. Nicht nur die seitens des Managements gefürchteten aktivistischen Aktionäre melden sich zu Wort. Vor allem auch institutionelle Investoren diskutieren mit. Es wird auch langsam Zeit:

Aktionäre sollten sich nur durch kurzfristige Gewinne beeindrucken lassen. Das Beispiel der SolarWorld AG zeigt: Eine kurzfristig sehr hohe Dividende (und vor allem Dividendenrendite) bringt Investoren auf Dauer nichts. Seit der Finanzkrise schauen Investoren auch genauer hin. Sie wollen ihr Geld oftmals nachhaltiger investieren. So wie Kant einst sagte „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ sollten Aktionäre ihr Stimmrecht nutzen. Denn Eigentum verpflichtet. Es reicht nicht aus, sich über fehlende Förderung von Minderheiten, zu hohe Managergehälter oder einem fehlenden ökologischen Fußabdruck zu beschweren. Mitreden und die Dinge kritisch hinterfragen ist angesagt.

Ohne Druck seitens der Aktionäre passiert meistens auch nichts. Oder warum sind die Unternehmen plötzlich alle auf dem „Nachhaltigkeits-Trip“? Sicherlich nicht, weil sie auf einmal so sehr auf die Umwelt achten möchten. Die Aktivitäten passieren aus purer „Not“: Erst durch Druck der Anteilseigner werden börsennotierte Unternehmen agieren. Es zeigt sich: Geld ist Macht. Insbesondere Großinvestoren können Druck auf die Unternehmen ausüben: Sie können mit Abzug des Geldes drohen.

Dies ist sicherlich eine große Herausforderung für das Management des Unternehmens. Transparenz ist aus Unternehmenssicht sicherlich nicht immer leicht zu handhaben. Durch die Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung weltweit wird dies aber immer einfacher auch ohne Mitarbeit der Unternehmen geschehen. Dann doch besser an der Diskussion teilnehmen. Anders betrachtet: Noch nie haben Unternehmen so direkte Rückmeldungen bekommen. Feedback also, ohne dafür Berater bezahlen zu müssen. Das ist vermutlich nicht immer angenehm, aber besser mündige Aktionäre, die ihr Stimmrecht wahrnehmen als solche, die ohne Feedback negativ über das Unternehmen reden und Aktien verkaufen.

Lesen Sie dazu auch:
Andrea Rexer, Die Firma gehört uns, SZ vom 20. Mai 2017, Seite 24
Rinker, Insolvenz der Solarworld AG: Rächt sich die Forschungsträgheit des Unternehmens? (NWB Experten-Blog, 19.05.2017)

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