Deutschland befreit internationale Sportevents im Einzelfall von der Steuerpflicht!? Kalter Kaffee. Ein Wunder eigentlich, dass bei europäischen Wettbewerben überhaupt jemand Steuern zahlt.
Schon die Besteuerung der in Deutschland ansässigen Profisportler stellt die Finanzbehörden ja bekanntlich vor einige Probleme. Vor allem bei Einkommensmillionären – und von denen gibt es ja vor allem im Fußball so einige – herrscht hierzulande ein enormes Kontrolldefizit. Dazu kommen einige Unwägbarkeiten wie regelmäßige Wohnortwechsel und Ausnutzung von Auslandsstrukturen gerade bei Vermarktung von Bildrechten etc. 2013 berichtete der WDR von einer Stichprobe des Landesrechnungshofs Niedersachsen, wonach 30 % der geprüften Erklärungen von Profifußballern verdächtig erschienen. Aufgrund des beträchtlichen Steueraufkommens wird es verwaltungsseitig vielfach wohl verlockend sein, sich einfach mit der abgeführten Lohnsteuer zu begnügen. Allein vom Branchenprimus FC Bayern München kamen da in der vorvergangenen Saison geschätzt 70 Mio. € zusammen.
Bei all den Schwierigkeiten überrascht es dann wenig, dass man bei internationalen Veranstaltungen gleich komplett auf die Steuererhebung verzichtet. Glauben Sie nicht? Ist aber tatsächlich wahr. Das regelt der so genannte Mannschaftssporterlass des BMF aus dem Jahr 2008. Danach verzichtet Deutschland auf die Erhebung von Quellensteuern von Spielern, Vereinen und Funktionären in europäischen Mannschaftswettbewerben (insbesondere Basketball, Eishockey, Fußball, Handball und Volleyball). Und tatsächlich machte der Erlass Deutschland kurzzeitig zur Hochburg, was die Austragung der Finalwettbewerbe angeht. Innerhalb von vier Wochen nach Erlass des Schreibens wurden
- das Finale der UEFA Europa League 2010 (Hamburg, Fußball),
- das EHF Champions League Final Four 2010 (Köln, Handball) und
- das Final Four der Euroleague 2009 (Berlin, Basketball)
nach Deutschland vergeben. Lobbyarbeit, die sich auszahlt. Über die Berechtigung einer solchen Steuerbefreiung für Finalturniere mag man sich streiten. Warum allerdings auch alle Vorrundenpartien (!) steuerfrei gestellt werden, bleibt wohl ein fiskalisches Geheimnis.
Immerhin ist die Beratungsempfehlung recht eindeutig: Werden Sie Sportfan und schauen sich die Spiele vor Ort oder als Übertragung an. Denn bezahlen müssen Sie ohnehin dafür. Sei es nun durch indirekte Steuerzahlungen oder den Rundfunkbeitrag (dazu übrigens mehr demnächst hier im Blog).
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