Vier Prüfungsgesellschaften teilen sich die Arbeit auf
Endlich eine positive Meldung: Die Adler Group hat endlich einen Abschlussprüfer gefunden. Genau genommen sogar mehrere. Denn die Prüfung wird nicht von einer, sondern gleich mehreren Prüfungsgesellschaften durchgeführt. Teamarbeit sozusagen.
Schon verrückt, dass es eine solche Tatsache in die Tagespresse schafft. Wenn man auf die langwierige Suche von Adler zurückblickt, ist dies jedoch wenig verwunderlich. Nicht einmal das Gericht konnte Adlers Problem lösen, denn KPMG hatte die Prüfung abgelehnt, trotz gerichtlicher Bestellung. Auch dies ist wenig überraschend. Doch laut Handelsblatt ein Novum in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Auf die Prüfungsgesellschaften kommt nun einige Arbeit zu. Vermutlich können sie direkt nach der Prüfung des Abschlusses für 2022 gleich den nächsten Abschluss prüfen. Denn Adler ist sicherlich kein einfaches Prüfungsmandat. Bei der anvisierten Hauptversammlung am 27. November soll der Prüfungsauftrag auch direkt für zwei Jahre erteilt werden. Auch das ist sicherlich ein seltener Fall.
Überblick über Adlers Prüfer
Die Prüfung der Abschlüsse des Immobilienunternehmens wird damit zur Teamleistung von vier Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Während Avega die Muttergesellschaft prüfen soll, wird Rödl & Partner aus Nürnberg den Jahres- und Konzernabschluss 2022 der Adler Real Estate unter die Lupe nehmen. Dabei handelt es sich um die wichtige Berliner Tochter, in der die meisten der noch 26.000 Wohnungen des Konzerns angesiedelt sind. Die Morison Köln AG wurde mit der Teilbereichsprüfung der Projektentwicklungstochter Consus Real Estate AG beauftragt. Die Domus AG aus Berlin soll die individuellen Abschlüsse der deutschen Objektgesellschaften prüfen.
Auf die Prüfer wird einiges an Arbeit zukommen, allein auch für die Abstimmung zwischen den Gesellschaften. Und auch für Adler geht die Arbeit nun erst los, hatte der Konzern bei der verzweifelten Suche doch auch Zugeständnisse bezüglich der vorzulegenden Dokumente gemacht. Nach der Berichterstattung im Handelsblatt hat Adler mehr als 100 Gespräche für die Suche nach einem Abschlussprüfer geführt.
Ende gut – alles gut?
Keineswegs. Denn auch wenn sich nach einer mehr als einjährigen (!) Suche nun endlich eine Lösung gefunden hat, hat der Immobilienkonzern zu kämpfen. Bei einer Finanzierungsrunde Ende September muss Adler jährlich 21 % Zinsen bezahlen. Adler hatte eine vorrangig besicherte Schuldverschreibung in Höhe von 191 Mio. € platziert. Ungeprüfte Abschlüsse und die hohe Verschuldung des Konzerns haben in der Vergangenheit eben nicht für Vertrauen gesorgt.
Die Prüfer werden sich nach ihrer Bestellung sicherlich zeitnah an die Arbeit machen. Bis Ende September 2024 soll der geprüfte Abschluss für 2022 vorliegen. Und auch die Bafin-Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, die letzte Meldung mit einer Teilfehlerfeststellung der Bafin jedoch auch schon einige Zeit her. Um genau zu sein, fast ein Jahr. Nach der ersten Nachricht der Bafin Anfang August 2022, kam Mitte November 2022 eine erneute Teilfehlerfeststellung.
Fazit
Ich bin gespannt, welches Prüfungsurteil Adler am Ende von den vier Gesellschaften erhalten wird. Ob der vom Verwaltungsratschef Kirsten angestrebte Bestätigungsvermerk sich auch tatsächlich in den Geschäftsberichten wiederfinden wird, werden wir sehen. Vier Prüfungsgesellschaften, Adlers verzweifelte Suche und die Historie mit KPMG lassen dem Immobilienkonzern keine Wahl. Und die Prüfer werden hier sicherlich besonders genau schauen, denn schließlich ist Adler – vorsichtig ausgedrückt – sicherlich eher in die Kategorie Risikomandat einzuordnen.
Lesen Sie hierzu auch folgende Beiträge im NWB Experten Blog:
Update Adler Immobilien: Gewinn um vier Milliarden Euro aufgeblasen
Serie Bilanzskandale: Adler hat Zoff mit der Bafin – die fetten Jahre sind vorbei
Weitere Informationen:
Adler Group findet nach langer Suche einen Abschlussprüfer (handelsblatt.com)