Gelbe Karte der Bilanzpolizei – bei welchen Themen in diesem Jahr besonders häufig Fehler festgestellt wurden

Noch nie stand die Bilanzpolizei so in der Kritik wie jetzt. In diesem Beitrag soll es ausnahmsweise nicht um die Kritik an der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) gehen. Der Tätigkeitsbericht der DPR für dieses Jahr wird erst im Januar veröffentlicht. Doch bei einem Vortrag des Präsidenten hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, von den besonders häufigen Fehlerfeststellungen in diesem Jahr zu erfahren.

Neben dem Dauerbrenner Goodwill, gab es auch zu einem anderen Thema besonders häufig die gelbe Karte bei den DPR-Prüfungen. Dies war mir auch schon aufgefallen,denn ich verfolge regelmäßig die veröffentlichten Fehlerfeststellungen der DPR.

Dauerbrenner Goodwill

Die Wertminderung des Goodwills war einer der Prüfungsschwerpunkte in diesem Jahr. Der angekündigte Zoff mit der DPR ist eingetreten: Den Auftakt zu Jahresanfang machte direkt Bastei Lübbe. Mehr dazu gibt es in einem anderen Beitrag von mir, den ich unten verlinkt habe.

Doch was hat die DPR bemängelt? Dies war u.a. die Feststellung, dass der Geschäfts- oder Firmenwert auf der Konzernebene anstelle der Ebene der zahlungsmittelgenerierenden Einheiten erfolgte. Ein Trick, der eine Wertminderung verhindern kann. Zumindest so lange, bis eine DPR-Prüfung ansteht. Auch im kommenden Jahr sind Wertminderungen einer der Prüfungsschwerpunkte der DPR. Zu den Details mehr in meiner kommenden Serie „Prüfungsschwerpunkte der DPR unter der Lupe“.

Bei der Ermittlung des Nutzungswertes wurden außerdem einige Fehler besonders häufig gemacht:

  1. Fehlende Risikoäquivalenz von geschätzten künftigen Cashflows und Abzinsungssatz
  2. Verwendung von nicht kongruenten Annahmen und nicht vertretbaren Prognosen der künftigen Umsatz- und Ergebnisentwicklung

Besonders interessant daran? Es ist sicherlich davon auszugehen, dass die getroffenen Annahmen zu optimistisch waren. Gleiches gilt für die Schätzung der künftigen Cashflows. Denn so können unerwünschte Wertkorrekturen des Goodwills vermieden werden. Wie gefährlich die hohen Buchwerte des Goodwills gerade in der Corona-Pandemie sind, wird sich zeigen. In einem Artikel in der NZZ wurde auf meine Studien dazu verwiesen. Das Thema ist in der Nicht-Fachwelt angekommen.

Zu positive Annahmen und Cashflow-Prognosen werden auch im neuen Jahr sicherlich für Zoff mit der DPR sorgen. Es wird sich zeigen, inwieweit in den Bilanzen 2020 Wertkorrekturen auf den Goodwill erfolgen werden. Sicherlich leiden nicht alle Konzerne so massiv wie TUI oder die Deutsche Lufthansa unter der Corona-Pandemie. Aber ebenso wenig zählt nicht die Mehrheit der Unternehmen zu den Krisenprofiteuren.

Sorgenkind Börsengang: IPO-Kosten buchen

Besonders häufig wurden die IPO-Kosten nicht korrekt in der Buchhaltung erfasst. So wurden bei einigen Unternehmen die Vergütungen an das Management als Transaktionskosten verbucht. Transaktionskosten können direkt vom Eigenkapital abgezogen werden. Fehlerfeststellungen bezüglich der IPO-Kosten gab es beispielsweise bei der MBB SE und der Aumann AG.

Die Verteilung der Transaktionskosten erfolgte in einigen Fällen auch nicht anhand eines sachgerechten Schlüssels und wurde dementsprechend von der DPR moniert. Die Kritik bezog sich auf Transaktionskosten, die der Ausgabe neuer Aktien und der Börsennotierung alter Aktien jeweils nicht direkt zurechenbar waren.

Anders als beim Goodwill handelt es sich bei den IPO-Kosten um nicht jährlich auftretende Sachverhalte. Demnach werden die entsprechenden Buchungen sehr selten durchgeführt, was möglicherweise zu einem häufigeren Fehler führt.

Welche Schlüsse die DPR aus diesen Fehlerfeststellungen für die Prüfungsschwerpunkte im neuen Jahr gezogen hat, lesen Sie demnächst in meiner neuen Serie „DPR-Prüfungsschwerpunkte unter der Lupe“.

Lesen Sie dazu auch:

Zoff mit der Bilanzpolizei ist vorprogrammiert dank Goodwill & Co.
Schon wieder Bilanzierungsfehler bei Bastei Lübbe
(finance-magazin.de/abgeschminkt)

Die Milliardenrisiken – warum die Corona-Pandemie die Gewinne und Bilanzen der grossen Konzerne bedroht
(www.nzz.ch)

 

 

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