Das Rechnungswesen. Es erfreut sich oftmals leider nicht allzu großer Beliebtheit. Doch es ist notwendig. Nicht nur die gesetzlichen Vorgaben im externen Rechnungswesen machen es unabdingbar. Ein Grund, warum viele kleinere Unternehmen scheitern ist nicht die schlechte Auftragslage, sondern das Fehlen eines Controllings. Spätestens wenn der Gewinn schrumpft, beschäftigen sich Unternehmer mit ihren Zahlen. Davor werden diese leider oft lediglich als notwendiges Übel betrachtet. Nicht Unternehmer, sondern auch sein Personal scheut das Rechnungswesen. Laut einer Studie des Personalvermittlers Robert Half wird der Engpass an Fachkräften im Rechnungswesen weiter steigen.
Die Not ist groß. So groß, dass neun von zehn Finanzchefs auf Quereinsteiger in ihrer Finanzabteilung setzen – aus Mangel an entsprechenden Fachkräften.
Mitarbeiter in der Finanzabteilung müssen außerdem immer mehr Kenntnisse mitbringen bzw. erwerben. Durch die Digitalisierung und Globalisierung sind nicht nur Kompetenzen im Bereich IT und Datenanalyse erforderlich, sondern auch Führungskompetenz sowie Anpassungsfähigkeit an Veränderungen. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen immer weiter an.
Bei manchen Aufgabenfeldern können Quereinsteiger meines Erachtens möglicherweise Abhilfe schaffen. Rechnungen begleichen, Mahnungen schreiben und ggf. auch Rechnungen schreiben sind Tätigkeiten, die je nach Unternehmen sicherlich relativ schnell erlernbar sind. Fraglich ist, ob Quereinsteiger für einfachere Tätigkeiten eingesetzt werden sollen, um so den Fachkräften die tägliche Arbeit zu erleichtern. Also quasi Erhöhung der Produktivität durch Arbeitsteilung. Wenn die Quereinsteiger jedoch eine sehr eintönige Arbeit erbringen, kann dies dauerhaft zu einer hohen Fluktuation, Unzufriedenheit der betroffenen Mitarbeiter aber auch einer hohen Fehlerquote aufgrund geringerer Motivation führen.
Nicht jede Tätigkeit im Rechnungswesen kann jedoch „schnell“ von einem Quereinsteiger erlernt werden. Dies sollte bei der Frage der Bekämpfung des Fachkräftemangels bedacht werden. Alleine das Verständnis für die doppelte Buchhaltung sowie die Erstellung eines Jahresabschlusses aber auch die wichtigsten steuerlichen Fallstricke: Diese Themen sind in ihrer Tiefe nicht innerhalb weniger Monate erlernbar.
Eine Verringerung des Fachkräftemangels könnte auch durch Digitalisierung im Rechnungswesen geschehen. Sicherlich nicht kurzfristig, aber langfristig auf alle Fälle. Wenn Rechnungen nicht mehr per Post, sondern per Mail verschickt werden, beschleunigt dies den Prozess – und nebenbei wird weniger Papier verbraucht. Darüber würde sich also auch die Umwelt freuen, wenn der Effekt trotz intensiverer Computer-Nutzung positiv ist.
Kurzfristig wird die Umstellung des Rechnungswesens hin zur digitalen Buchführung vorerst zeitliche Kapazitäten in Anspruch nehmen. Denn die Mitarbeiter müssen entsprechend geschult werden. Langfristig jedoch wird sich die Arbeitsbelastung möglicherweise verringern bzw. zumindest nicht weiter ansteigen.
Fazit: Trotz zunehmender Quereinsteiger in der Finanzabteilung sollte die Digitalisierung der Buchführung nicht verschlafen werden.
Lesen Sie dazu:
Finanzabteilung: Stress nimmt zu – Quereinsteiger sollen Abhilfe schaffen
(www.roberthalf.de/presse v. 06.06.2017)