Kaum hatte ich den Artikel zu „Disclosure Overload“ und die vorgenommene Kürzung des Geschäftsberichtes am Beispiel der Siemens AG geschrieben, blickte ich wenige Stunden später in das Handelsblatt. Dort wurden die erhebliche Kürzung der Quartalsberichte und die damit befürchtete Intransparenz thematisiert. Doch nun der Reihe nach.
In der Vergangenheit mussten kapitalmarktorientierte Unternehmen alle drei Monate Zwischenberichte veröffentlichen. Es ging nach der Devise: je mehr, desto besser. Die sollte für Transparenz sorgen. Die neue Transparenzrichtlinie hat für die betroffenen Unternehmen Erleichterungen mit sich gebracht. So entfällt die Pflicht der bisher vierteljährlichen Finanzberichterstattung. Somit sind die Unternehmen „lediglich“ verpflichtet, Halbjahresberichte sowie den Jahresabschluss zu veröffentlichen. Die Erleichterung betrifft demnach die Erstellung der Quartalsberichte für das erste und dritte Quartal.
Beiersdorf hat diese neue Erleichterung genutzt und auf die Veröffentlichung der Gewinne im ersten Quartal 2016 verzichtet. Andere Unternehmen, wie beispielsweise SAP, präsentieren weiterhin die Ergebnisse. Jedoch konzentriert sich SAP auf die wesentlichen Zahlen, um durch die Transparenz das Vertrauen der Investoren nicht zu verlieren.
Durch diese Neuregelung soll eine kurzfristige Betrachtung verringert werden, da Unternehmen sich nicht mehr durch die Quartale gehetzt fühlen. Die Meinungen gehen auseinander. Während die einen die einen wen Wegfall der Quartalsberichte als negativen Schritt hinsichtlich der Transparenz erachten, sind für andere die Halbjahreszahlen ausreichend.
Auch Beiersdorf hat dem Disclosure Overload, wie auch Siemens, den Kampf angesagt. Der Geschäftsbericht wurde von 172 auf 88 Seiten gekürzt. Es wurden keine entscheidungsrelevanten Informationen weggelassen, sondern überflüssige Inhalte wie beispielsweise Bilder des Vorstandes.
Fraglich ist auch, warum die Fokussierung immer so sehr auf den Gewinnen basieren sollte. So können Gewinne durch Bilanzpolitik erheblich beeinflusst werden. Möglicherweise kann das Nicht-Berichten der Gewinne für jedes Quartal zu einem Umdenken führen.
Fazit: Die Konzentration auf die wesentlichen Informationen führen zu einer besseren Übersicht der Berichterstattung von Investoren. Es bleibt abzuwarten, wie sie langfristige auf die Änderung in der Berichterstattung reagieren.
Quelle: Kapalschinski/Fockenbrock, Abschied von der Quartalshetze, Handelsblatt vom 06. Mai 2016, Seite 16-17