Das Jahresende naht. Für die DPR bedeutet dies, dass sie die letzten Tage ihrer Existenz erlebt. Aus diesem Anlass folgt nun ein Abschiedsbrief.
Liebe DPR,
bald wirst du Geschichte sein. Du bist dem Wirecard-Skandal zum Opfer gefallen. Wie so viele. Doch leider warst du von Anfang an so aufgestellt, dass du bei Fällen wie Wirecard machtlos warst. Du hattest lediglich 15 Mitarbeiter, die für die Prüfung von mehreren hundert Unternehmen zuständig waren. Wie soll dies denn gestemmt werden können? Leider habe ich nie etwas darüber erfahren, wer deine Mitarbeiter waren und welche Kompetenzen sie hatten. In der Öffentlichkeit wurde immer nur dein Präsident kritisiert.
Dein Präsident war gleichzeitig Prüfungsausschussvorsitzender von großen börsennotierten Unternehmen, die von dir geprüft wurden. Dass es hier keine Interessenskonflikte geben soll, ist für mich leider nur schwer verständlich. Doch hatte ich auch nicht den Eindruck, dass die Kritik diesbezüglich von dir wirklich ernst genommen wurde.
Leider warst du auch durch das zweistufige System von deiner Geburtsstunde an so aufgestellt, dass dies zu Problemen führen würde. Im Untersuchungsausschuss hatte ich erfahren, dass dir bei der Weitergabe von Unterlagen an die Bafin die Hände gebunden waren. Doch gleichzeitig sollte die Bafin dir Prüfungen wegnehmen, wenn du keine Zeit hast, dich darum zu kümmern. Doch wie soll die Bafin deine Arbeit beurteilen, wenn sie keine Unterlagen hat?
Seit letztem Sommer hattest du gekämpft, doch vergeblich. Auch ich habe mich gegen dich ausgesprochen. Doch ich bitte hier um dein Verständnis: Wenn in einem hundertseitigen Gutachten erst geklärt werden muss, ob du oder die Bafin für Wirecard zuständig wart, da fällt mir auch nichts mehr ein. Und über die Interessenskonflikte deines Präsidenten war ich auch nicht gerade erfreut. In einem einstufigen System – ohne die Prüfung durch dich als privaten Verein – kann die Bilanzkontrolle viel effizienter erfolgen. Künftig wird unser Land hier keinen Sonderweg mehr gehen.
Es ist schade, dass deine veröffentlichten Fehlerfeststellungen nicht zugleich in einer Sprache für Nicht-Bilanzexperten erläutert wurden. Ich verstehe, dass die Tatsachen in der Fachsprache veröffentlicht werden müssen. Doch stellt sich Frage, ob deine Arbeit auch jenseits von Leuten wie mir wahrgenommen wurde, beispielsweise den Anlegern.
Ich hoffe, dass einige deiner Mitarbeiter ihre Arbeit künftig bei der Bafin fortsetzen werden. Denn sie haben – so nehme ich an – in den letzten Jahren viel Erfahrung bei der Bilanzkontrolle gesammelt.
Beste Grüße
Eine deiner Kritikerinnen