Das DATEV-Portal für alle Steuerbürger ist zwar aufgrund der knapp gescheiterten Satzungsänderung aufgeschoben, aber nicht aufgehoben worden. Dr. Robert Mayr ist sich offenbar sicher, dass er bereits in wenigen Monaten die Erlaubnis der Genossen zur Umsetzung seines Vorhabens erhalten wird. Meine Meinung zu dem Thema:
- Das Vorhaben der DATEV ist – wenn man die Genossenschaft als Wirtschaftsunternehmen betrachtet – richtig. Der Vorstand und wohl alle Genossen wissen, dass sie aufgrund der Digitalisierungswelle gar nicht anders können als selbst ein allgemeines Steuerportal zu schaffen.
- Das Vorhaben wird dem einzelnen Genossen nichts bringen. Denn zu glauben, dass ein Steuerbürger, der zunächst ein kostenloses oder sehr preiswertes Internetportal nutzt, anschließend einen Steuerberater beauftragen wird, ist utopisch. Ich bin seit fast 25 Jahren für die Medienbranche tätig. Mit dem Aufkommen des Internets hieß es von den „Gurus“ auch immer „Gebt den potenziellen Kunden zunächst kostenlose Informationen und anschließend werden sie ein teures Abonnement abschließen.“ Fragen Sie einmal bei den Verlagen nach, ob sich dieses „Versprechen“ bewahrheitet hat.
- Die Umsetzung wird Millionen verschlingen. Lachender Dritte wird Google sein, denn ein Portal ist nur dann wirksam, wenn es im Google-Trefferranking auf den vorderen Plätzen zu finden ist. Die Schlacht wird aber bereits derzeit geschlagen – und zwar auf der einen Seite von Startups und auf der anderen Seite von mittelständischen Unternehmen, die ihr Handwerk nicht erst gestern gelernt haben. Wer die Schlacht gewinnen will, muss den „großen Bruder Google“ füttern – und zwar mit Informationen (für das Trefferranking) und Geld (für Werbung). Das kostet unendlich viel Geld. Dieses werden die Genossen aufbringen müssen – aber für welchen Zweck?
Für mich selbst würde ich folgendes Fazit ziehen:
- Als DATEV-Vorstand würde ich nicht anders handeln als Dr. Mayr. Seine Strategie ist absolut nachvollziehbar.
- Als DATEV-Genosse wäre ich nach wie vor skeptisch. Mir erschließt sich der Nutzen – noch – nicht.
Wie halten Sie es bei dem Thema?
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