Causa Wirecard – Wie einfach EY-Prüfer einem Verfahren entgehen können

Durch Fehler einzelner leiden wieder einmal alle Prüfer

Vier Wirtschaftsprüfer von EY haben ihre Lizenz zurückgegeben. Warum? Das hat für das Quartett einen Vorteil: Damit entgehen sie dem berufsrechtlichen Verfahren der Abschlussprüferaufsicht Apas. Wie das Handelsblatt im Januar berichtete, unterzeichneten drei von ihnen verschiedene Jahresabschlüsse von Wirecard als hauptverantwortliche Abschlussprüfer.

Wie bitte? Wie kann das denn sein? So „einfach“ können die Prüfer ein Verfahren loswerden? Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, als Sie diese Information das erste Mal gelesen haben. Ich war jedoch schockiert. Denn dies trifft wieder einmal den gesamten Berufsstand.

Wieder mal eine Regelungslücke

Ich bin keine Juristin. Doch dies ist wieder mal eine seltsame Regelung: Ich gebe meine Lizenz als Abschlussprüferin zurück und kann damit einem berufsrechtlichen Verfahren entkommen? Wer hat sich den diese Regelung wieder einmal ausgedacht?

Da entsteht beim Laien doch ein absolut falscher Eindruck: Ich mache meine Arbeit gut oder schlecht. Wenn ich durch die schlechte Arbeit Schwierigkeiten bekomme, arbeite ich einfach nicht mehr als Wirtschaftsprüfer. Dann bleibt mir der Ärger erspart. Und Ärger bedeutet in diesem Fall auch eine Sanktion, die mitunter sehr teuer werden kann. Dies kann bis zu einer Geldbuße von 500.000 € gehen.

Das die Geldbuße begrenzt wird, in Ordnung. Aber es sollte nicht so sein, dass durch die Rückgabe der Lizenz eine Sanktion vermieden werden kann. Dies kann nicht nur völlig falsche Anreize setzen, sondern auch das Image der Branche weiter beschädigen.

Warum auch andere Wirtschaftsprüfer darunter leiden

Der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer hat seit dem Zusammenbruch Wirecards sicherlich alles andere als eine leichte Zeit. Doch die Erkenntnis, dass durch die Rückgabe der Lizenz im Falle eines berufsrechtlichen Verstoßes die Sanktionen vermieden werden können, trifft den gesamten Berufsstand. Denn dies sorgt für weiteres Misstrauen unter anderem bei Anlegern.

So wird der Eindruck erweckt, dass solange ich damit Geld verdiene, testiere ich einfach mal. Wenn dann Ärger droht, gebe ich einfach meine Lizenz zurück. Stimmt. Das ist jetzt etwas einfach formuliert, aber wie soll ein Laie dies denn sonst auffassen? Durch die Rückgabe des Führerscheins kann man sich doch meines Wissens auch nicht von einer Geldstrafe oder einem strafrechtlichen Verfahren entziehen.

Wie an verschiedenen Stellen zeigt sich auch hier: Wir brauchen eine andere Fehlerkultur in Deutschland, denn von den Fehlern im Fall Wirecard seitens der Abschlussprüfer können doch auch junge Berufseinsteiger lernen. Dazu passt die Aussage in dem Beitrag vom Handelsblatt: Einer der Prüfer, der seine Lizenz zurückgegeben hat, will dadurch einen Schlussstrich ziehen, doch er ist immer noch der Auffassung, nach bestem Wissen und Gewissen geprüft zu haben. Von Wirecard wurde er getäuscht. Zumindest die Einsicht, dass vielleicht auf seiner Seite Fehler passiert sein könnten, hätte ich erwartet, auch wenn Wirecard für die ein oder andere Aktion ein Schauspiel hingelegt hat. Der Wambach-Bericht hat an vielen Stellen aufgezeigt, dass die kritische Grundhaltung an verschiedenen Stellen nicht erkennbar war.

Fazit:

Um junge Menschen weiterhin von dem Berufsfeld zu begeistern, wäre eine andere Fehlerkultur wünschenswert. Vielleicht beim nächsten Bilanzskandal.

Lesen Sie hierzu auch:
Wirecard-Skandal: Frühere EY-Prüfer geben Lizenzen ab und entziehen sich Aufsichtsverfahren (handelsblatt.com)

 

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