Die Zeitbombe Goodwill. Schon seit vielen Jahren warne ich davor. Denn nach IFRS wird der Goodwill, der beim Unternehmenskauf entsteht, seit inzwischen zwanzig Jahren nicht mehr jährlich abgeschrieben. Die Folge? Seither schreiben viele IFRS-Bilanzierer ihren Goodwill quasi nie ab, denn dies würde bei Anlegern den Eindruck erwecken, dass der gezahlte Kaufpreis der getätigten Akquisition zu hoch war. Doch ist es unrealistisch, dass durch einen Unternehmenskauf die Vorteile dadurch mehr als 100 Jahre bestehen. Denn dies ist die vereinfacht ausgedrückte Aussage hinter der gelebten Praxis in der IFRS-Welt der letzten zwei Jahrzehnte.
Wieso Lanxess den Goodwill abschreiben muss
In der Pressemitteilung vom 27. Februar 2024 informiert Lanxess wie folgt über den Wertminderungsbedarf:
„Im Zusammenhang mit der Erstellung des Jahresabschlusses 2023 hat LANXESS einen Wertminderungsbedarf in Höhe von 413 Millionen Euro auf den Goodwill identifiziert. Die Wertminderung entfällt auf die Business Units Flavors & Fragrances und Polymer Additives und mindert den im Rahmen von Akquisitionen entstandenen Goodwill. Hintergrund der Wertminderung ist eine in Teilen schwächer als erwartete Nachfrage in den genannten Geschäftsbereichen insbesondere für die Jahre 2023 und 2024.“
Analysten rechnen damit, dass Lanxess für das letzte Geschäftsjahr einen Verlust ausweisen muss. Genaueres wird sich am 14. März zeigen: Denn dann wird der Geschäftsbericht veröffentlicht.
Lanxess informiert in der Pressemitteilung auch darüber, dass die Abschreibung nicht zu einem Abfluss an Liquidität führt. Das stimmt, denn die Kaufpreise wurden bereits in der Vergangenheit bezahlt. Doch hier will ich ergänzen: Die Abschreibung beruht nach den Angaben in der Pressemitteilung und nicht auf Änderungen von Diskontierungszinssätzen, wie dies bei manchen Unternehmen bereits in den Geschäftsberichten 2022 der Fall war (beispielsweise Grenke AG).
Der Grund für die Abschreibung der Firmenwerte bei Lanxess liegt an der schwächeren Nachfrage und diese wirkt sich wohl auf die Liquidität aus: Weniger Umsatzerlöse bedeutet schlussendlich auch weniger Geldzufluss von Kunden. Weiterlesen →