Serie Bilanzskandale: Welche Unterlagen KPMG bei Wirecard durchforsten wollte

Wie bei Manipulationen üblich, werden bei der Abschlussprüfung Unterlagen nur verzögert oder gar nicht zur Verfügung gestellt. Das Problem ist häufig auch, dass die angeforderten Unterlagen gar nicht existieren. Auch KPMG kämpfte mehrfach damit, an entsprechende Dokumente zu kommen, um eine Aussage über die zu klärenden Fragen treffen zu können.

Doch wie KPMG im Bericht zur Sonderuntersuchung von Ende April 2020 berichtete, wurden angeforderte Dokumente teilweise gar nicht oder erst mit mehrmonatiger Verzögerung geliefert. Aus diesem Grund hatte sich die Untersuchung hingezogen. Denn ursprünglich sollten die Ergebnisse im ersten Quartal 2020 vorliegen. Weiterlesen

Serie: „Prüfungsschwerpunkte der DPR unter der Lupe“ (3/6): Finanzinstrumente nach IFRS 7 und IFRS 9

Banken werden mit erhöhten Kreditausfällen rechnen müssen. Dies erfordert einige Herausforderungen, denn IFRS 7 und IFRS 9 haben in den letzten Jahren keineswegs an Komplexität verloren, ganz im Gegenteil sogar. Diese beiden Standards sind für ihre Komplexität in der Anwendung bekannt. Kein Wunder also, das diese Thematik für 2021 einer der Prüfungsschwerpunkte darstellt. Daher werden nicht nur Banken sich mit den Herausforderungen der Bewertung von Finanzinstrumenten beschäftigen müssen.

Risiken aus Finanzinstrumenten

Bei der Angabe zu den Risiken aus Finanzinstrumenten sollte der Fokus bei der Abschlusserstellung unter anderem auf den Liquiditätsrisiken liegen, z.B. aufgrund neuer Schulden, der Restrukturierung bestehender Schulden oder Brüchen von Covenants.

Insbesondere Covenants haben es in sich, denn dadurch werden den Kreditnehmern bestimmte Verpflichtungen auferlegt. Weiterlesen

Keiner wollte es so genau wissen – wie ein Börsenhändler in den 90er-Jahren eine englische Bank ruinierte

Was wir aus Fällen wie dem Niedergang der Barrings-Bank lernen können

 „Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da getan hatte…Mit Schere, Klebstift und Faxmaschine hatte ich fünfzig Millionen Pfund aus dem Nichts gezaubert.“ Der Wirtschaftsprüfer „hatte die Zahlen geschluckt“.

Wie leicht der ehemalige Börsenhändler Nick Leeson über mehrere Jahre in Singapur als Mitarbeiter der Barrings-Bank unter Verwendung des Kontos „88888“ seine immer größer werdenden Verluste durch seine Handelsaktivitäten verschleiern konnte, zeigt: Trotz interner Kontrollen durch die Interne Revision und kritischen Nachfragen aus der Hauptniederlassung in England wurden keine Konsequenzen gezogen. Weiterlesen

Serie: „Prüfungsschwerpunkte der DPR unter der Lupe“ (2/6): Wertminderung von Vermögenswerten nach IAS 36

Ist die Corona-Pandemie ein Triggering-Event? Eine Frage, die sicherlich bei vielen Unternehmen mit „ja“ beantwortet werden kann. Ist dies problematisch? Nur falls hohe Wertminderungen drohen, was sicherlich bei vielen Unternehmen der Fall sein dürfte, da dies auf die Überzahl wahrscheinlich zutrifft. Doch nun der Reihe nach.

Ein weiterer Prüfungsschwerpunkt der DPR im Jahr 2021 ist die Wertminderung von Vermögenswerten. Dies betrifft also nicht nur den Goodwill bzw. die gesamten immateriellen Vermögenswerte, sondern das gesamte Vermögen der Unternehmen. Somit muss bei der Erstellung des Jahresabschlusses 2020 sorgfältig geprüft werden, ob ein oder mehrere Indikatoren für eine Wertminderung nach IAS 36 vorliegen.

Annahmen bergen Streit-Potenzial

Unternehmen müssen bei ihren Cashflow-Schätzungen mehrere Zukunftsszenarien berücksichtigen. Hier geht es also um die Frage, wie lange die Rezession aufgrund der Corona-Pandemie anhält. Volkswirte haben hier in den letzten Monaten von den sog. V-, U- und L-Szenarien gesprochen. Durch die teilweise täglichen Gesetzesänderungen scheint die Prognose des Cashflows eine schwierige Aufgabe für die Unternehmen zu werden. So hängen die zukünftigen Zahlungsflüsse einiger Branchen sehr stark von den Einschränkungen aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie ab. Weiterlesen

Serie: „Prüfungsschwerpunkte der DPR unter der Lupe“ (1/6): Darstellung des Abschlusses gem. IAS 1

Wie jedes Jahr im November hat die DPR vor wenigen Wochen ihre Prüfungsschwerpunkte für das kommende Jahr veröffentlicht. Seit der letzten Veröffentlichung der Prüfungsschwerpunkte für dieses Jahr ist einiges passiert: Es leiden nicht nur viele Unternehmen unter den Folgen der Corona-Pandemie, sondern auch die Existenz der DPR wurde gefährdet. In beiden Fällen gilt: Das Problem ist noch nicht gelöst; in einem Jahr wissen wir mehr, denn dann werden die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse der Corona-Pandemie sichtbarer. Für die DPR ist das Jahr 2021 das Jahr der Entscheidung, wie es weitergeht. Weiterlesen

Bilanzierungsfolgen des Berliner Mietendeckels

Der „Berliner Mietendeckel“ (Mieten-WoG Bln) hat traurige Berühmtheit erlangt, besteht doch der Verdacht einer offensichtlich verfassungswidrigen Regelung, die zudem kaum zielführend ist. Die verfassungsrechtliche Diskussion dreht sich dabei einerseits um die Kompetenzzuweisung zum Erlass der Regelungen und andererseits um die Frage der Verletzung von verfassungsrechtlichen Schutzrechten, etwa des Eigentumsschutzes.

Verfügt man über minimale Grundkenntnisse zu ökonomischen Wirkungszusammenhängen und blendet diese auch nicht ideologiegeleitet aus, erkennt man leicht, dass der Mietendeckel am ursächlichen Problem nichts ändert, dieses gar verschlimmert. Mehr Wohnraum entsteht nicht und Sanierungsinvestitionen unterbleiben, eher werden Investoren abgeschreckt. Die eigentliche Zielgruppe, Bezieher geringer Einkommen, wird insgesamt kaum begünstigt. Es erscheint absehbar, dass sogar entgegen der geäußerten Absichten gegenteilige Effekte für die Zielgruppe insgesamt und auch andere Bevölkerungsteile eintreten werden.

Heute will ich aber keinen volkswirtschaftlichen Grundkurs abhalten, auch wenn mir das als Überzeugungstäter bei der damaligen Wahl meines volkswirtschaftlichen Studienfaches sicher Spaß bereiten würde. Stattdessen will ich mich dem „trocken´ Brot“ der bilanziellen Folgen des Mietendeckels zuwenden. Weiterlesen

Gelbe Karte der Bilanzpolizei – bei welchen Themen in diesem Jahr besonders häufig Fehler festgestellt wurden

Noch nie stand die Bilanzpolizei so in der Kritik wie jetzt. In diesem Beitrag soll es ausnahmsweise nicht um die Kritik an der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) gehen. Der Tätigkeitsbericht der DPR für dieses Jahr wird erst im Januar veröffentlicht. Doch bei einem Vortrag des Präsidenten hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, von den besonders häufigen Fehlerfeststellungen in diesem Jahr zu erfahren.

Neben dem Dauerbrenner Goodwill, gab es auch zu einem anderen Thema besonders häufig die gelbe Karte bei den DPR-Prüfungen. Dies war mir auch schon aufgefallen,denn ich verfolge regelmäßig die veröffentlichten Fehlerfeststellungen der DPR.

Dauerbrenner Goodwill

Die Wertminderung des Goodwills war einer der Prüfungsschwerpunkte in diesem Jahr. Der angekündigte Zoff mit der DPR ist eingetreten: Den Auftakt zu Jahresanfang machte direkt Bastei Lübbe. Mehr dazu gibt es in einem anderen Beitrag von mir, den ich unten verlinkt habe.

Doch was hat die DPR bemängelt? Weiterlesen

Bilanzskandal Wirecard: Und plötzlich betrat Dan McCrum den Raum

Meine Anhörung im Untersuchungsausschuss des Bundestages am 5. November 2020

Wie war es im Untersuchungsausschuss? Diese Frage wurde mir in den letzten vier Wochen häufig gestellt. Dies hat mich veranlasst, über meine Eindrücke nun zu berichten. Da die Sitzung nicht-öffentlich war, wollte ich mich nicht früher dazu äußern. Es wurde mir zwar freigestellt, ob ich mich dazu öffentlich äußere, oder nicht. Dennoch gab es die Bitte, damit zu warten, bis dies seitens des Untersuchungsausschusses geschehen ist. Dieser Bitte wollte ich nachkommen.

Ein ereignisreicher Tag für mich

Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen. Es war nicht nur sehr eindrucksvoll, den Erzählungen von Dan McCrum zu lauschen. Ebenso wurde mir beim Betreten des Bundestages bewusst: Ich bin nicht nur eine Besucherin, die beim Know-how Transfer der Wirtschaftsjunioren einen Bundestagsabgeordneten bei seiner Arbeit begleitet. Denn dies war mein letzter Besuch im Bundestag.

Ich kann mich noch genau erinnern: Während meines Studiums war ich beeindruckt von einem meiner Professoren, der bei Änderungen des Steuergesetzes immer mal wieder im Bundestag war. Als ich meinen Personalausweis beim Eintritt in das Paul-Löbe-Haus vorlegte, erinnerte ich mich daran. Und nun wurde ich selbst zur Anhörung als Sachverständige vom Bundestag geladen. Genauer gesagt, vom Untersuchungsausschuss zu Causa Wirecard. Wenn mir dies jemand vor einem Jahr gesagt hätte, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Doch nun der Reihe nach. Weiterlesen

Serie Bilanzskandale – was KPMG bei Wirecard eigentlich untersuchen sollte

Genau vor einem Jahr war KPMG damit beschäftigt, sich durch die Daten von Wirecard zu wühlen. Der Grund? Eine beauftragte Sonderprüfung, um die unter anderem die Vorwürfe der Financial Times endlich aus dem Weg zu räumen? Im April dieses Jahres wurde der Bericht von KPMG veröffentlicht. Dies war alles andere als ein Befreiungsschlag für den ehemaligen DAX-Konzern. Wirecard hat dies anders gesehen – zumindest, wenn man die damals veröffentlichten Pressemeldungen liest.

Doch was genau sollte KPMG bei Wirecard eigentlich untersuchen? Das schauen wir uns in diesem Beitrag etwas genauer an. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (16) – Neue DAX-Regeln und Corona befeuern Bilanzkosmetik

Sie sind da: Die neuen DAX-Regeln. Diesen Sommer wurde deutlich, dass die e derzeitigen Regelungen für die Aufnahme in den DAX dringend reformiert werden müssen, denn diese führten zu folgendem fragwürdigem Vorgehen: Die Deutsche Lufthansa flog hochkant aus dem DAX, denn durch die Corona-Pandemie waren die Zahlen des DAX-Konzerns massiv eingebrochen.

Wirecard blieb im DAX, obwohl der Zahlungsdienstleister zu dem Zeitpunkt bereits Insolvenz angemeldet hatte. Ein insolventer DAX-Konzern, bei dem es massive Vorwürfe wegen Bilanzmanipulationen, Geldwäsche und zahlreicher weiterer Vergehen gab verbleibt vorübergehend im DAX? Der Schreck dieser Tatsache war deutlich größer, als der Aufstieg des Lieferservices Delivery Hero in den DAX.

Schön und gut? Leider nicht. Weiterlesen