Vonovia: Weniger Verluste, aber steigende Kosten – ein Lichtblick in der Bilanz?

Der Immobilienkonzern Vonovia scheint im dritten Quartal 2024 eine Atempause bei den hohen Wertberichtigungen einzulegen. Während in den ersten sechs Monaten weiterhin nennenswerte Abwertungen vorgenommen wurden, fielen diese jedoch geringer aus als im Vorjahr. Dennoch reicht das operative Ergebnis nicht aus, um die Gewinnschwelle zu erreichen. Positiv ist immerhin, dass der Verlust im aktuellen Geschäftsjahr bislang spürbar niedriger ist als im Vorjahreszeitraum.

Ein Blick in den Quartalsbericht

Die hohen Wertberichtigungen auf Immobilien haben ein Ende. Im dritten Quartal musste Vonovia hier keine hohen Wertberichtigungen vornehmen. Betrachtet man die drei Quartale insgesamt, zeigt sich jedoch, dass es auch in diesem Jahr zu nennenswerten, wenn auch nicht mehr auf dem Niveau des Vorjahres liegenden, Wertberichtigungen gekommen ist.

Allerdings reichen die erwirtschafteten Erträge noch nicht aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. Weiterlesen

Sanierungsbedarf und BaFin im Blick: BayWa vor großen Herausforderungen

Die BayWa AG steht vor einer kritischen Prüfung ihrer Finanzberichte, da die BaFin Hinweise auf mögliche Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften erhalten hat. Besonders im Fokus: Die Darstellung der finanziellen Situation, die Offenlegung von Risiken und die Struktur des Risikomanagements. Ein Blick in die jüngsten Berichte zeigt, dass der Konzern mit sinkenden Gewinnen, steigenden Schulden und einem Rückgang des Aktienkurses zu kämpfen hat.

Das im Herbst fertiggestellte Sanierungsgutachten deutet darauf hin, dass BayWa in den kommenden Jahren tiefgreifende Umstrukturierungen vornehmen muss, um die finanzielle Stabilität zurückzugewinnen. Ob der Agrarkonzern diese Herausforderung meistert und welche Auswirkungen das für Anleger haben wird, bleibt spannend zu beobachten.

Was die BaFin prüfen möchte

Die BaFin hat Hinweise, die darauf hindeuten, dass die BayWa AG möglicherweise gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen haben könnte. Daher hat die Finanzaufsicht am 29. Oktober 2024 eine Prüfung des Konzernabschlusses und des Lageberichts der BayWa AG zum 31. Dezember 2023 angeordnet. Weiterlesen

Serie Risiko Bilanz: Was steckt hinter dem Gewinnsprung der Deutschen Bank?

Das Ergebnis der Deutschen Bank hat sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert. Um 31 % um genau zu sein. Erfreulich, oder? Nun ja, bedingt. Denn der Hintergrund sind nicht etwa gestiegene Zinserträge, die sich auch in der Liquidität niederschlagen. Genau genommen geht der Gewinnanstieg am Cashflow vorbei.

Ein Blick in den Quartalsbericht

Man kann der Deutschen Bank nicht vorwerfen, den Grund für den Gewinnsprung zu verschleiern. Bei der Darstellung des Konzernergebnisses wird der Grund konkret erläutert:

„Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal 2024 einen Vorsteuergewinn von 2,3 Mrd. € erzielt, ein Plus von 31% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Darin enthalten war eine Auflösung von Rückstellungen für den Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank AG von rund 440 Mio. €, was die Fortschritte durch die erzielten Vergleiche widerspiegelt. Ohne Berücksichtigung dieser Auflösung stieg der Vorsteuergewinn um 6% auf einen Rekordwert für ein drittes Quartal von 1,8 Mrd. €, verglichen mit 1,7 Mrd. € im Vorjahreszeitraum.“ (Deutsche Bank, Quartalsbericht drittes Quartal 2024, Seite 9)

Wie sich der Streit auf die Bilanzen ausgewirkt hat

In der Vergangenheit hat die Bildung von Rückstellungen für den Rechtsstreit mit den Postbank-Aktionären das Ergebnis belastet. Weiterlesen

Millionenschaden bei Aurubis durch Fehlbestände: Warum der Risikobericht Fragen aufwirft

Sie erinnern sich sicher: Vor etwas mehr als einem Jahr berichtete die Presse erstmals über den Millionendiebstahl bei Aurubis. Der Schaden? 169 Millionen Euro. Auf diese Summe bezifferte der Kupferhersteller den Fehlbestand an Metallen. Im Risikobericht informierte der Konzern über Risiken aus kriminellen Handlungen. Entscheidend ist aber der Zeitpunkt. Und der scheint mir etwas spät.

Ein Blick in den Risikobericht

Beginnen wir zuerst mit den Fakten: Im Risikobericht des Geschäftsberichtes 2022/2023 sind kriminelle Handlungen einer der wesentlichen Risiken des Konzerns. Dazu legt Aurubis die folgenden Informationen offen: Weiterlesen

Personalrisiken bei CompuGroup Medical: Wie der Fachkräftemangel die Zukunft prägt

In den letzten Monaten wurde viel über großangelegten Personalabbau berichtet. Doch ein ebenso drängendes Problem bleibt der Fachkräftemangel, der zahlreiche Unternehmen beschäftigt. Der demografische Wandel und das vermehrte Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsleben verstärken dieses Problem zusätzlich. Neben der reinen Verfügbarkeit von Arbeitskräften stellt sich vor allem die Frage, ob die vorhandenen Fachkompetenzen den betrieblichen Anforderungen entsprechen.

Der Mangel an qualifiziertem Personal führt dazu, dass Projekte verzögert oder gar nicht erst angenommen werden können. Insbesondere wenn die Umsetzung von Aufträgen von einzelnen Schlüsselpersonen abhängt, kann der Verlust dieser Mitarbeitenden zu erheblichen finanziellen Einbußen führen. Weiterlesen

Serie Risiko Bilanz: Aufgepasst bei kreativen Kennzahlen zum Aufpeppen des Umsatzes

Sie lieben Kennzahlen. Darüber habe ich kürzlich am Beispiel von Delivery Hero berichtet. Doch der Essenslieferant ist nicht das einzige Unternehmen, das Investoren mit kreativen Kennzahlen beeindrucken will.

Woran gerne gedreht wird? An Zahlen, die hohe Umsätze suggerieren. Doch während der Begriff Umsatz durch die Rechnungslegungsvorschriften definiert ist, sind der Definition eigener Kennzahlen keine Grenzen gesetzt. Die Folge? Andere Begriffe, die den Anschein erwecken sollen: Dem Unternehmen geht es wirtschaftlich sehr gut.

Wie hohe Umsätze suggeriert werden soll(t)en

Die seit einigen Monaten insolvente Kreditvermittlungsplattform Creditshelf versuchte im vergangenen Jahr auf der Hauptversammlung, Investoren mit der Kreditnachfrage zu beeindrucken. Ob erfolgreich oder nicht – allein die Tatsache der Insolvenz zeigt, dass kreative Kennzahlen langfristig nicht zum Erfolg führen. Ganz einfach: Ein Unternehmen muss nachhaltig Gewinne erwirtschaften, wenn es am Markt bestehen will. Kundenanfragen allein reichen nicht aus, um Gehälter zu zahlen. Weiterlesen

Höhere Risikovorsorge belastet Helaba Bilanz

Es sieht nicht gut aus – und das nicht nur für die Immobilienbranche. Die aktuellen Zahlen der Helaba Landesbank fürs erste Halbjahr zeigen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Risikovorsorge noch mal deutlich angestiegen. Vor einem Jahr lag das vor allem an den Turbulenzen am Immobilienmarkt.

Im Halbjahresfinanzbericht 2023 der Helaba wurde damals die Hälfte aller Immobilienkredite als kritisch eingestuft. Und nun? Trifft es auch das Firmenkundengeschäft? Weiterlesen

Vorsicht beim Prüferwechsel: Wann Anleger misstrauisch werden sollten

Warum wechselt ein Unternehmen seinen Wirtschaftsprüfer? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. So besteht beispielsweise für bestimmte börsennotierte Unternehmen eine Rotationspflicht. Wechselt ein Unternehmen aber bereits nach kurzer Mandatsdauer den Abschlussprüfer, ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch, wenn es immer länger dauert, bis der geprüfte Abschluss vorliegt.

Wieso Unternehmen die Prüfungsgesellschaft austauschen

Seit der Reform des FISG im Anschluss an den Zusammenbruch von Wirecard müssen alle Unternehmen von öffentlichem Interesse, unabhängig von ihrer Branche, alle zehn Jahre ihre Prüfungsgesellschaft wechseln. Die Möglichkeit, das Mandat auf maximal 20 Jahre zu verlängern, wurde abgeschafft, sofern es sich nicht um Banken, Versicherungen oder Finanzinstitute handelt. Ziel der externen Rotationspflicht ist die Wahrung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers.

Es gibt aber auch andere Gründe, warum Unternehmen den Abschlussprüfer wechseln. Weiterlesen

Aktivierte Entwicklungskosten: Warum Sie bei einer hohen Aktivierungsquote genauer hinschauen sollten

Lohnt sich Forschung und Entwicklung? Diese Frage hatte ich vor vielen Jahren in meiner Doktorarbeit gestellt. Das Ergebnis meiner empirischen Studie: Zumindest in der Wirtschaftskrise wirken sich Forschungs- und Entwicklungskosten nicht positiv auf den Aktienkurs eines Unternehmens aus. Doch das Thema ist nicht nur für börsennotierte Unternehmen relevant.

Alle Unternehmen mit F&E-Aktivitäten können bilanzpolitische Spielräume nutzen, um ihre Gewinne zu steigern. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist dies häufiger der Fall. Damit ist das Thema meiner Dissertation wieder hochaktuell, denn ich habe damals die Jahre der Finanzkrise empirisch untersucht.

Wieso die Aktivierung der Entwicklungskosten branchenabhängig ist

Für die Aktivierung von Entwicklungskosten in der IFRS-Bilanz müssen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Beispielsweise muss eine zuverlässige Abgrenzung zwischen Forschungs- und Entwicklungskosten möglich sein. Genau aus diesem Grund ist die Aktivierung von Entwicklungskosten auch branchenabhängig. Denn nur diese dürfen überhaupt aktiviert werden. Für Forschungskosten gilt ein explizites Aktivierungsverbot, die angefallenen Kosten sind im Jahr ihrer Entstehung sofort als Aufwand zu erfassen. Entwicklungskosten liegen nur dann vor, wenn die Forschungsergebnisse auch genutzt werden können.

Betrachtet man beispielsweise die Bilanzen von Pharmaunternehmen, so findet man nur selten aktivierte Entwicklungskosten. Dies liegt einfach daran, dass über viele Jahre Unsicherheit darüber besteht, ob die Entwicklungen jemals zu Einzahlungsüberschüssen am Markt führen werden. Dies ist eine weitere Voraussetzung, die in einigen Fällen nicht erfüllt sein dürfte. Anders verhält es sich in der Automobilindustrie, in der erfahrungsgemäß ein hoher Anteil der anfallenden Kosten als Entwicklungskosten aktiviert wird. Denn anders als bei einem Pharmakonzern stellt sich hier nicht die Frage, ob das Medikament jemals auf den Markt kommen wird, sondern vielmehr, wann das neue Modell am Markt verkauft werden kann.

Wieso man bei einer hohen Aktivierungsquote genauer hinschauen sollte

Die Kennzahl Aktivierungsquote findet sich beispielsweise in den Geschäftsberichten von Automobilherstellern. Sie gibt den Anteil der aktivierten Entwicklungskosten an den gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten an. Je höher die Aktivierungsquote, desto geringer sind die Aufwendungen, die den Gewinn schmälern.

Ein interessantes Beispiel: Die Porsche AG hat eine hohe Aktivierungsquote, die in den letzten Jahren sehr große Sprünge nach oben gemacht hat. Im Geschäftsjahr 2019 lag sie noch bei 44 %, im Geschäftsjahr 2023 bei knapp 74 %. Das entspricht einer Steigerung der Kennzahl um 70 %. Das ist eine ganze Menge.

Aber Vorsicht: Ich kann fachlich nicht beurteilen, was bei der Porsche AG in den letzten Jahren passiert ist, dass der Anteil der aktivierten Entwicklungskosten so deutlich gestiegen ist. Aber als Bilanzexpertin bin ich vorsichtig: Denn hohe Aktivierungen heute bedeuten auch höhere Abschreibungen in der Zukunft. Als Aktionärin der Porsche AG würde ich auf jeden Fall auf der Hauptversammlung nachfragen, warum die Aktivierungsquote in den letzten Jahren so stark gestiegen ist.

Im Jahr 2023 wurden Entwicklungskosten in Höhe von 2 Mrd. € aktiviert. Dies ist angesichts eines Gewinns vor Steuern von 5 Mrd. € ein beachtlicher Betrag. Aber auch die Abschreibungen auf die in der Vergangenheit aktivierten Entwicklungskosten sind nicht mehr unerheblich: Sie belaufen sich im Geschäftsjahr 2023 auf knapp eine Mrd. €.

Und wie so oft gilt auch hier: Die amerikanische Börsenweisheit. Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow Tatsache. Denn dem Cashflow ist es völlig egal, ob Entwicklungskosten aktiviert werden oder nicht. Er honoriert nur die Kundeneinlagen, die durch erfolgreiche F&E-Aktivitäten in neue Produkte fließen.

Insbesondere bei einer hohen Aktivierungsquote ist zu prüfen, wie der Gewinn ohne Aktivierung aussehen würde. Langfristig zeigt sich dies zwar in den Abschreibungen, aber bis dahin vergeht einige Zeit.

Weitere Informationen:

Serie Risiko Bilanz: Warum der operative Cashflow nicht immer die Lösung ist

„Schauen Sie sich nicht nur den Gewinn, sondern auch den Cashflow an.“ Eine Aussage, die ich bei meinen Schulungen und Coachings häufig verwende. Aber ich muss zugeben: Der Cashflow ist nicht immer aussagekräftig.

So ärgerlich es ist, aber es ist nicht die Regel, wenn man Jahresabschlüsse und andere Inhalte eines Geschäftsberichts liest: Es ist immer so. Und die Aussagekraft des operativen Cashflows ist so ein Fall. Als Volkswirtin würde ich sagen: Es kommt darauf an. Worauf denn? Auf das Geschäftsmodell des Unternehmens. Was bedeutet das für den Cashflow? Schauen wir uns das genauer an. Weiterlesen