Bilanzzauber: Wie Adler plötzlich Milliardengewinne schreibt

Vor einigen Wochen hat Adler aktuelle Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2024 offengelegt: Ein Rückgang der Umsatzerlöse um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Gewinn in Höhe von 1,5 Mrd. EUR, im Vorjahr wurde ein Verlust in Höhe von 1,2 Mrd. € erwirtschaftet. Wie kann das sein?

Die Wertsteigerungen der Immobilien sind es jedenfalls nicht, sie gab es nicht. Genau genommen, haben die Immobilien an Wert verloren. Um 244 Mio. EUR, um präzise zu sein. Das entspricht etwa der Höhe der Umsatzerlöse, die in den ersten neun Monaten 2024 bei insgesamt 249 Mio. EUR lagen. Der Gewinn zeigt sich auch nicht im operativen Cashflow, den Adler verbrennt weiterhin Geld. Gehen wir auf Spurensuche in der Quartalsmitteilung von Adler.

Wie Adler der Sprung in die Gewinnzone gelungen ist

Ein Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung verrät: Das sog. „Finance income“ (Finanzerträge) ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum explodiert: Von läppischen 44 Mio. € auf stolze 2,1 Mrd. € sind sie angestiegen. Genau genommen erfolgte dieser massive Sprung der Finanzerträge im dritten Quartal 2024.

Und welcher Sachverhalt versteckt sich dahinter? Auf Seite 22 der Quartalsmitteilung zum dritten Quartal 2024 liefert Adler dazu die folgende Erläuterung:

(Übersetzung: Nach Abschluss der umfassenden Rekapitalisierung im September 2024 wurde das Gesamteigenkapital der Gruppe erheblich gestärkt. Der wichtigste Faktor war, dass ein Ertrag aus der Ausbuchung von Finanzinstrumenten in Höhe von 2.088 Mio. EUR realisiert wurde, der sich auf die Umwandlung der 2L Perpetual Notes in Eigenkapital bezieht).

Was das bedeutet? Kurz gesagt: Es handelt sich bei den Finanzerträgen nicht um operative Zins- oder Anlageerträge, sondern um einen buchhalterischen Effekt durch die Restrukturierung der Verbindlichkeiten.

Oder anders ausgedrückt: Aus Fremdkapital wurde Eigenkapital gemacht. Nett, aber dadurch ist Adler kein neues Geld zugeflossen. Was sich dadurch geändert hat? Das Eigenkapital ist im Vergleich zum 31.12.2023 wieder positiv. Dadurch wurde die Eigenkapitalquote deutlich verbessert.

Und mein Senf dazu

Ach ja, wie man sich die eigenen Zahlen doch schön rechnen kann. Ich mache aus Fremdkapital einfach Eigenkapital und schon sieht es wieder besser aus. Also alles in Butter? Keineswegs. Adler verbrennt immer noch Geld. Und Geld ist dadurch auch nicht ins Unternehmen geflossen. Es ist wie mit den Wertsteigerungen der Immobilien in der Vergangenheit: Das sind nur Papiergewinne und keine Gewinne, die sich auch in Form eines Liquiditätszuflusses zeigen.

Und nicht zu vergessen: Die Umwandlung von Fremd- und Eigenkapital kann ein Unternehmen nicht retten. Auch Air Berlin nutze diese Medizin, mit mäßigem Erfolg. Air Berlin ist seit einigen Jahren Geschichte.

Aber schön reden kann man sich alles: Adler hat am 20. Januar 2025 die Zusage einer Refinanzierung verkündet. Eine Zinssenkung von 14 % auf einen niedrigere zweistelligen (!) Prozentsatz werden in der Pressemitteilung als Erfolg verkündet. Denn schließlich hat sich das Risikoprofil verbessert. Stimmt. Aber erfreulicher wäre es, wenn sich auch die Ertrags- und Liquiditätslage verbessern würden. Und zwar ganz ohne Bilanzkosmetik.

Weitere Informationen:

Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge:

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

− 2 = 8