Bestechung und Bilanz: Was SAP im Risikobericht (nicht) verrät

Bestechung, Whistleblower und millionenschwere Strafzahlungen – im Risikobericht von SAP findet sich brisantes Material. Doch welche Details werden offengelegt, und wo bleibt die Transparenz auf der Strecke? Ich habe mir die Aussagen im Geschäftsbericht 2023 genauer angesehen – und ein paar Fragen bleiben offen.

Ein Blick in den Risikobericht von SAP

Risiken im Zusammenhang mit ethischem Verhalten. So beschreibt SAP in ihrem Geschäftsbericht das Compliance-Risiko. Ich finde, die Lektüre lohnt sich. Aber lesen Sie selbst, worüber SAP die Investoren im Geschäftsbericht 2023 auf Seite 151 informiert:

„In den vergangenen Jahren ist das Investigations-Team im Office of Ethics & Compliance (OEC) der SAP mit Hilfe einer externen Anwaltskanzlei Whistleblower-Meldungen nachgegangen, in denen die Behauptung aufgestellt wurde, dass das Geschäftsverhalten einiger ehemaliger SAP-Mitarbeitender in Tochtergesellschaften der SAP gegen Richtlinien und Verfahren der SAP oder einschlägige Gesetze verstoßen habe. Diese Untersuchungen führten schließlich dazu, dass im Januar 2024 eine Vergleichsvereinbarung mit der US-Börsenaufsicht (U.S. Securities and Exchange Commission), dem US-Justizministerium (U.S. Department of Justice) sowie lokalen Behörden in Südafrika geschlossen wurde. Die SAP kooperierte uneingeschränkt mit den Strafverfolgungsbehörden und leitete unverzüglich Disziplinarmaßnahmen gegen die beteiligten Mitarbeitenden ein, darunter die Beendigung des Arbeitsverhältnisses aller an potenziellen Gesetzesverstößen beteiligten Parteien. Seit dem Aufkommen dieser Vorwürfe hat die SAP –gemäß den Erwartungen und Anforderungen des US-Justizministeriums sowie der Rechtsvorschriften –auch ihr Compliance-Programm und die entsprechenden internen Kontrollen deutlich verstärkt.“

Und mein Senf dazu

Endlich ein paar Fakten und nicht nur leere Floskeln, was alles getan wird, um die geltenden Gesetze und Vorschriften im Unternehmen einzuhalten. Und doch gibt es Lücken, wie ich finde. Welche Strafen mussten bezahlt werden? Welche Gesetze wurden verletzt? Welcher Schaden ist der SAP über die Strafzahlungen hinaus entstanden? Und natürlich für mich als Bilanzfreak: Wo wurden die Strafzahlungen in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht?

Und ganz ehrlich: In einem Artikel des FINANCE-Magazins bekomme ich viel mehr Antworten als im Risikobericht. Immerhin geht es laut FINANCE-Artikel um eine Strafzahlung in den USA in Höhe von 200 Millionen Euro. Schmiergelder sollen an Beamte geflossen sein. Wie wurden diese verbucht? Als Betriebsausgaben mittels gefälschter Belege. Schade, SAP hat die Chance verpasst, mit Transparenz zu glänzen. Ich sage in diesem Fall ungern: Vielleicht beim nächsten Mal. Denn ein nächstes Mal wird es hoffentlich nicht geben.

Weitere Informationen:
SAP zahlt 220 Millionen US-Dollar an US-Behörde

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