Der liebe alte Goodwill – ein absoluter Dauerbrenner. Nicht nur die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) beschäftigt das Thema. Auch die Wirtschaftsprüfer der DAX-Konzerne haben bei ihrer Prüfung der Abschlüsse 2019 ein besonderes Augenmerk darauf geworfen. Bei ca. einem Drittel der Unternehmen wurde die Werthaltigkeit des Goodwills als besonders wichtiger Prüfungsinhalt (sog. KAM) eingestuft.
DPR und IASB: Goodwill beschäftigt die IFRS-Welt
Die DPR hat den Werthaltigkeitstest als besonderen Prüfungsschwerpunkt für dieses Jahr ausgewählt. Denn wie der Tätigkeitsbericht des letzten Jahres gezeigt hat, gibt es beim Goodwill die meisten Einzelfehler bei den Überprüfungen der Jahresabschlüsse.
Derzeit kann das Diskussionspapier des IASB kommentiert werden, dass eine Änderung der derzeitigen Regelung vorsieht: Demnach soll die planmäßige Abschreibung nicht wieder eingeführt werden. Auch beim Werthaltigkeitstest soll es eine Änderung geben: Dieser soll nicht mehr jährlich durchgeführt werden müssen, sondern lediglich bei Vorliegen eines Anlasses. Eine Diskussion dazu kommt in einem separaten Blog-Beitrag. Zurück zu den besonders wichtigen Prüfungsinhalten.
Werthaltigkeit des Goodwills als KAM im Trend – anders als die Abschreibung
Ein kurzer Blick in die Geschäftsberichte der DAX-Konzerne des Jahres 2019 zeigt: Die Werthaltigkeit des Goodwills war auch bei den Abschlussprüfungen ein Dauerbrenner. Außer Wirecard haben mittlerweile alle DAX-Konzerne ihren Abschluss von 2019 veröffentlicht. Seltsam, dass gerade eines der digitalsten Unternehmen im DAX am längsten braucht. Die Corona-Pandemie wurde als Grund genannt. Aber warum haben es denn dann die 29 anderen Konzerne geschafft? Schließlich ist Wirecard kein DAX-Neuling mehr.
Neben Continental, wurden beispielsweise bei der Deutschen Post, E.ON, Fresenius, Fresenius Medical Care, Heidelberg Cement, RWE und Volkswagen die Werthaltigkeit des Goodwills als besonders wichtiger Prüfungsinhalt eingeordnet – rund einem Drittel der DAX-Konzerne. Das Thema scheint nicht nur wichtig zu sein. Offenbar geht es hier auch um immense Summen. In der Tat, denndie Summe des Goodwills aller DAX-Konzerne liegt bei ca. 300 Mrd. €. Kein Kleckerbetrag. Außerplanmäßige Abschreibungen liegen nicht gerade im Trend, wenn man sich die Ergebnisse der Werthaltigkeitstests der letzten Jahre anschaut.
Im Bestätigungsvermerk von Continental (Geschäftsbericht 2019, S. 108) äußert sich der Wirtschaftsprüfer wie folgt:
„Die Reduzierung der erwarteten künftigen Zahlungsmittelzuflüsse führte im Rahmen der anlassbezogenen Werthaltigkeitsprüfung zum 30.September 2019 zu Wertminderungen des Goodwill in Höhe von EUR 2.291,2 Mio. Sollte sich die Ertragslage schlechter als erwartet entwickeln oder der Diskontierungszinssatz, der der Werthaltigkeitsprüfung zugrunde gelegt wurde, steigen, werden weitere Wertminderungen erforderlich sein.“
Der Quartalsbericht wird zeigen, inwieweit die Verschlechterung der Ertragslage sich auf die Werthaltigkeit des Goodwills auswirken wird. Doch Prognosen zu treffen ist derzeit nahezu nicht möglich. Warten wir ab. Continental hat jedenfalls 2019 eine außerplanmäßige Abschreibung des Goodwills vorgenommen – damit sind sie einer der wenigen Ausnahmefälle.
Studie zum Goodwill – Besorgende Ergebnisse
Zur Entwicklung des Goodwills in den Bilanzen der DAX-Unternehmen und den vorgenommenen außerplanmäßigen Abschreibungen in den letzten Jahren habe ich eine Studie durchgeführt, die allerdings noch nicht veröffentlicht ist. Die Ergebnisse haben mich selbst erschreckt. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund einer schweren Rezession in Deutschland ist dies besorgniserregend. Bei Interesse an den Studienergebnissen können Sie mir gerne eine Nachricht schreiben (post@carolarinker.de).
Lesen Sie dazu auch meinen Beitrag hier im NWB Experten-Blog:
Tickende Zeitbombe Goodwill – Platz die Abschreibungs-Bombe durch die Corona-Pandemie?